Liams SichtFür eine weitere Sekunde an diesen Tag hatte mein Herz einen kurzen Stillstand erlitten. Ich glaube, ich war krank. Krank davor, etwas zu vermissen, was ich nicht vermissen sollte. Meine Schockstarre wurde durch Geräuschen im Gang wieder gelöst und ich konzentrierte mich auf die anderen. „Du Player. Klärst du dir etwa diese Stella?", kam es von einer meiner Sportkollegen. „Bella Kumpel nicht Stella. Das üben wir noch." „Ich übe nur Namen, die ich stöhne.", erwiderte er und zwinkerte. Ekelhaft. Unsere Wege trennten sich und jeder ging in sein eigenes Zimmer. Ezra und ich teilten uns das Zimmer zusammen, was für mich sehr überraschend war, denn ich dachte er würde es mit seinem besten Freund teilen wollen. Sie schienen sich aber in letzter Zeit aus dem Weg zu gehen, weshalb ich hoffte, dass es bald geklärt wird.
„Du scheinst was mit Bella zu haben. Wie läufts?" Ich lag auf mein Bett und beschäftigte mich mit meinem Handy. „Ich hab nichts mit ihr. Wir verstehen uns nur gut." Zum Teil stimmte es ja. Von anderen reden wir lieber nicht. „Kumpel. Ihr flirtet ja so was von miteinander. Die Aktion von vorhin, wo du Christine aufgehalten hattest, bevor sie Bella nach hinten gezogen hätte, war doch eindeutig. Du willst was von ihr oder?", puzzelte Ezra alles zusammen. Falsch lag er nicht. Ich wollte eventuell was von ihr. Sie war nicht nur nett oder humorvoll, sondern noch vieles mehr. Sie verstellte sich nicht in meiner Umgebung, um besser dazustehen, sondern war sie selbst. Der vorgestrige Tag hatte sich sehr in mein Gedächtnis eingeschweißt.Umso mehr freute ich mich auf den morgigen Tag mit ihr nach einem erneuten historischen Ausflug, den wir hatten, wovon man sich kaum erholen konnte. Die Stille im Raum signalisierte mir, dass Ezra auf eine Antwort von mir zu warten schien. „Eventuell. Ich weißt nicht. Ich glaube, sie steht schon auf jemand." Meine Vermutung, dass sie doch Gefühle für Ezra hatte, konnte ich nicht ablegen. Ihre panischen Reaktionen darauf, wann immer ich mein Witz darüber gemacht hatte, waren manchmal zu offensichtlich. Aber vielleicht hatte ich eine Chance, es zu ändern. Jedoch hoffte ich tief in mit, dass ich mit meiner Vermutung falschlag. Schließlich wollte ich nicht erneut in einer so kurzen Zeitspanne in Kummer verweilen, zumindest nicht nach meiner letzten Beziehung, die durch mein Umzug nach Miami scheiterte.
Ich hing nicht mehr an meine Ex Freundin, aber auf Dauer in Trauer zu verfallen war nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Zum Glück hatte ich mich nicht wirklich verletzen lassen, obwohl sie meine erste Liebe war. Vielleicht war es ein Nebeneffekt, den mir mein Vater unbewusst übergeben hatte. Einen, der mir diese Sache mit der Liebe zu einer Person irgendwie ruinierte. Trotz wollte ich mich geliebt fühlen, was vielleicht auch an mein Vater lag, der meine Mutter, Ella und mich nach Ellas Geburt verlassen hatte. Es war ein Tiefschlag für mich und wahrscheinlich noch ein tieferes für meine Mutter.Damals fiel ich in ein tiefes Loch voller düsteren Gedanken, die mir die Schuld gaben an was das vor mehr als 6 Jahren geschah. Alles für sich zu behalten war am Ende nicht die beste Lösung, aber ich wollte meine Mutter in der Zeit nicht noch mehr zur Last fallen. Daraufhin hatte ich mit fast 12 Jahren versucht, mich alleine wieder aufzubauen. So hatte ich es zumindest immer gedacht und so würde ich auch immer noch denken. Ich musste schnell erwachsen werden. Auch nach der Zeit, als ich aus meinem tiefen Loch entflohen konnte. Meine Mutter arbeitete jeden Tag hart und ich passte abends auf Ella auf, wenn sie immer Nachtschicht hatte. Es war wie eine Pflicht für mich, die ich mir selber zu schrieb.
Sie bat mir oft an einen Babysitter anzuheuern, aber es hätte uns viel zu viel Geld gekostet. Zum Glück wurde sie irgendwann besser bezahlt und ich musste mir nicht mehr Gedanken machen, was ich kaufen sollte und was nicht. Über solche harte Zeiten sollte man hindurch können. Meine Tante Lucy hatte uns eine Menge Unterstützung gegeben sowie meine Großeltern mütterlicherseits. Die Großeltern väterlicherseits sah ich Jahr zu Jahr immer seltener. Irgendwann bekamen wir nur Anrufe und Post mit unseren Geburtstagsgeschenken. Ich konnte ihnen nicht sauer sein, da ich ihnen ansah, wie sehr sie sich für ihren Sohn schämten, weil er seine Familie verließ und seine Eltern ebenfalls. Keiner wusste damals, was er machte oder vorhatte. Es war mir immer egaler geworden. Nun war es nur noch eine Narbe, die ich vergaß.
Nur Ella nicht. Sie wollte ihn immer einladen, weshalb meine Mutter ihn immer zu Anlässen einlud, die man mit der Familie feierte. Jedoch meldete er sich nie, da er seine eigene Familie hatte. Woher meine Mutter die Adresse hatte, konnte ich nicht sagen. Wahrscheinlich hatte er sich bei meinen Großeltern gemeldet und diese gaben ihr die Adresse. Das mit dem Einladen ging seit 2 oder 3 Jahren erst los. Seit Ella Interesse entwickelte, unseren Vater kennenzulernen. Und jedes Mal war es eine zu große Enttäuschung für sie gewesen. Ihr Bild von meinem Vater wollte ich genauso wenig zerstören. Ihr zu sagen, dass er wahrscheinlich nie kommen wird, weil er eine Neue oder auch eine bessere Familie hatte, war nicht möglich.
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Lend me your heart
Novela JuvenilJemanden zu lieben, der einem nicht zurückliebt, ist wahrscheinlich der größte Schmerz, den man je erfahren kann. Wahrscheinlich tut es mehr weh, wenn diese Person dich nicht mal kannte. Sie verliert ihr Herz an jemand, der sie nicht kennt. Ihre An...