"Müsst ihr denn wirklich unbedingt zurück in die Hauptstadt? Ihr saht beide gestern Abend so glücklich aus."
Nach einem kleinen Frühstück bei Alayne und Darian war Tywin schon zu Olyvar, dem Wirt gegangen, um seine Rüstung, sein Pferd und seinen Soldaten zu holen. Ich war in dem kleinen Haus geblieben und hielt Merysa im Arm, während ich meine beiden Ersatzeltern traurig ansah und nickte.
"Es muss sein. Tywin muss sein Amt verwalten und ich auf ihn aufpassen, dass er sich nicht überarbeitet."
"Ich werde dich vermissen, Lena!", schluchzte Merysa leise und vergrub ihr Gesicht an meiner Seite. Ich strich ihr beruhigend über den Rücken.
"Wenn ihr etwas braucht, dann kommt nach Königsmund. Ich werde tun, was ich kann, um euch zu helfen. Das ist das mindeste dafür, was ihr für mich getan habt. Für uns."
"Du hast es verdient, Lena", erwiderte Darian und legte mir eine Hand auf die Schulter, "Er wird gut für dich sorgen, da bin ich sicher."
Es klopfte an die Tür und Merysa drückte sich gleich noch etwas fester an mich. Gemeinsam gingen wir hinaus, Tywin thronte in voller Rüstung auf seinem Pferd und blickte stolz auf uns hinab. Jetzt war er wieder ganz Lord Lannister.
Ich hockte mich vor Merysa hin und hielt ihre kleinen Hände.
"Kannst du für mich auf den Fuchs aufpassen?"
Ihre Augen wurden groß und ich erhob mich wieder.
"Er soll mein Abschiedsgeschenk für euch sein. Ich werde euch niemals vergessen, was ihr für mich getan habt!"
Alayne und Darian lächelten mich an, bevor sie mich in ihre Arme zogen.
"Wir werden dich auch nicht vergessen, Lena. Und wenn du mal wieder in der Nähe sein solltest, werden wir dich mit Freuden erwarten!"
"Das ehrt mich sehr", erwiderte ich und ging schließlich zu Tywin. Er reichte mir die Hand und zog mich zu sich auf das Pferd.
"Passt auf euch auf!", rief ich noch und die drei begangen schon jetzt zu winken.
"Ihr auch! Lebt wohl, Lord und Lady Lannister!"
Ich hob ebenfalls die Hand, während Tywin bereits das Pferd antrieb und los ritt. Rechts flankierte uns einer der beiden Soldaten, den Blick stur geradeaus gerichtet. Ich drückte mich fest an Tywin und legte meine Hände auf seine.
"Du hast sie wahrlich lieb gewonnen, nicht?", fragte er mich irgendwann und ich blickte zu ihm hoch.
"Sie waren wie zweite Eltern für mich, ja ich habe sie sehr lieb gewonnen. Und wenn sie etwas benötigen, sollen sie sich an mich wenden."
"Das liebe ich so an dir", flüsterte er und küsste mich kurz auf die Wange, "Erst kommen die anderen, dann denkst du an dich."
"Das ist doch selbstverständlich, dachte ich?"
"Das ist gewiss nicht selbstverständlich! Und ich hoffe, du wirst es dir bewahren können, trotz des neuen Umfeldes."
"Ich werde mich von der Königin nicht noch einmal ins Bockshorn jagen lassen, falls du das meinst", meine Hände strichen über seine Eisenhandschuhe hinauf zu seinen Armen und wieder zurück, "Sie mag deine Tochter sein und das respektiere ich natürlich, aber eine gewisse Portion Stolz besitze ich dann auch noch."
"Kann ich dir nicht verdenken", murmelte er, "Du hast meine Erlaubnis, ihr gehörig deine Meinung zu sagen."
"Oh, wie überaus freundlich von Euch, Mylord."
Ich blickte mit frechem Grinsen zu ihm hoch. Ich würde natürlich nicht sofort loswettern, wo kämen wir denn da hin? Was hatte Tywin mir noch einst auf Harrenhal erklärt?
"Halte deine Kraft stets unbemerkt im Hintergrund, sei es deine körperliche Kraft oder ein Verbündeter."
Er erwiderte meinen Blick und musterte mich nachdenklich.
"Was ist?"
"Die Zeit der Hemden und Hosen endet nun", murmelte er. Ich blickte ihn verwirrt an.
"Wie muss ich das verstehen?"
"Nun, als Lady schickt es sich nicht, in Hemd und Hose herumzulaufen."
Ich blickte ihn entgeistert an.
"Du meinst...ich soll jetzt Kleider tragen?!"
"So ist es."
Ich verzog das Gesicht.
"Aber die sind so unpraktisch! Und so laut, wenn der Stoff über den Boden schlurft! Muss das denn sein?"
In seiner Brust rumpelte ein leises Lachen.
"Ja, das muss sein. Du musst ja nicht mehr arbeiten. Apropos... Du wirst eine Zofe brauchen."
Ich schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Jetzt geht's aber los! Ich kann mich sehr gut alleine anziehen, dafür brauche ich keine Zofe!"
"Das habe ich heute morgen gesehen", murmelte er und ich schnaubte erneut beleidigt, "Außerdem geht es ja nicht nur um das Anziehen. Du musstest mir ja auch nicht beim Anziehen helfen, oder?"
"Wenn ich jetzt im Nachhinein so darüber nachdenke, ärgert es mich ein wenig, dass das nicht mit in mein Tätigkeitsfeld gehörte."
Nun war er derjenige, der schnaubte.
"Wie muss ich diesen Gedankengang nun verstehen, Lady Lannister?"
"Verbucht es einfach unter "unsittlich", Lord Lannister."
Er ließ die Zügel los, welche ich schnell ergriff. Ich spürte, wie sich seine Hände langsam um meinen Bauch legten und seine Lippen sanft über meinen Hals strichen.
"Ich bin schockiert! Solche Aussagen, da glühen einem ja die Ohren", flüsterte er leise an mein Ohr und ich bekam eine Gänsehaut.
"Gewöhnt Euch besser daran, Mylord. Ich bin anders als die anderen Damen am Hof, das zeigt sich auch in den Äußerungen."
Er festigte seinen Griff, drückte mich fester an sich.
"Ich sehe, es kommen bewegte Zeiten auf uns zu."
"Worauf du dich verlassen kannst, mein Lieber! Ich werde dich wohl ganz schön auf Trab halten."
Ich grinste frech zu ihm hoch, dann spürte ich, wie seine Zähne sanft mein Ohrläppchen umschlossen und liebevoll daran zu knabbern begannen.
"Ich hatte eigentlich gedacht, dass du für das Gegenteil sorgen wirst", nuschelte er.
"Was deine Arbeit betrifft, natürlich. Aber die Zeit, in der du dich stets in deinem Arbeitszimmer verkrümelt hast, endet jetzt. Genau genommen endete sie gestern Abend. Und jetzt möchte ich dich bitten, mein Ohr freizugeben, damit ich mich aufs Reiten konzentrieren kann. Ich bin nämlich nicht gewillt, mich in einem Graben wiederzufinden."
Er ließ von mir ab, hielt mich aber weiter fest in seiner Umarmung.
"Dich gebe ich nicht wieder her! Für nichts auf der Welt! Hast du mich gehört?"
"Klar und deutlich, mein Löwe. Und ich bin darüber mehr als nur froh, dessen kannst du dir stets sicher sein!" ...
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A Beast's Heart
FanfictionWenn dir die Menschen entrissen werden, die du liebst, dann wirst du zu einem Stein. Du hasst diejenigen, die sie dir weggenommen haben. Du willst sie alle tot sehen. Dieser Hass zerfrisst dich, macht dich eiskalt und unberechenbar - Du wirst eine B...