Chapter 55

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Nachdem ich am nächsten Morgen aus meinen Schlaf wach wurde, vergaß ich für eine kurze Sekunde, was in der letzten Nacht alles passierte und wer die letzte Nacht hier war. Während ich versuchte, meine Augen aufzumachen, tastete ich die Seite neben mir ab. Mit großer Enttäuschung musste ich feststellen, dass dieser leer war. Als wäre es für mich surreal gewesen, sah ich noch mal mit geöffneten Augen hin, um die erneut entmutigt zuzumachen. Liam befand sich nicht mehr neben mir, was mir die gute Laune, die ich noch gerade hatte, wieder raubte. Dabei hatte ich so gut schlafen können, weil ich zum ersten Mal ohne viel über was nachzudenken, einschlafen konnte. Wahrscheinlich weil die Person, an die ich am meisten nachdachte, ausnahmsweise neben mir war und nicht irgendwo anders. Die Betonung liegt auf war.

Enttäuscht zog ich mir die Decke wieder über den Kopf, um die Tatsache, dass Liam weg war, zu entkommen. Das Einfachste war es, wieder einzuschlafen, damit ich vielleicht in schöne Träume schwelgen konnte und der Realität entfliehe. Jedoch wurde mein Vorhaben durch ein Geräusch an meine Tür gestört. Ich hörte genau, wie die Klinke langsam und leise runtergedrückt wurde und jemand das Zimmer betreten. Es konnte nur drei Möglichkeiten geben.
Entweder waren meine Eltern und Mia wieder zurückgekommen. Oder es war ein Einbrecher, der mich gleich umbringen wollte. Obwohl ich Horrorfilme vermied, konnte ich eigentlich ausschließen, dass es ein Einbrecher war, der mich umbringen wollen würde. Schließlich waren sie ja nicht doof. Einen Gefängnisaufenthalt wegen Mord war schon länger als wegen Diebstahl. Die dritte Möglichkeit war Liam, der doch noch da war.

Ich ignorierte die Geräusche trotzdem, da mir es doch irgendwie egal war. Meine Hoffnungen auf Liams Anwesenheit würde mich nur enttäuschen, wenn es doch meine kleine Schwester war, die mich beim Schlafen stören wollte. Und das wahrscheinlich auch nur, weil sie mir unbedingt die vielen Geschenke zeigen wollte. Ich bemerkte, wie jemand sich auf die freie Seite des Bettes platzierte. „Bella..", hörte ich ein leises flüstern. Ich gab nur ein zustimmendes Geräusch von mir. „Ich muss los. Tante Lucy hatte uns früher zu ihr bestellt."

Geschockt öffnete ich meine Augen, als ich nicht Mias zierliche Stimme erkannte, sondern die von der Person, die gestern Abend noch neben mir lag. Liam saß in seinen Klamotten von gestern und mit zerzausten Haaren neben mir, während ich mein bestes gab, das grelle Licht abzuschirmen. „Du bist noch da?", fragte ich, da ich es immer noch nicht begreifen konnte. „Wo soll ich sonst sein?" Liam schien über mein verwirrtes Gesicht zu schmunzeln, weshalb ich wieder auf mein Gesichtsausdruck achtete.

„Träume ich?" Er schüttelte seinen Kopf und grinste mich nur noch an. Gruselig. Ich hielt meine Hand gegen sein Gesicht, um sicherzugehen, dass ich nicht Halluzinationen hatte. „Was wird das?", fragte er mich verwirrt. Meine Hand wird von seiner großen Hand umfasst. „Du bist echt." „Hast du etwa von mir geträumt?" Peinlich berührt zog ich meine Hand zurück, um mich in der nächsten Sekunde unter meiner großen Decke zu verkriechen. „In Verstecken spielen bin ich ein Profi, aber wenn ich nicht langsam losgehe, werde ich von meiner Mutter und dann von meiner Tante eigenhändig getötet. Also lass mich dir wenigstens noch Auf Wiedersehen sagen."
Wie ein kleines Kind guckte ich hinter meiner Decke zu ihm. Jetzt müsste er wissen, wie verrückt ich bin. „Ehmm ja.. du naja musst gehen, bevor sie noch sauer werden." Abgesehen von meinen traurigen Unterton, versuchte ich dennoch zu lächeln. „Ich weißt, wie gerne du länger schläfst. Du kannst weiter machen. Ich schaff es schon alleine runter.", sagte Liam, der sich näher zu mir beugte. „Hmm jaa.. Wie lange besucht ihr Tante Lucy?" „3 Tage denke ich. Ich schreibe dir, wenn wir wieder da sind. Ich möchte nämlich mit dir noch wohin." Sein Grinsen wurde allmählich größer und ich wünschte ich könnte seine Gedanken jetzt lesen.
„Ich freue mich, dass du mit mir was unternehmen willst." Ich spürte mein Herzschlag immer höher steigen. Seine Wirkung war wieder da gewesen. „Ich freue mich noch mehr, dass du es auch willst. Ich werde dir dann heute Abend schreiben, wenn Tante Lucy verkündet, wann wir gehen können. Sie ist in solchen Sachen sehr pingelig."

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