Chapter 64

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Freitag

„Diese Woche war der reinste Horror. Wann ist es endlich vorbei?" Die erste Schulwoche im neuen Jahr war schon immer eine Qual gewesen, denn man musste früher aufstehen und wieder jeden Tag zur Schule. Jedoch war es für Ezra um einiges Schlimmer als sonst. Er erschien neben mir, um sich auf dem freien Platz zusetzen. „Ezra, es sind nur noch zwei Unterrichtsstunden.", versuchte Emma ihn aufzumuntern, in dem sie ihn über sein Rücken strich. Ezra war nun in den letzten Tagen ein Mitglied an unseren Esstisch geworden, denn er selber traute sich nirgendwo anders hin. Liam gesellte sich ab und zu auch rüber, aber blieb die meiste Zeit doch lieber neben Lucas Seite. Der hatte nämlich keine Probleme seinen Mannschaftskollegen gegenüber zutreten und denen die Meinung zu sagen. Das musste er öfter als es ihn lieb war machen. Manche in der Mannschaft hatten mit ihren dämlichen Anspielungen nicht aufgehört. Trotzdem hielt Lucas dagegen an und das tapfer. Ezra jedoch war das komplette Gegenteil von tapfer gewesen.
„Ez, ich bin mir sicher, die anderen hatten es von Liam bereits genug mit anhören müssen, dass sie nun alle aus der Lektion gelernt haben. Willst du nicht langsam dich wieder einleben?" Hoffentlich hatte ich es gut ausgedrückt, denn ich wollte Ezra nicht noch mehr zerbrechen, als er es schon war. „Willst du mich loshaben B? Ich lasse mich da am besten die nächsten Monate nicht mehr blicken. Ich kann Menschen nicht ab." Ezra aß weiterhin sein Essen, als würde es grausam schmecken, obwohl ich es nicht bezweifeln mag. „Guck mal, niemand hatte sich getraut etwas zusagen. Vielleicht waren da ein paar giftige Blicke der Mädchen, aber das sind nur eifersüchtige Menschen." Beim Umschauen erkannte man tatsächlich immer noch Blicke, die einen erdolchen wollten. Man musst unseren Tisch hassen. „Die sind alle nur verärgert, weil ihre Chancen, bei einer der single Sportler zu landen, geschrumpft ist. Solche Blicke kriege ich auch und zwar zig davon." Ich würde ihn ja wirklich jeden Blick zeigen, den ich heute am Tag bekommen hatte, aber Ezra traute sich ja nicht mal hochzuschauen.

„Mir ist jetzt klar, wieso ich lieber Typen mag als Mädchen." Dabei hatte er sein nicht mehr so appetitliches Essen im Visier.  Er stochert darin rum, jedoch nicht aus Gründen was Essbares zu finden, sondern eher weil er seine Wut auslassen will. „Hey ruhig Tiger. Nicht jedes Mädchen ist so.", mischte sich Cory mit ein, die Ezras Worte wahrscheinlich viel zu ernst nahm. „Und Typen sind genauso Arschlöcher, also mach es kein Unterschied." Cory war immer scharf darauf, sich zu verteidigen, egal ob der Gegner gerade ein Problem hatte oder nicht. „Ihr beiden diskutiert hier aber nicht, welches Geschlecht schlimmer ist oder?" Miyu und Claire schauten sich die Szene nur als Zuschauer an, ohne einen Senf abzugeben. „Er hatte angefangen." Cory zeigte mit ihren Zeigefinger auf Ezra und ich fühlte mich so, als wären wir wieder zurück in den Kindergarten katapultiert worden. „Hey, ich hab gerade sehr zu kämpfen." Ich bezweifelte, dass diese Aussage Corys Kampfgeist abdämpfte. „Oh Gott, ihr beiden könnt aufhören. Sonst schicke ich euch zu den Cheerleadern und den Sportlern. Die freuen sich sicherlich auf euch." Meine Drohung wirkte mit einem Schlag, sodass die beide einmal genervt aufstöhnten und weiter aßen.

„Na ihr.", begrüßte uns Liam, als er sich unseren Tisch näherte. „Du hast das Drama verpasst.", flüsterte Emma an Liam gerichtet. „Drama?" Emma nickte in die Richtung von Cory und Ezra, die schweigend ihr Essen aßen. Liam beugte sich zu mir runter, um mir einen Kuss zu geben. „Was ist mit denen?", flüsterte er an meinem Ohr. „Hatten gestritten, welches Geschlecht schlimmer ist. Wie im Kindergarten." Ich schaute beide immer noch mit einem bösen Blick an. Liam nickte verstehend und sah ebenfalls zu denen. „Ezra, willst du nicht langsam rüber? Lucas will bestimmt deine Unterstützung und Anwesenheit haben und die Jungs auch."
„Klar die Jungs." „Ja sie auch. Ich hab denen diese Woche schon genug Lektionen erteilt, ihre Klappen zu halten und erst zu reden, wenn sie sich sicher sind, dass ihre Worte niemanden verletzen. Glaub mir, sie haben es gelernt.", versicherte Liam ihn und zeigte zu den besagten Tisch, wo lautstark gealbert wird. „Muss ich?" Liam nickte. Ezra stand genervt auf und schulterte seine Tasche. „Wenn sie mir nur mit etwas doofen entgegenkommen, werde ich für immer hier sitzen." Er zeigte auf seinen verlassenden Platz. „Na los, versucht es." Liam begleitete Ez in die Richtung, während wir alle die Situation betrachten. „Denkst du sie halten ihre Klappe?", fragte Em neben mir. „Heute ja. Aber übers Wochenende vielleicht nicht." Ez ließ sich neben Lucas fallen und die Jungs begrüßten ihn mit einem Handschlag. Na geht doch. So schlimm wird es schon nicht werden.

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