Ich hatte wie erwartet die nächsten Tage keinen anderen Gedanken, als an die merkwürdigen Gespräche zu denken, die ich an meinen Geburtstag geführt hatte. Cory wusste nicht von Sallys Vermutungen und Aussagen, weil ich wusste, wie viel sie jetzt schon durch machte. Aber irgendwann musste es raus, nur nicht jetzt. Und Liam war da keine Hilfe. Statt mir zu helfen, verwirrte er mich immer mehr. Es war schön, dass wir befreundet waren, aber wieso kam er mit Ehrlichkeit und Liebe ins Spiel? Es hatte für mich keinen Zusammenhang.
Den Montag überstand ich so gut, wie man einen Montag überstehen konnte. Da mir die letzten Tage sehr zu schaffen machten, hatte ich mir vorgenommen, trotz der Kälte zu meinen Denkort abgeschottet von allen zu fahren. Solange wie ich nicht mehr dort war, war nun endgültig Zeit dafür. So beendete ich meinen Montag noch besser, als ich es mir erdenken konnte.Heute war eine erneute Versammlung. Das Thema war der kommende Weihnachtsball, der bevorstand. Wir mussten nach interessanten Mottos fragen und diese alle auf unsere Abstimmungsliste machen. Bei dieser Versammlung waren nur unsere Abschlussklasse und die 11. Klasse dabei. Es wäre sichtlich zu voll, weshalb die eine Feier am Samstag und unsere ein Tag vor den Weihnachtsferien stattfand. So hatten wir alle an ein Tag früher frei und eine getrennte Feier. Win-Win Situation.
Ich lief mit Cassie in die Aula. „Ich hatte es völlig vergessen. Dein Geschenk.", gab sie plötzlich von sich. Sie hielt an und holte in ihrer Tasche was raus. „Du weißt, dass es nicht nötig war?", sagte ich zu ihr. Ich erwartete von niemanden ein Geschenk, solange er mir nicht sagte 'Ich werde dir nächste Woche es mitbringen' und es am Ende immer noch keinen gab. Ich hatte mal solche Freunde. Ich lud sie ein und sie versprachen mir von vielen Geschenken und 4 Jahre später fragte ich mich, ob das Geschenk nicht irgendwo verstaubt lag.
Lieber nichts versprechen, als zu versprechen und dann nicht einzuhalten. Nicht meine Art. „Ich liebe es, Geschenke zu besorgen. Hier." Sie reichte mir eine Schachtel rüber. Ich nahm es an und öffnete es. Schuhe. „Schuhe?", wiederholte ich meine Gedanken. „Du tanzt viel. Die passten so zu dir und du sollst deine Sportschuhe wechseln. Weil deine Füße nicht mehr wachsen, heißt es nicht, dass du keine neuen Schuhe mehr brauchst. Wie lange hast du deine Schuhe schon?" „5. Klasse?"
Jetzt wurde mir bewusst, was sie meinte. Ich hatte wirklich nie bemerkt, wie lange ich dieselben Schuhe hatte. „Siehst du. Das meinte ich. Seit der Middle School sehe ich dich schon in diesen Schuhen." Naja sie gingen nie kaputt. Sooft Sport war da auch nicht. Jeder Sportlehrer in den Jahren hatte oft Fehlstunden gehabt. Ich sah kein Grund, diese zu wechseln, wenn sie mir noch passten und es noch nicht kaputt war.„Danke dir. Und für deine Aufmerksamkeit. Nicht mal ich hatte es bemerkt. Würde meine Mutter es bemerken, hätte sie mich ins nächste Schuhgeschäft geschleppt." Wir liefen wieder weiter. „Ich bin aufmerksamer, als du denkst. Ehrlich mal merkst du auch, wie der Kapitän der Fußballmannschaft voll auf dich abfährt? Er scheint dich ja schon fast zu stalken." Liam? Auf mich abfahren? Also bitte. Vor zwei Tagen redete er noch von einer ehrlichen Freundschaft. Ich weißt ja nicht ganz. Es sieht eher wie eine Freundschaft aus. „Cassie, wir sind nur Freunde. Hat er sogar vor ein paar Tagen gesagt." Wir setzten uns in die Mittelreihe, wo noch niemand reserviert hatte. Es waren noch nicht viele da gewesen. Henry selber auch nicht.
„Und was sagst du? Freunde oder mehr?" „Oh Gott Cass was hast du bloß im Kopf.", flüsterte ich zu ihr. Ich hoffte, die anderen waren zu beschäftigt, um unser Gespräch mitzukriegen. „Ich meinte nicht Freundschaft Plus. Sondern ob da Gefühle sind." Sie fand es wohl lustig, dass ich es falsch verstanden hatte. „Du weißt doch, das ich Ezra hinterherlaufe." Ich sagte es zwar nicht mehr so selbstsicher, wie ich dachte aber genug um glaubwürdig zu sein. „Ach lass den Typen. Er hatte doch komplett verkackt, als er sich mit Marie so abgegeben hatte. Liam scheint ein viel Besserer zu sein. Und besser sieht er auch aus." Ob er besser aussah, konnte ich ihr nicht wirklich sagen. Ich hatte die rosa-rote Brille auf. Da fand man sein Crush besser als alles. Klar sah Liam nicht schlecht aus mit seinen Haaren, Augen und Körper. Sogar seine Nase war perfekt. Ok, er war eine 9 von 10 auf der Bella-Skala.
Für eine 10 brauchte ich mehr Informationen über ihn und mehr Zeit. Ezra war natürlich eine Ausnahme. Er war in jeder Hinsicht eine 10, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es sagen würde, wenn ich nicht 'Gefühle' für ihn hätte. „Wieso datest du ihn nicht?", fragte ich Cassie. Sie schien überrascht von meiner Frage zu sein. „Du meinst mich? Wirklich?" „Wieso nicht. Du findest ihn doch gut. Scheint keine schlechte Idee zu sein." Ich war eher weniger überzeugt von meinen Worten.
„Lieber nicht. Ich denke er ist eine heiße Sahneschnitte, aber er kommt nicht an meine Art von Typ ran. Da gibt es hier Haufen andere.", teilte sie mir mit. Sie klang so, als hätte sie bereits jemand in Sicht. „Deine Beschreibung klang so, als hättest du schon jemand in Sicht. Oder?" Sie schaute mich mit riesigen Augen an. Ich hatte sie ertappt. „Was? Du redest Quatsch." Weiter konnte ich nicht erwidern, denn Henry stieg auf die Tribüne, um unsere Versammlung zu starten.
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Lend me your heart
Teen FictionJemanden zu lieben, der einem nicht zurückliebt, ist wahrscheinlich der größte Schmerz, den man je erfahren kann. Wahrscheinlich tut es mehr weh, wenn diese Person dich nicht mal kannte. Sie verliert ihr Herz an jemand, der sie nicht kennt. Ihre An...