Chapter 34

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„Aha ich dachte, du wolltest mit Cassie gehen." Cory lag auf ihrem Bett eingewickelt in ihrer Decke wie eine Raupe. Um ihr lagen viele Taschentücher und zwei bis drei leere Wasserflaschen. „Ich war zu faul, um nach ihren Zimmer zu suchen, also bin ich gegangen." Innerlich hoffte ich, dass sie die empörten Reaktionen der Mädels nicht mitbekommen hatte. Aber so laut, wie sie waren, bestand eher die Wahrscheinlichkeit, dass sie es gehört hatte als nicht. „Ihr seid gegangen? Wie kamst dazu? Du und Willi." Cory konnte es immer noch nicht ablegen, Liam Willi zu nennen. Sie fand den Namen lustiger als Liam. Kann ich ihr nicht verübeln, das war er wirklich.
„Wir sind uns über den Weg gelaufen. Da Kast uns erwischt hat, war ich dazu gezwungen, mit ihn zu gehen. War eh praktisch für ihn gewesen, da er für Ella auch was besorgen wollte. Mehr war's nicht.", erzählte ich wahrheitsgemäß. Cory sah mich mit einen skeptischen Blick an, als hätte ich ihr was verheimlicht. „Was hast du so gemacht?", lenkte ich das Thema ab, bevor sie noch mehr wissen wollte. „Ich lag hier und habe die Anwesenheit von Emma und Sally genossen. Niesend."
Sie klang nicht sehr begeistert von ihrer Beschäftigung. Aber würde ich auch nicht, wenn ich die meiste Zeit meines Aufenthaltes in ein Hotelzimmer liegen musste, während andere Spaß hatten. „Werd schnell gesund. Dann können wir shoppen gehen.", versuchte ich sie aufzumuntern. Dann fiel mir ein, dass ich ihr von Liam gute Besserung wünschen sollte. Das tat ich auch. „Nett von ihm ein Pluspunkt.". Was meinte sie? „Pluspunkt? Für was?", fragte ich. „Nichts nichts. Geh dich umziehen, du musst morgen wieder früh auf."

Nächster Morgen

Heute stand die Stadtrallye an. Wir sollten die Stadt, in der wir uns befinden, erforschen. Das Gute war, dass wir es alleine machen konnten und danach Freizeit bekamen bis zu unserer Nachtruhe. Wir versammelten uns nach dem Mittagessen in der Lobby. Cory bliebt heute erneut in unserm Zimmer, aber es schien ihr besser zu gehen als gestern. „Bitte versammeln Sie sich in 5er Gruppen. Einer aus ihrem Team holt die benötigten Sachen bei mir ab und tragt sich in die Liste ein.", rief Frau Sanders in die Runde. Ich machte mich auf dem Weg zu ihr, da in unserer Gruppe keiner sich bewegen wollte. „Hey Bella." Ich wendete mich zu der Person um, um nachzuschauen, wer mich ansprach. Automatisch musste ich lächeln, als ich Liam erblickte. „Hi." Er lächelte mich ebenfalls an. Der Abend gestern hatte sich in mein Kopf eingeprägt. Ich glaub, dass ich diese Erinnerung nicht so schnell loslassen könnte.
„Gut geschlafen?", fragte er und nahm von den Stapeln vor uns zwei Blätter. Eins übergab er mir. Ich nahm es dankend an. „Ja und bei dir?" Ich nahm mir zwei Kulis und überreichte ihn einen. „Bestens. Ich war ganz schön erschöpft." „Kann ich verstehen. Es war bestimmt anstrengend, unser Ausflug." Wir steuerten den Weg weg von der Schlange in die Richtung unserer Gruppe. „Für schöne Ausflüge nehm ich alles auf mich." Er sollte langsam damit aufhören. Mein Herz konnte so was nicht widerstehen. „Verstehe. Würde ich auch. Viel Spaß bei deiner Rallye.", wünschte ich ihn, als ich bemerkte, dass unsere Wege sich trennten. „Dir auch."

Zurück bei meinen Freunden erwarteten mich starrende Blicke. „Ist was?", fragte ich. „Du und Liam. Was läuft da? Ich will was hören." Ich erkannte verwirrte Blicke von Miyu und Claire, während die anderen mich anstarrten, als hätte ich was gemacht. „Da läuft nichts. Ihr steigert euch zu doll rein.", winkte ich ab. Wir fingen an loszulaufen. „'Da ist nichts.' Ich bin ja nicht blind Bells.", sagte Sally. „Ich lüge nicht. Es ist nur eine Freundschaft irgendwie. Du weißt, wen ich wirklich hinterherlaufe." Sie ließ es sein und ging nicht mehr darauf ein. Wir liefen zu unseren ersten Punkt. Bei jedem Stopp gab es eine Aufgabe, die wir lösen mussten. Wir kamen recht schnell voran. Unser Ziel war, das hinter uns zu bringen, um unsere Freizeit zu genießen. Auch dieser Tag bestrafte uns glücklicherweise das Wetter nicht mit Kälte, sondern bescherte uns mit strahlender Sonne.
„Wir sind gleich fertig endlich." Ich hatte den Mädels erzählt, dass ich ihnen gerne was Lustiges zeigen möchte. Unser letzter Stopp auf der Karlsbrücke war nicht so weit von den Laden entfernt gewesen. Ich dirigierte mich mit Google Maps zum besagten Ort. Als wir davor standen, erinnerte es mich an gestern, wie viel Spaß ich mit Liam hatte. Wir betraten den Laden. „Es gibt ein Karussell.", rief Claire wie ein kleines Kind.
Emma und Miyu waren nach hinten gegangen, weil Emma auch was für ihre Schwester mitbringen wollte. „Wir gehen da aber nicht rauf. Die Menschen denken noch, wir seien verrückt.", meinte Sally und lief weiter. „Ja klar. Ich fand's nur cool." Enttäuscht folgte sie Sally, bevor ich was sagen konnte. Wäre ich gestern nicht mit Liam hier gewesen, hätte ich diesen Spaß nicht erleben können. Liam hätte in dieser Situation Claire mit sich gezogen und ins Karussell verfrachtet. Da war ich mir sicher.

Ich wusste, dass ich diesen Ort von nun an nur noch mit Liam verbinden konnte. Die Erinnerungen waren zu gut, um wahr zu sein. In mir wünschte ich nichts anderes, als noch mal mit ihm hier hinzukommen. Ich wusste nicht, wo dieses Verlangen herkam, aber ich wollte hier nicht noch mal mit meinen Freunden hin. Ich liebte sie echt über alles. Es schien alles nur zu zerstören. Auch musste ich ehrlich zugeben, dass die Stimmung nicht so wie mit ihm war. Keine Ahnung, warum er in letzter Zeit nur in mein Kopf rum schwirrte, obwohl ich eigentlich an Ezra denken sollte.
Gestern erwischte ich mich dabei, wie ich versucht hatte, Liam und Ezra zu vergleichen. An Erlebnissen hatte Liam eindeutig gewonnen. Und an Gespräche führen auch. Was sich mein Kopf nur dabei dachte. Von Rest her ähnelten sie sich beide sehr. Sie waren beide Sportler und beide sehr beliebt. Ezra haute mich immer mit seinen blauen Augen um, aber von Liam braunen Augen konnte man genauso schwärmen. Oh Gott, mein Gehirn war kaputt.
„Wir sind fertig können wir?" Sally trat schon aus dem Laden aus, während ich erst versuchte, aus meinen Gedanken zurückzukommen. Emma folgte ihr mit einer Tüte und Miyu und Claire mit den Jelly Beans. Sollte ich ihn was mitbringen? Eher nicht. Vielleicht kam er nachher noch mit seinen Freunden vorbei. Ich entschied mich dagegen und folgte endgültig den anderen. „Lass uns shoppen gehen. Ich brauch ein paar coole Sachen.", schlug Sally vor. Sie kaufte sich in unzähligen Läden was ein, während ich nur mitlief und meine Gedanken mal da und dort hatte. Ich hatte heute keine Lust und Laune einer Sally hinterher zu dackeln, damit sie sich das besorgen kann, was sie will. Sally war schon immer die Person, die sich nicht so leicht anpassen will. Manchmal sehr nervig, weil wir uns anpassen mussten. Aber in einer Freundschaft sollte man mit den Macken der Freundin klar kommen können.
Nach 2 Stunden war sie fertig und wir entschieden uns aufzuteilen. Mein Ziel war es wieder bei Cory zu sein, um die vielen Sachen ihn mein Kopf zu verdrängen. Einwenig Schlaf würde mir nicht schaden. Emma entschied sich mit mir mitzukommen. Im Zimmer angekommen legte ich mich sofort hin. Cory schlief fest, weshalb ich sie nicht unnötig stören wollte. Sally hatte mir heute mit ihrer bestimmerischen Art die Laune einwenig verdorben. Schlaf würde mich bestimmt ablenken. Von der Welt, von Sally und vielleicht auch meine größte Sorge. Liam.

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