Chapter 32

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„Ich hoffe, sie haben sich alle warm angezogen, denn in den nächsten 3 Stunden könnte es kalt werden. Ich bitte Sie darum, sich an die Regeln zuhalten und keine große Aufmerksamkeit bei unserem Ausflug durch die Prager Burg zu verursachen." Der Tag heute startete viel zu früh für meine Verhältnisse. Zum Glück hatte ich keinen Jetlag bekommen wie Cory, die die ganze Zeit wach war. Dementsprechend kam sie heute Morgen kaum aus dem Bett. Die 6 Stunden Zeitverschiebung machten ihr sehr zu schaffen. Die anderen sahen aber auch nicht besser aus. Unsere Führung begann um 10 Uhr, weshalb wir früh zum Frühstück auf waren und nun mit der Bahn zum Treffpunkt fuhren.
Laut der Lehrerin war die Fahrt ungefähr eine halbe Stunde. Die Kälte war erträglich, denn in der Bahn war es geheizt gewesen. Es hätte uns also schlimmer treffen können. Als wir ankamen, erwartete uns unsere Betreuerin, die uns wahrscheinlich die 3 Stunden Sachen erzählen würde über die wir nicht wirklich wissen wollten. Die lange Kontrolle vor dem Prager Burg für unsere Taschen waren eine Qual, weil manche nicht kapiert hatten, was eine A4 Größe Tasche war. Ebenfalls nicht die Bemerkung 'bring nur das Nötigste mit' war bei denen angekommen.
Die ganze Führung war mit viel laufen verbunden und außerdem wurde uns viel über die Geschichte des Wenzels erzählt. Den heiligen Wenzel, wie die Betreuerin ihn immer nannte. Es wurde etwas zu gruselig für mich, als wir in einer Kirche ankamen, wo Säge lagen, indem sich die heiligen Familienmitglieder befanden. Eines stand fest. Es war nicht meine Lieblingstour durch eine Burg gewesen. Die Geschichte brachte mir ebenfalls Gänsehaut. Verrückte Welt früher.
Nach einiger Zeit hatte es auch den Anschein gehabt, dass die Hälfte der Gruppe gar nicht mehr wirklich zuhörte. Wir liefen sehr, sehr lange und das ohne Pausen. Die Everts fingen schon an, sich zu beschweren, weil ihre Beine wehtaten und es ihnen kalt wurde. Ich musste zugeben, dass mir langsam die vielen Klamottenschichten auch nichts mehr brachte. Es war ebenso nicht hilfreich gewesen als mein Bauch anfing zu schmerzen. Manchmal bekam ich Krämpfe, die nicht sein sollten. Aber vielleicht beruhigte es sich ja bald wieder.

Die Betreuerin mit ihrem tschechischen Akzent zeigte uns vieles mehr. Manches davon war spannend und manches eher nicht so. Es war schließlich Geschichte. Nicht jede war spannend. Es waren erstaunlich viele Touristen da gewesen. Ich hätte gedacht, dass kaum jemand in Winter sich so was antat, aber da hatte ich mich wohl vertan. Bei diesen Wetter war es den Touristen wohl egal gewesen. „Alles ok Bells? Du siehst echt blass aus.", sprach mich Cory von der Seite an. „Ich hab nur ein wenig Schmerzen. Denkst du, sie macht irgendwann eine Pause?" Es waren mittlerweile die Hälfte der Zeit vorbei und meine Hoffnung zerfiel immer mehr, dass sie uns Gnade zeigte. Meine Schmerzen ließen auch nicht wirklich nach. „Ich denke nicht. Ich frag aber die Aufsichtslehrer. Vielleicht können sie ja helfen."
Cory lief direkt zu einen der Lehrer, aber ich sah von weiten ihre Reaktion und es sah nicht gut aus für mich. Langsam waren die Schmerzen unerträglich. Dämliche Schmerzen. „Soll ich dich tragen?", fragte Cory mich, als sie zurückkam. „Du lässt mich mindestens nach fünf Minuten wieder runter. Lieber nicht." Es wäre wahrscheinlich nicht so belastend, wenn ich weniger laufen würde, aber Cory sollte mich nicht tragen. Ich war auch nicht die Leichteste. „Soll ich jemand fragen? Die Fußballer oder Basketballer haben bestimmt mehr Ausdauer als ich." „Oh Gott bloß nicht. Am Ende denken sie sich noch was dabei. Da laufe ich lieber, bis ich sterbe. Dieser Ort scheint genug Säge zu haben."
„Haha sehr lustig Bells." Wir folgten der Gruppe weiter. Die Geschichte über den Wenzel wurde nicht leichter, eher verrückter. Ich fragte mich echt, welche Familie so hinterhältig war, aber früher war es ja nicht die Norm, die wir heute hatten. Unsere Gruppe lief ganz hinten, während vor uns die uninteressierten Sportler plus Cheerleader liefen. Und ganz vorne die Leute, die es wirklich was interessierte. Da waren wir auch. Aber ich hatte durch meine Schmerzen meine Gruppe dezent nach hinten gezogen. „Ihr könnte echt vorgehen. Ich sehe doch, wie es euch interessiert.", sagte ich zu Miyu, Claire und Emma.
„Nein schon ok." „Quatsch geht. Ich komm klar." Sie sahen mich noch einmal an, um sicher zugehen, bevor sie dann gingen. „Ihr beiden wollt auch?", richtete ich mich an Cory und Sally. „Nein nein. Du weißt, wie wir zu Geschichte stehen." Cory war nicht der größte Fan von Geschichte gewesen und Sally ebenfalls nicht. Ich konnte mich nur zum Teil anschließen. Die Zeit verging aber die Führung fühlte sich weiterhin wie eine Ewigkeit an. Irgendwann fing Cory sogar an mich zu stützen, als es immer mehr an die Grenzen ging. Diese Frau, die uns führte, hatte keine Gnade gehabt. Sie war schon fast so grausam wie diese Säge. Das einzige Spannende was man in der letzten Reihe mit bekam, war der Flirtversuch von Marie. Cory und Sally fiel es nun auch auf. Es war schließlich keine schwere Leistung gewesen.

Marie suchte ihre Nähe zu Liam, der sich nicht mal über ihre Anwesenheit bewusst war. Sie redete sehr viel vor sich hin und Liam nickte nur manchmal, obwohl nicht klar ist, ob es Marie galt. „Sie ist hartnäckig. So sollst du auch sein Bells, sonst wird sie zuerst Liam kriegen, eher du Ezra.", äußerte sich Sally. „Ich will ihn nicht nerven. Seht ihr Liams Gesicht? Er wirkt nicht so erfreut." Ich bemerkte, dass ich seinen Namen viel zu laut sagte, als er sich zu uns wendete.
„Ich habe meinen Namen gehört?" Na super. „Nein hast du nicht." „Doch ich hab es gehört. Um was geht es? Was hab ich damit zu tun?" Komm Cory, lass dir was einfallen. Ich sah Cory mit diesen einen Blick an und sie schien mich zu verstehen. „Ich hab mich nur gefragt, ob du Bella tragen könntest. Sie scheint Krämpfe zu haben und so schnell, wie Frau Betreuerin läuft, wird sie bald nicht mehr mithalten."
Nicht ihr Ernst. So meinte ich es nun auch nicht. „Cory!" „Wieso nicht? Ist ja nicht das erste Mal, wo ich der Held spiele.", sagte er, während er mir zu zwinkerte. Cory, du hast sein Ego gepusht. Na toll. Irgendwie kam es noch komischer vor, weil Marie mittlerweile das Geschehnis mit betrachtete. „Komm Bella. Ich denke, sie laufen gleich wieder los." Er hockte sich mit den Rücken zu mir hin. „Du musst echt nicht.." Sally gab mir einen kleinen Stupser von hinten und ehe ich mich versah, hielt er meine Beine. Unbeholfen hielt ich an seiner Schulter fest, um nicht gleich nach hinten zufallen.
„Sally!" Sie hatten sich heute wohl alle gegen mich verschworen. „Wenn nicht der andere dann ihn.", flüsterte sie so laut, dass ich es noch geradeso mitbekam. „Du musst mich echt nicht nehmen.."„Rede einfach nicht Bella. Ich trag dich doch schon." Er lief recht entspannt weiter. Ich musste sehr schwer sein und mit Winterklamotten erst recht mehr als sonst. Unbewusst hatte sich mein Körper auf Hochspannung gehabt, damit ich es ihn erleichtern konnte. „Du kannst dich entspannen Bella, außer du unterschätzt meine Kräfte." Mein Körper entspannte sich wieder, nachdem Liam meine Absicht erkannte.
Meine Konzentration galt wieder meiner Umgebung, als ich nach vorne sah. Ich bemerkte immer wieder wie Marie manchmal, obwohl sie vor uns lief, sich zu uns wendete. Sie wollte es wohl nicht verstecken. „Willst du mich nicht langsam runterlassen und zu deinen Freunden?" „Nicht das ich wüsste. Außerdem rettest du mich vor Gesprächen, die ich gar nicht führen möchte. Ein Gefallen hast du mir schon mal getan." Na gut, solange das hier eine Win-Win Situation war, sollte es mir recht sein.

„Somit ist die Führung zu Ende. Ich hoffe, es hatte euch Spaß gemacht.", rief die Betreuerin in die Runde. Endlich hatte diese Führung ein Ende für mich. Eigentlich wäre da noch eine Stunde, aber gut besser für mich, wenn sie früher aufhörte. „Du kannst mich runterlassen Liam." „Oh schon?" Die kurze Zeit, die Liam mich Huckepack nahm, hatte tatsächlich die Schmerzen gelindert. Jedoch ist mein Puls in der Zeit höher als es mir lieb war. Mein Herz spielte heute ein auf und ab mit mir und ich hatte das Gefühl gehabt mein Körper nicht mehr kontrollieren zu können.
So lange Liam nichts bemerkte sollte es mir recht sein. Liam setzte mich wieder ab und kurz musste ich mich an ihn festhalten, um nicht mein Gleichgewicht zu verlieren. „Ist alles ok mit deinem Bauch?" Ich nickte. „Und auch mit deinem Herz? Dein schneller Puls scheint nicht normal zu sein, schließlich hatte dein Herzschlag mir eine Rückenmassage gegeben. Du solltest vielleicht zum Arzt." Sally und Cory amüsierten sich sichtlich darüber. „Sehr lustig Liam." Trotzdem liefen meine Wangen als Reaktion darauf rot an. Mein Körper wollte sich heute nicht kontrollieren lassen.

„Er hatte dich getragen?" Die anderen Mädels bekamen Wind davon, als Sally damit unbedingt prallen wollte. „Nichts Besonderes. Kommt ihr? Das Essen wird kalt. Wir sollten essen." Wir hatten nach der Führung die Zeit bekommen etwas essen zu gehen. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Jedoch wurde ich beim Essen ständig ausgefragt. Ich aß so gut wie es ging weiter, da ich nun langsam den Grund für meine Bauchkrämpfe herausgefunden hatte. Ich hatte heute Morgen nämlich mein Frühstück sein gelassen, damit ich mehr Schlaf bekam. In Verbindung zu meiner Nahrung am Vortag, war ich am Verhungern gewesen.
„Er hatte dich huckepack genommen. Ich sag dir, der Kerl steht auf dich.", kam es von Miyu. „Ich steh schon auf jemand. Und Marie scheint auf ihn abzufahren." Die anderen beiden wussten mittlerweile von meiner einseitigen Liebe, als ich an Ezras Geburtstag anfing, über mein Gespräch mit ihm zu schwärmen. Marie kannten sie auch schon. Sie waren nicht begeistert von ihr. „Ach scheiß auf sie. Ihr solltest du jetzt nichts mehr gönnen." Sally schien auch kein Fan mehr von Marie zu sein nach der Sache mit Dale. „Esst einfach Leute. Euer Essen wird sonst kalt." Wenigstens konnte ich für einen Moment meine Ruhe haben.

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