Chapter 8

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Das nächste Lied in meiner Playlist fing an zu spielen, als mir plötzlich eine Benachrichtigung angezeigt wurde. Jemand hatte mir eine Nachricht geschickt. Cassie, eine gute Freundin von mir. Hmm komisch, ich kriegte selten Nachrichten von ihr, weil wir nur in der Schule Kontakt hatten. Ich entsperrte mein Bildschirm und tippte auf unseren Chat.

Cassie: Das musst du sehen. Ich kann's selber nicht fassen!

Cassie: Video

Ich lud mir das Video herunter und wunderte mich was es sein könnte. Ich hoffte es war kein Katzenvideo, weil sonst hatte ich mein Internet umsonst verbraucht. Nichts gegen Katzen, aber ich hab sie schon immer nicht gemocht. Ich wartete geduldig, bis es komplett runtergeladen war. Aber irgendwie war mein Empfang hier sehr schlecht, weshalb ich aufstand um Richtung Vorgarten zu laufen.

Ich lief an Menschengruppen vorbei, die mir den Weg in den Vorgarten erschwerten. Zum Glück waren die flachen Schuhe keine Fehlentscheidung von mir gewesen. Als ich die Menschenmenge hinter mir hatte, suchte ich mir einen Platz wo niemand war und klickte auf das mittlerweile fertig geladene Video.

„Küssen! Küssen! Komm schon macht es endlich und seid keine Weicheier." rief einer im Kreis.

Das Video zeigte den Raum von vorhin, wo wir alle drin saßen um Wahrheit oder Pflicht zu spielen. Ich erkannte, wie mehrere Handys auf Marie gerichtet waren.

„Na habt ihr es bald? Es kann doch nicht so lange dauern für ein Kuss. Wenn du willst, kannst du ihn auch auf die Wange küssen." sagte erneut eine Stimme im Kreis.

„NEIN. Ok ich mach's." ertönte die Stimme von Marie.

Sie stand auf und ging auf die andere Seite des Raums, wo die Fußballer saßen. Dann beugte sie sich runter und man konnte schlecht erkennen, wer es war. Die Kamera Perspektive zeigte nur ihr Rücken. Man sah, wie sie sich immer tiefer hinunter beugte. Plötzlich fingen alle an zu jubeln und ich wusste, dass es der Kuss war.

„Yuhuu, das ist ja mal krass. Da beichtet man, dass man mal in das Mädel verliebt war und schon kriegt man ein Kuss. Ich rieche das neue Pärchen." jubelte ein Typ, der ebenfalls das Geschehnis filmte.

„Hört auf. Holt euch ein Zimmer ihr beiden. Aber treibst nicht zu laut Ezra."

Ich zog scharf mein Atmen ein. Bitte sagt mir, ich hab mich nur verhört und es war jemand anderes. Bitte zeig mir eine andere Person. Das Bild zeigte, wie Marie sich von ihrem gegenüber löste und als sie aus dem Bild ging, fing mein Herz an zu schmerzen. Ich hatte das Gefühl, als hätte mir jemand ein Messer tief in mein Herz gestochen und langsam wieder rausgezogen.
Es wurde auch nicht besser, als würde die verwundete Stelle bluten. Es tat immer mehr und mehr weh. Das Video ging aus, aber ich konnte nicht glauben, was ich sah. Mir kamen Tränen hoch. Ich wollte keine Träne verlieren. Es soll aufhören. Der Schmerz und die Tränen.

Ich wusste nicht, was meinen Herzschmerz eher verursachte. Meine Freundin, die die Person küsste, für die ich Gefühle hegte oder das diese Person geküsst wurde. Von einem anderen Mädchen, für das er mal Gefühle hatte. Was war der wahre Grund, der mir dieses Leid antat. Ich hatte das Gefühl zu fallen und das ohne ein Ende in Sicht. Es war endlos, wie der Schmerz der sich in mir ausbreitete. Wieso dachte ich, dieser Abend könnte nicht schlimmer laufen und wieso musste man mir das Gegenteil beweisen?

Ich musste hier weg, so schnell wie es ging. Ich wischte mir meine Tränen weg und holte tief Luft. Es musste nicht jeder wissen, dass meine Welt zerbrach, während andere Welten heile blieben. Ich konnte nicht mit Corys Auto abhauen. Ich hatte kein Recht dazu. Wenn ich jetzt ging, hätten die Mädels kein Fahrzeug mehr, welches sie hier wegbringt. Ich musste sie finden und ihr den Schlüssel geben. Ich lief durch die offene Haustür und in den Raum, wo die Party eigentlich stattfand. Ich blickte mich hilflos um. Komm schon, ich möchte hier weg.

Lend me your heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt