53.

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"Ist das wahr, was du eben gesagt hast? Lügst du mich auch nicht an?"
"Niemals, Tywin", erwiderte ich leise, überwältigt von seiner festen Umarmung. Dieses ständige Zittern ärgerte mich. Ich mochte es, in seinen Armen zu sein! Wann endlich würde auch mein Körper es verstehen?
"Sag es noch einmal", flüsterte er leise und ich schob langsam auch meine Arme um ihn. Eng aneinander gedrückt standen wir da, über uns blauer Himmel und Sonnenschein. Einzig und allein die Möwen zerrissen die Ruhe.
"Ich liebe Euch, Tywin", wiederholte ich und blickte mit aller Liebe zu ihm hoch, die ich zeigen konnte. Er sah mich lange an, schien es immer noch nicht glauben zu können. Ich kuschelte mich weiter an ihn, hinter uns das Rauschen des Meeres.
"Ich liebe dich auch, Lena", hauchte er nach einer Weile und ich dachte erst, das Meer hätte mir einen Streich gespielt. Doch als ich erneut zu ihm hochblickte, lag ein Funkeln in den blauen Augen des Löwen, welches mir die Wahrheit offenbarte. Er hatte es tatsächlich gesagt.
"Ich will endlich aus der Rüstung heraus", klagte er leise.
"Zeigt mir Eure Gemächer, dann will ich Euch helfen, sie auszuziehen."
Er nickte und ließ mich los. Wir liefen bis zum Fuß eines Turms, dann sah er zu mir.
"Darfst du mittlerweile wieder Treppen steigen?"
"Der Großmaester hat nichts gesagt. Ich schätze schon."
Vorsichtig gingen wir also gemeinsam die Stufen hinauf in den Turm.
Durch die Fenster drang Licht in den Raum, sofort fiel mein Blick auf den riesigen Tisch. Dahinter trennte eine halbhohe Wand einen Teil des Raumes ab, geziert von einem stählernen Gitter mit zwei sich aufbäumenden Löwen. Ganz wie auf dem Banner.
Durch den Torbogen sah ich einen Schreibtisch, überhäuft mit Pergamenten und Büchern. Ja, das war das Bild, welches ich kannte. Tywins Arbeitsplatz. Jedoch nicht so dunkel und kalt wie auf Harrenhal, nein. Hier konnte man sich wohlfühlen.
Er führte mich quer durch den Raum durch eine weitere Tür. Der halbe Raum war ergriffen von einem Bett, gegenüber befand sich ein großer Balkon.
"Gefällt es dir hier, oder warum leuchten deine Augen so?"
"Es ist so viel wärmer hier als in Harrenhal! Nicht nur vom Klima her, sondern auch die Einrichtung!"
Er schnaubte amüsiert. Ich blickte ihn verwirrt an.
"Was amüsiert Euch?"
"Ich glaube, du bist die erste, von der ich das höre. Sonst macht sich keiner solche Gedanken über die Einrichtung, zumindest nicht gegenüber dem Adel."
"Ich setze meine Prioritäten halt anders als andere", erklärte ich schlicht und öffnete die Riemen seiner Rüstung.
"Das ist mir schnell aufgefallen", erwiderte der Lord, stieg aus seiner Rüstung und schlüpfte stattdessen in eines seiner Ledergewänder. Ich war währenddessen hin und her gelaufen und betrachtete fasziniert die ganzen kleinen Verzierungen und Details. So feine Kunst hatte ich nie zuvor gesehen.
Ich spürte Tywin dicht hinter mir und blickte auf. Langsam legte er die Arme um mich.
"Ohne Rüstung ist es viel besser."
Ich kniff die Augen zu und atmete tief durch, versuchte mein Zittern zu unterdrücken. Doch es funktionierte nicht.
"Shh... Lena, beruhige dich. Ich bin hier, es ist alles in Ordnung."
Ich drehte mich zu ihm um und musterte ihn. Dann nahm ich das Abzeichen der Hand und befestigte es vorsichtig rechts auf Brusthöhe an seinem Gewand.
"Ich nehme an, das müsst Ihr tragen."
"Versuchst du schon wieder, vom Thema abzulenken?", fragte er und zuckte mit einer Augenbraue. Ich fuhr mir durch die Haare.
"Wie kommt Ihr darauf?"
Er tippte sich selbst auf das Abzeichen, ließ mich dabei nicht eine Sekunde aus den Augen. Er schien für einen Moment nachdenklich, dann sprach er.
"Du wirst dich daran gewöhnen müssen. Irgendwann wird es gehen, da bin ich sicher. Wir tasten uns gemeinsam heran."
Ich atmete flach und musterte ihn. Warum nur hatte ich solche Probleme damit? Ich seufzte schwer und senkte den Kopf.
"Ich würde es gerne sofort ändern, wenn ich könnte."
Vorsichtig legte er seine Hand auf meine Schulter. Das ließ ich mittlerweile zu.
"Mach dir keine Gedanken. Wir konnten einmal nebeneinander schlafen, also können wir das auch erneut schaffen."
"Aber Tywin, sollte ich nicht ein eigenes Zimmer bekommen, so wie andere Bedienstete auch?"
"Offiziell schon. Aber wenn du schon zwischen Lord und Bediensteten differenzierst, dann darf ich dir auch weiterhin Befehle erteilen."
"Natürlich, Lord Tywin. Womit kann ich dienen?"
Ehe ich es mich versah, hatte er mich wieder an sich gezogen.
"Ich verlange, dass du dich an dem folgenden Befehl dein Leben lang halten wirst! Verstanden?"
Ich nickte langsam. Was hatte er vor? Tywins Gesicht war komplett ernst, als er sprach.
"Ich befehle dir, mich niemals mehr zu verlassen!"
Ich drückte mich an seinen warmen Körper und spürte die Tränen, die sich in meinen Augen sammelten. Ich konnte nicht verhindern, dass zwei von ihnen ihren Weg über meine Wangen fanden, ehe ich schluckte und ihm meine Antwort gab.
"Niemals, Tywin. Ihr habt mein Wort!"
Er blickte zu mir hinab, betrachtete mich fasziniert.
"Warum weinst du?"
"Weil ... weil ich mich freue. Nach all den Jahren Einsamkeit habe ich mir nichts mehr gewünscht, als ein Heim. Und ich musste in den Abgrund blicken, um zu erkennen, dass es zum Greifen nah war. Die ganze Zeit über."
Vorsichtig näherte er sich mir, sein Blick schien mich zu durchbohren.
"Schließe deine Augen."
Ich gehorchte und konnte kurz darauf seinen Atem warm auf meinem Gesicht spüren.
"Nicht bewegen. Vertraust du mir?"
Langsam nickte ich und spürte einen Herzschlag später vorsichtig und bedacht seine Lippen auf meinen Wangen. Erst rechts, dann links, er küsste meine Tränen weg. Blinzelnd öffnete ich die Augen, blickte ihn lange an. Ich hatte stillgehalten! Mein Herz schlug schneller und lauter, ich lächelte zunehmend. Fasziniert strich ich mit der Hand über seinen Arm hinauf zu seiner Schulter, fühlte genau das weiche warme Leder. Gleiches wiederholte ich auf der anderen Seite. Ich schob meine Hände weiter nach oben über seinen Hals zu seinem Gesicht, umschloss vorsichtig sein Kinn und seinen Nacken. Die Daumen strichen sanft über seine Bartstoppeln, dann begann ich ihn zu mir hinab zu ziehen. Tywin zuckte mit einer Augenbraue, blickte mich durchdringend an.
"Bist du sicher, dass du nicht noch etwas warten möchtest?", raunte er leise.
"Lass es mich versuchen", erwiderte ich tonlos und erhob mich auf die Zehenspitzen. Ich nahm all meinen Mut zusammen und schloss die Augen, um kurz darauf seine Lippen ganz sanft und zaghaft auf meinen zu spüren...

A Beast's HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt