13.

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Ich starrte ihr noch einen Moment nach, bis die Tür ins Schloss fiel. Wie bei allen sieben Höllen konnten meine Männer nur so unendlich dämlich sein und ihre wahre Identität nicht erkennen? Elende Nichtsnutze! Es war doch mehr als nur offensichtlich! Die etwas weicheren Gesichtszüge, die Stimmlage. Gut, die Kleidung und der Haarschnitt waren nicht sonderlich weiblich, aber ansonsten? War ich hier wirklich von Idioten umgeben? Ich mochte mir gar nicht ausmalen, welche Folgen derartige Unaufmerksamkeiten mit sich ziehen konnten. Wir würden wie komplette Narren dastehen, so wurden Kriege verloren und Könige gestürzt! Nein, das musste ich um jeden Preis verhindern! Sollte mir nochmal ein solcher Fehler zu Ohren kommen, würde ich hart durchgreifen. Wir konnten uns derartige Dummheiten einfach nicht leisten!
Wenn die Soldaten nicht spuren, liegt der Fehler bei ihrem Befehlshaber, rief ich mir die Worte an Tyrion wieder in den Kopf und mahlte bitter mit den Kiefern. Ich konnte niemandem vertrauen! Wirklich niemandem, das hatte sich mir heute wieder bestätigt!
Ich lehnte mich zurück und starrte nachdenklich auf den Tisch vor mir. Meine Gedanken kehrten zu dem Gespräch von eben zurück. Ser... Dieses Mädchen hatte nicht die geringste Ahnung vom Umgang mit höheren Ständen. Aber ich würde sie mir schon noch erziehen. Wenn sie sich tarnen konnte, würde sie auch lernen können. Schlauer als meine Männer war sie allemal.
Ich breitete meine Karte aus und begann weitere Strategien für den jungen Wolf zu planen. Bald würde hoffentlich Kevan eintreffen, war mein Bruder mir doch um Längen lieber als die anderen Strategen meiner Armee. Wir hatten schon so viele Schlachten gemeinsam geschlagen, diesen Krieg würden wir genauso abfrühstücken wie den letzten. Ein Löwe würde sich doch nicht von einem noch grünen Wolf an der Nase herumführen lassen! Ich gewinne diesen verdammten Krieg! Koste es, was es wolle!
Nach einer Weile hörte ich hinter mir die Tür aufgehen. Ich war aufgestanden und um den Tisch gelaufen, während ich meine Karte studierte und die kleinen hölzernen Löwen und Wölfe platzierte. Eine widerliche Angewohnheit, wie ich fand. Dennoch erhoffte ich mir so stets andere Blickwinkel und neue Ideen für bessere Strategien.
"Wohin mit dem Wein, Lord Tywin?", hörte ich die Stimme des Mädchens hinter mir und deutete mit einer Handbewegung auf die freie Stelle des Tisches zu meiner Linken. Nicht eine Sekunde sah ich von meiner Karte auf, ich stellte mich direkt davor. Sicher ist sicher, so wird sie es gewiss nicht sehen, dachte ich dabei und plante weiter.
Ich spürte die Regung neben mir und richtete mein Augenmerk für den Bruchteil einer Sekunde auf die Karaffe und den Becher.
"Ist dir wenigstens Feuer machen ein Begriff?", ging ich auf unsere vorige Konversation ein und ließ meinen Blick noch etwas weiter nach links wandern. Blau-graue Augen begegneten meinen, ehe sie erneut ihre Füße fanden. Ihre Kleidung schien vor Dreck schon ganz starr und dunkelbraun, die Haare standen in sämtliche Richtungen ab wie bei einem Igel. Sie waren vom Matsch ebenfalls dunkelbraun und strähnig.
Das Mädchen wandte sich ohne ein Wort ab und ging zu der großen Feuerstelle mir gegenüber. Sie hatte einen kleinen Haufen Scheite mitgebracht und begann diese nun langsam zu stapeln, ehe sie mit etwas Zunder ein ordentliches Feuer entfachte.
"Beeindruckend", hörte ich mich selbst sagen und registrierte genau ihr Zucken, auch wenn es noch so minimal war, "Wer hat es dich gelehrt? Dein Vater?"
Es verging eine kleine Ewigkeit, ehe sie antwortete. Währenddessen bewegte sie sich kein bisschen, schien in eine Art Starre verfallen zu sein.
"Ja, Mylord."
Zwei einzelne Worte in einem so eisigen Tonfall, dass ich glaubte, den Winter hinter der Mauer spüren zu können. Hatte ich etwa bereits jetzt ihren ersten wunden Punkt erspürt? ...

A Beast's HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt