23.

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"Und was hat er dann gesagt?"
"Den Rest habe ich nicht mehr mitbekommen, ich war entlassen."
Heiße Pastete, Arya und ich saßen am späten Nachmittag wie fast jeden Tag zusammen bei Gendry hinten in der Schmiede im Stroh und tauschten uns aus. Gerade hatte ich geschildert, wie Tywin zunächst den Berg zurechtgewiesen hatte und dann Lord Baelish traf.
"Und er war nicht sauer, dass du den Wein verschüttet hast?"
"Lord Tywin war genervt, aber das ist er ja sowieso meistens. Außerdem glaube ich, dass ihm Baelishs Anwesenheit nicht gefallen hat."
"Als ob ihm überhaupt irgendeine Gesellschaft Freude bereiten würde", warf Arya ein und spielte mit dem Halm in ihrer Hand, "Aber was haben sie noch zu Robb Stark gesagt?"
Jeden Tag fragte sie nach ihm, dem Lord des Nordens. Nein, König des Nordens, oder wie hieß er noch gleich? Ja, König des Nordens.
"Warum ist dir der junge Wolf so wichtig?", ich bemerkte gar nicht, dass ich Tywins Bezeichnungen verwendete, "Man könnte fast meinen, du bist von dem besessen! Kennst du ihn?"
Auch Heiße Pastete blickte nun fragend Arya an.
"Ja, erzähl mal!"
"Habt ihr mal überlegt, dass sie vielleicht aus dem Norden stammt?", mischte sich nun Gendry vom Amboss aus ein und erntete gleich darauf einen bitterbösen Blick des Mädchens.
"Halt die Klappe!"
Ich beugte mich etwas vor und blickte sie durchdringend an.
"Was weiß Gendry, was wir nicht wissen, Arya? Raus mit der Sprache!"
Die Kleine seufzte resigniert, dann senkte sie den Kopf und flüsterte.
"Ich stamme wirklich aus dem Norden. Mein Name ist Arya Stark und Robb ist mein Bruder."
Stumm starrten Heiße Pastete und ich sie an.
"Du ... bist also eine Lady?", fragte ich ungläubig.
"Eine Wolfslady", ergänzte Heiße Pastete und Arya nickte leicht. Plötzlich ergab ihre ganze Fragerei einen Sinn. Sie hatte Angst um ihren Bruder.
"Es wird viel von Briefen gesprochen. Ich werde ab jetzt noch besser für dich horchen."
Arya lächelte mich dankbar an, dann wurde sie wieder ernst.
"Baelish kann man nicht vertrauen!"
"Hatte ich auch nicht vor", erwiderte ich und lehnte mich etwas zurück, "Er verschwindet heute Nacht wahrscheinlich eh, wenn sich Lord Tywin dafür entscheidet. Dann haben wir wieder eine Sorge weniger."
Ein Soldat betrat die Schmiede.
"Lord Tywin verlangt nach seiner Gehilfin. Sie soll sofort seinen Arbeitsplatz in Ordnung bringen."
Mit leisem Seufzen erhob ich mich.
"Nun denn, die Arbeit ruft."
Ich klopfte mir das Stroh von der Hose und lief aus der Schmiede über den Hof. Ich war fast in der Burg, da packten mich plötzlich zwei Hände an den Schultern und zogen mich rückwärts in eine dunkle Ecke. Ich wollte laut schreien, da spürte ich einen eiskalten Eisenhandschuh, der sich fest über meinen Mund legte. Ein weiterer legte sich um meinen Hals und ich begann zu zittern, als mir eine bekannte Stimme von hinten ins Ohr flüsterte.
"Na, Kleines? Hast du mich vermisst?"
Ich schluckte und wurde zu ihm herumgerissen. Der Soldat, der Gendry und mir gedroht hatte. Panisch blickte ich zu ihm hoch und machte mich automatisch kleiner.
"Ohne deinen Freund bist wohl nicht mehr so mutig, was? Diesmal kommst du mir nicht davon! Du wagst es, mir zu drohen, dir werde ich helfen!"
Er drückte mich gegen das harte Gestein der Burgmauer und senkte den Kopf zu mir hinab. Wieder roch ich den Bieratem und drehte angewidert das Gesicht weg, während ich krampfhaft die Augen schloss und mein Würgen unterdrückte. Ich schrie einmal aus Leibeskräften auf, ehe der Soldat ausholte und mir mit dem Eisenhandschuh eine harte Ohrfeige verpasste. Mein Schrei erstarb, ich hatte das Gefühl, meinen Kopf zu verlieren. Meine Wange brannte und ich machte mich bereits auf das Schlimmste gefasst, ehe der Druck plötzlich von mir abließ und ich mit schwachen Knien zu Boden sank.
"Lass sie gefälligst in Ruhe und such dir eine Hure, du Idiot! Das ist Lord Tywins persönliche Gehilfin!"
Ich erkannte diese dunkle Stimme, doch ich konnte sie nicht mehr zuordnen. Es war schon einige Zeit lang her, dass ich sie zum letzten Mal gehört hatte.
Der Schlag war so kräftig gewesen, dass ich nur noch Sterne tanzen sah, bis mich pechschwarze Dunkelheit ergriff...

Ich erwachte in einem Stuhl vor einer großen Feuerstelle. Wie war ich in die Küche gekommen?
Margaret saß neben mir und langsam spürte ich den Schmerz an meiner Wange, während sie einen eiskalten Lappen dagegen hielt. Ich knurrte leise, doch ihre Stimme war scharf und duldete keinen Widerspruch.
"Halt still! Oder willst du dem Lord mit Veilchen gegenüber treten?"
"Ach, ist sie endlich aufgewacht? Dann kann sie ja weiterarbeiten", hörte ich eine weitere weibliche Stimme hinter uns und schnaubte leise. Jeanny sollte sich mal ohnmächtig schlagen lassen und dann sofort weiterarbeiten. Mir war schlecht und alles schien sich zu drehen.
"Nein, für heute braucht sie Ruhe. Lass dir mal eins mit einem Eisenhandschuh überziehen, dann sprichst du nicht mehr so!", antwortete Margaret bitter und Jeanny schnaubte.
Ich griff nach Margarets Hand und drehte langsam den Kopf zu ihr.
"Danke. Wie kam ich her?"
"Ser Alrik brachte dich zu uns-"
"Ich hörte dich schreien und zog Lorch dann gleich von dir weg. Jedoch konnte ich nicht mehr verhindern, dass er dich erwischte.", erklärte der Ritter und hockte zu meiner Linken. Ser Alrik! Ich wusste, ich kannte seine Stimme!
"Danke", murmelte ich erneut und er erhob sich mit einem Nicken.
"Lorch ist betrunken einfach nur widerlich. Es tut mir leid, dass dir das widerfahren ist."
"Wärt Ihr nicht gewesen, wäre es durchaus noch schlimmer gekommen. Euch braucht gar nichts leidzutun."
Er nickte nochmal und verließ die große Küche. Scheinbar war doch nicht jeder Lannistersoldat ein Feind.
Ich wollte aufstehen, doch taumelte ich nur und stolperte fast ins Feuer vor mir.
"Lord Tywin wartet bestimmt schon auf mich..."
"Du wirst dich heute ausruhen! Arya kann für den Rest des Tages deinen Dienst übernehmen."
Arya erschien zu meiner Linken und nickte. Gemeinsam mit Margaret stützte sie mich in meine Kammer...

A Beast's HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt