Wir versammelten uns alle in meinem Zimmer, verteilt auf mein Fußboden. Sally scheffelte Eis aus meinem Vorrat, von meinem letzten Liebeskummer weg, während wir alle nur warteten, bis sie wieder mit uns kommunizierte. Ich glaube, ich bin noch nie von einem Ort so schnell verschwunden wie heute. Nicht mal meine Flucht von der Party kann da mithalten. Als wir alle bei mir ankamen, besorgte ich schnell alle Sachen die Sally gebrauchen könnte. Ich mag mir nicht ausmalen, wie doll ihr Schmerz sein musste. Nun saßen wir hier. Jeder aß seinen Snack, welche wir noch mitnahmen, und keiner machte ein Geräusch.Sally hatte zuerst keine Träne vergossen, aber nach ein paar Löffel Eis fing sie an alles raus zulassen. Ich würde am liebsten zurückfahren und diesen Arsch mit der Pfanne schlagen, damit er für ein paar Tage bisschen leidet. „Sally, genug Eis jetzt. Sonst erkältest du dich noch. Die Packung ist fast alle und ich hole dir keine Neue." brach ich die Stille. Sie kann ihren Frust nicht komplett mit Eis wegessen, das wäre nicht gut für sie. „Mir doch egal, schlechter kann es mir nicht mehr gehen." erwiderte sie und aß ihr Eis weiter auf.
„Sally, du musst den Schmerz jetzt rauslassen. Friss es nicht in dich rein, das meine ich wortwörtlich. Außerdem können wir dich doch nicht so lassen, wenn dieses Arschloch eure Beziehung in Windeseile zerstört hatte. Du musst tapfer sein." bemerkte Cory und strich ihr über den Rücken. „Was soll ich sonst machen? Ich kann nicht auf Friede-Freude-Eierkuchen tun. Da werde ich lieber krank und ertrage die Schmerzen." reagierte Sally auf Corys Aussage. „Sally. Wir wollen dir nur helfen. Du kannst dich zu Hause krank essen, aber solange du bei mir bist, lass uns dir helfen. Beenden wir diesen Mädels Tag wie geplant. Lass dich einfach gehen. Weine wann du willst, schreie so laut du willst. Ich will einfach, dass du es nicht alleine durchstehst. Wir sind doch dafür da."
Sie sagte nichts mehr. Sie weinte auch nicht mehr. Es war einfach nur Still. „Ok Leute, lass uns Pizza bestellen." brach Emma dieses Mal die Stille. „Ja klingt gut ehmm, ich möchte eine Mozzarella-Pizza." meldete sich Claire zu Wort. „Oh und ich Salami." nannte Miyu ihre Wahl. Cory sagte meine und ihre Wünsche auch. Jetzt lag es nur noch an Sally, ob sie es wollte oder sich weiter in sich verbarrikadierte. Wir sahen alle gespannt auf Sally, welche in ihrem Eis rumstocherte. Sie hatte einen konzentrierten Gesichtsausdruck. Ich wollte zu einer nächsten Ansage ansetzen, aber sie schaute zu uns hoch. „Für mich auch eine Mozzarella-Pizza bitte." kam es von ihr.
Emma klatschte freudig in die Hände und stand auf. „Ich geh dann mal bestellen. Komme gleich." Dann verschwand sie aus dem Raum. Es herrschte erneute Stille. „Oh Leute, ich bin echt neidisch. Ihr habt so viele Sorten von diesen M&M's." Sie versuchte, die Stille zu brechen und das Thema zu ändern. Ich musste das zum Laufen bringen. „Oh warte ab, es gibt noch viel mehr Sachen, die ihr sehen müsst. Wie wäre es irgendwann mit einer Stadtführung?" schlug ich vor. Komm Cory, steig mit ein. Mach schon. „Wir machen einfach einen großen Süßigkeiteneinkauf für euch. Ihr müsst wohl mit ein paar Kilos mehr rechnen." gab Cory von sich. Sie konnte wohl meine Gedanken lesen.
„Klingt super gut. Was hältst du davon Sally?" fragte Miyu. „Ja wieso nicht. Ich wäre dabei." antwortete sie zwar ein bisschen monoton, aber besser als gar nicht. „Super. Wir planen einfach in der Gruppe. Ich freue mich schon darauf." „Wollen wir runter und einen Film schauen? Dann müssen wir nicht mehr so blöd sitzen." bat ich an. Sie stimmten alle zu. Wir stiegen gemeinsam die Treppe runter ins Wohnzimmer. Gut dass meine Eltern heute mit Mia in den Zoo gingen. Dieses Drama wollte ich ihnen nicht erklären.
Nächster Morgen
Die Mädels gingen gestern erst sehr spät weg, wir hatten die Zeit komplett vergessen. Sally war nicht mehr so trüb, aber ab und zu gingen ihre Gedanken doch an Dale und es flossen Tränen. Ich denke es war trotzdem besser, als wenn wir sie einfach allein weinen ließen. Sie brauchte Ablenkung. Ich ließ mir von ihr versichern, dass sie mich oder die Anderen anschreiben sollte, falls sie jemand zum Reden bräuchte. Die nächsten Tage werden etwas schwer sein. Ich hoffte, sie sperrt sich nicht zu viel ein.
Ich saß am Schreibtisch und arbeitete die Hausarbeit in Geschichte durch, fügte die Quellen und das Inhaltsverzeichnis ein. Ezra wollte es noch durchlesen, bevor wir es unserem Lehrer schickten. Als ich fertig wurde, schickte ich eine Nachricht an ihn mit der Datei. Es fühlte sich komisch an ihm zu schreiben, obwohl ich es mir immer sehnlichst wünschte. Zwar war meine Vorstellung anders als die jetzige Lage, aber ich kann mich glücklich schätzen. Ich brauchte ewig, um den Text an ihn zu verfassen. Wie schreibe ich Ezra an? 'Hey, ich hab die Aufgaben beendet, schau mal.' oder 'Sorry für die Störung, aber ich hab es überarbeitet, les mal.'
Egal was ich tippte, es klang einfach nur komisch. Wieso musste ich über jedes kleine Ding immer so viel nachdenken? Er wird ja wohl keinen Wert drauf legen, wie ich es ihm schickte. Wahrscheinlich nimmt er es auch ohne Text an. Ich tippte einfach das ein, was mir in den Kopf kam.
Chat mit Ezra:
Ich: Ich weißt es ist Wochenende, aber ich war eben mit der Überarbeitung fertig geworden . Lass dir Zeit mit dem Überlesen. Schick mir deine Version einfach rüber und ich schicke es ab. Sorry für die Störung. Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende.
*Datei*
Schnell legte ich mein Handy beiseite, als hätte ich mir meine Hand daran verbrannt. Ich hatte echt Panik bei solchen Sachen. Menschen zu schreiben, mit denen ich sonst nie schreibe, war mir einfach sehr fremd. Vielleicht würde es mir helfen, wenn ich jetzt was kochen würde. Ich bewegte mich runter in die Küche. Schnell suchte ich im Internet ein Lasagnerezept, da im Kühlschrank die passenden Zutaten noch rum standen. „Na Schatz, was machst du da?" ertönte die Stimme von meiner Mutter. „Ich mach Lasagne. Du musst also heute kein Abendessen machen." erwiderte ich.
„Du bist heute aber fleißig." sagte sie und schaute mir über die Schulter. „Das bin ich doch immer Ma." „Jaja. Apropos Essen. Wir sind nächste Woche zu Sabrinas Geburtstag eingeladen. Dein Vater ist ab Freitag auf einer Geschäftsreise, also kommen nur wir. Vielleicht kommt Tommy die nächsten Wochen zu Besuch vorbei. Also halte dir bitte nächste Woche Samstag frei und mach dich auf deinen Bruder gefasst." berichtete mir meine Mutter.
Meinen Bruder hätte ich ja glatt vergessen. So beschäftigt wie er immer war, hörte man nicht viel von ihm. Es liegt wohl in der Familie. „Sabrina hat Geburtstag? Hast du schon was als Geschenk?" fragte ich meine Mutter. „Noch nicht. Aber ich kann mich ja mal nächste Woche umschauen. Wir packen dann einfach alles zusammen Schatz." Damit nahm sie mir meine Panik mit leeren Händen aufzutauchen und verließ die Küche. „Sagt Bescheid, wenn du fertig bist. Deine Schwester hat bestimmt Hunger." sagte sie und schloss ihre Zimmertür. Zum Glück war mein nächstes Wochenende noch frei gewesen und ich glaubte, die Mädels wollen die Rundführung auch nicht so schnell machen. Es heißt aber auch noch ein Samstag, an dem ich keinen langen Schlaf hatte. Ich sollte es schleunigst ändern.
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Lend me your heart
Fiksi RemajaJemanden zu lieben, der einem nicht zurückliebt, ist wahrscheinlich der größte Schmerz, den man je erfahren kann. Wahrscheinlich tut es mehr weh, wenn diese Person dich nicht mal kannte. Sie verliert ihr Herz an jemand, der sie nicht kennt. Ihre An...