Darian zerschlug gerade ein weiteres Stück Holz, welches dann mit einem Knacken zu Boden fiel. Ich sammelte die Scheite auf und legte sie ordentlich in die Körbe.
"Diese zwei noch und dann können wir wieder heim", verkündete Darian und ich rang mir ein erleichteres Lächeln ab. Mir graute davor, das ganze Holz zum Haus zurückzuschleppen.
Ich fuhr erschrocken hoch, als ich Merysas glockenhelle Stimme plötzlich hinter mir hörte.
"Lena! Lena, komm mal!"
"Merysa! Ich habe dir doch gesagt, du sollst mich nicht so erschrecken! Was machst du überhaupt hier, du solltest doch bei deiner Mutter bleiben!"
Sie stoppte direkt vor mir, griff nach meiner Hand und zog daran.
"Mutter sagte, ich soll dich holen kommen. Da ist jemand in unserem Haus, der dich sehen will."
Ich blinzelte erschrocken und hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Wer wartete da? War es ein Soldat? Machte die Königin etwa Jagd auf mich, damit ich auch wirklich nicht zu Tywin zurückkehrte? Wer sonst konnte dort sein und auf mich warten?
Darian blickte kurz zu Merysa, dann zu mir.
"Geh, ich möchte Alayne nicht so lange allein wissen. Merysa wird mir weiter helfen. Wir können das Holz zur Not auch später noch holen, es sieht nicht nach Regen aus."
Ich nickte und lief auch schon los. Mir gefiel der Gedanke auch nicht, Alayne alleine mit einem Fremden in dem Haus zu wissen. Ich lief über den Sandweg und riss förmlich die Tür auf.
"Alayne?", fragte ich panisch. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn man ihr etwas getan hatte! Und das auch noch meinetwegen!
Ich atmete erleichtert auf, als ich Alayne an der Feuerstelle hocken sah. Sie füllte gerade etwas Eintopf in eine Schüssel und sah zu mir auf.
"Setz dich, Lena. Was siehst du mich so erschrocken an?"
Ich unterdrückte ein aufgeregtes Zittern und nahm am kleinen Tisch Platz.
"Merysa sagte, es würde jemand auf mich hier warten und ich hatte Sorge, dieser jemand könnte dir etwas tun."
Sie stellte den Eintopf auf den Tisch, jedoch mir gegenüber. Ich vermutete, dass der Napf für Merysa war. Nebenbei hörte ich das Knarzen der Holztreppe. Der Besucher musste oben in Merysas Nische gewesen sein.
"Keine Sorge, mir geht es gut. Hier ist jemand für dich, der dich nach eigener Aussage schon fast eine ganze Woche lang gesucht hat."
Sie lächelte plötzlich und trat zur Seite. Schwere Schritte von Stiefeln waren zu Hören, dann wanderte mein Blick auch schon über die bekannte glänzende Rüstung mit dem roten Umhang. Ich erstarrte komplett, als ich in Tywins erschöpftes Gesicht blickte und ein Lächeln über seine Mundwinkel ziehen sah. Er stieß mit dem Kopf fast gegen die Decke, doch es schien ihn nicht zu interessieren. Mein Herz begann zu rasen, während ich immer noch ungläubig blinzelte und ihn anstarrte. Das konnte er nicht sein! Ich musste träumen!
"Hier hast du dich also versteckt", hörte ich plötzlich seine erleichterte Stimme und erhob mich langsam. Meine Beine zitterten und ich schluckte schwer, bevor ich noch langsamer auf ihn zu ging und vorsichtig die Hand ausstreckte.
"Das...das kann nicht sein! Ich muss träumen..."
"Wenn es ein Traum ist, dann teilen wir diesen."
Diesen Satz hatte ich zu ihm auch schon gesagt. Er war es wirklich! Ich strich mit der Hand vorsichtig über seinen Brustharnisch hinauf zu seiner Wange. Mit dem Daumen strich ich etwas Dreck von seinem Bart, während ich mein Glück kaum fassen konnte.
"Ihr seid hier", flüsterte ich tonlos. Ich hatte Angst, doch aus einem Traum zu erwachen, wenn ich zu laut wäre. Er legte seine Hand kurz auf meine, während ich mich in seinen blauen Augen verlor.
"Ja, ich bin hier, Lena. Und ich gehe nicht mehr ohne dich."
Plötzlich konnte ich mich nicht mehr halten. Ich schlang die Arme um ihn und drückte mich so fest es ging an seinen Körper. Ich konnte nicht verhindern, dass mir Tränen über die Wagen flossen. Tränen der Erleichterung und der Reue.
"Tywin, verzeiht mir bitte! Ihr Götter, es tut mir so unendlich leid! Ihr müsst mich maßlos dafür hassen! Was ich tat, ist eigentlich unverzeihlich! Aber ich bin nicht freiwillig gegangen, wie könnte ich auch?"
Er zog die Eisenhandschuhe aus und warf sie auf den Tisch, ehe sich seine Arme um mich legten und ein Stück zu ihm hochzogen.
"Shh... Niemals in meinem Leben würde ich dich hassen! Ich weiß, was passiert ist, Lena. Ich hörte Cersei und Tyrion darüber sprechen. Dich trifft keine Schuld, du wolltest nur dich selbst schützen."
"Euch auch", fügte ich schluchzend hinzu und schlang die Arme um seinen Hals, "Mein Leben und Euren guten Ruf."
Sein Ton füllte sich mit Stolz, als er mir ins Ohr flüsterte.
"Lena, ein Löwe schert sich nicht um die Meinung seiner Schafe. Deshalb bin ich nun auch hier. Mich interessiert nur deine Meinung. Du bist kein Schaf."
Er ließ mich herunter und sah mich durchdringend an.
"Die letzten zwei Wochen haben mir gezeigt, dass ich ohne dich nicht mehr leben will. Falsch, dass ich ohne dich nicht mehr leben kann! Ich habe mich in dich verliebt, Lena. Du weißt, dass es so ist. Und wenn ich dich nur so bei mir behalten kann, dann sei es so! Folge mir bitte, das ist hier drinnen etwas eng."
Er sah entschuldigend zu Alayne, doch diese lächelte nur. Dann zog er mich einfach mit sich nach draußen, die Sonne ließ seine Rüstung funkeln.
Sämtliche Leute um uns herum blickten von ihrer Arbeit auf, betrachteten uns misstrauisch. Er hielt immer noch meine Hand und drehte sich nun zu mir um.
"Also nochmal... Ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll..."
Er fuhr sich durch die Haare und ich musste lächeln. Wie sehr hatte ich es vermisst, ihn verwirrt zu sehen.
"Sagt es einfach, wie es Euch in den Kopf kommt."
Er räusperte sich etwas unbeholfen und blickte lächelnd zu mir hinab.
"Ich liebe dich, Lena. Das wird sich nie wieder ändern. Als Lord und Bedienstete wollte man uns trennen, aber ich bin nicht gewillt, mich darauf einzulassen. Ich habe dich gesucht, weil ich dich bitten wollte, wieder zu mir zurückzukehren. Ohne dich ist das Leben unerträglich! Ich will für dich sorgen und dich beschützen, so wie du mich beschützt hast. Ich weiß, dass es nur noch eine Möglichkeit dafür gibt und dazu musst du mir eine Frage beantworten. Bist du bereit?"
Ich hatte ihm stumm zugehört und blinzelte. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als wieder an seiner Seite sein zu dürfen. Natürlich war ich Alayne und Darian über alle Maßen dankbar, dass sie für mich gesorgt hatten, doch die Liebe zu meinem Löwen war einfach deutlich stärker.
"Ich bin bereit", murmelte ich und er holte tief Luft, bevor er vor mir auf ein Knie herunter ging.
"Lena, hier im Angesicht der Götter möchte ich dich fragen, ob du dein Leben von nun an nur noch mit mir verbringen möchtest. Ich frage dich nun also: Willst du mich heiraten?" ...
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A Beast's Heart
Fiksi PenggemarWenn dir die Menschen entrissen werden, die du liebst, dann wirst du zu einem Stein. Du hasst diejenigen, die sie dir weggenommen haben. Du willst sie alle tot sehen. Dieser Hass zerfrisst dich, macht dich eiskalt und unberechenbar - Du wirst eine B...