Chapter 44

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Ich dachte die letzten Tage jeden erdenklichen Moment, in dem ich nichts zu tun hatte an Liam, was mich um jedes Mal verzweifeln ließ. Die Tatsache, dass Ezra mir keine Sekunde einfiel, war zu einem merkwürdig, aber mich störte es keines Falls. Im Gegensatz verwirrte mich Liam um einiges, als er mir vor ein paar Tagen viel zu nahe kam. Es wurde auch nicht besser, als ich ihn nicht mal zu Gesicht bekam, was mich auf eine Art und Weise traurig machte und irgendwie auch erleichterte.
Derweil versuchte ich mich wirklich mit anderen Gedanken zu beschäftigen. Ich fragte Cory, wie es mit Alex so lief oder hörte Miyu zu, wie sie über Marc schwärmte. Es war nicht die einfallsreichste Idee, die mir einfiel, denn immer wenn Miyu nur etwas nannte, was Liam ähnelte, waren meine Gedanken da, wo ich sie nicht haben wollte. Heute stand wieder ein Donnerstag an. Ich würde es den Ezra Geschichtstag nennen, anderseits war es mir komplett egal geworden.
Ich versuchte, den Lehrer zu folgen und schrieb fleißig mit, da ich es wirklich nötig hatte. Als die Stunde beendet war und wir alle in die Pause raus strömten, bemerkte ich zwei diskutierende Jungs ganz hinten im Raum. Es hörte sich eindeutig nach Ezra an. Seine Stimme konnte ich im Schlaf erkennen. Die andere Stimme gehörte zu Lucas, Ezras bester Freund seit ihrer Kindheit. Die Freundschaft, die immer perfekt schien. „Ich kann dich nicht verstehen, wieso du dich so verhältst Lucas. Ich hab nichts getan." Ezra klang verzweifelt und gleichzeitig verwirrt.
„Schön, dass du nichts weißt, was überhaupt passiert. Momentan bist du doch eh mit anderen beschäftigt.", erwiderte Lucas. Unser Geschichtslehrer war aus dem Raum raus. Ich musste gezwungenerweise zurückbleiben, um meine Arbeit mit dem Tafelwischen zu erledigen. Nicht meine Lieblingstätigkeit, die ich tun wollte, aber was muss, das muss.
„Mit was bin ich den beschäftigt? Wir stecken in der Saison und trainieren jeden Tag unseren Arsch ab. Ich hab wirklich keine Lust auf Streit mit dir, wirklich nicht Lucas." Ich fühlte mich langsam schlecht, dass ich hier alles mit hörte, was mich nichts anging. „Wenn du keine Lust auf Streit hast, dann tu das, was du für richtig hältst. Aber auf Friede-Freude-Eierkuchen werde ich sichtlich nicht tun."

Dann ging Lucas auch schon raus. Ich wischte schnell den Rest ab, um mich noch rechtzeitig unauffällig raus zu schleichen. Ezra pfefferte hinter mir irgendwas schweres irgendwohin, was ein lautes Geräusch machte und mich aufschrecken ließ. „Heilig.", kam es von mir. Ezra war wohl nicht aufgefallen, dass ich hier drin war, als er hochblickte. Ich winkte ihn nur zu und wusch den Lappen ab, um hier endgültig einen Abgang zu machen. „Sorry." Verwirrt sah ich zu ihm hoch.
„Dafür, dass ich dich erschreckt hatte. Ich wusste nicht, dass du noch hier bist." Ich winkte nur ab und packte meine Sachen eilig ein. „Sorry, dass ich alles mitgehört habe. Ich hab mich so schnell wie möglich beeilt.", murmelte ich, während ich die letzten Sachen verstaute. „Ach was, du kannst nichts dafür." Seine Stimme klang niedergeschlagen. „Ich hoffe, ihr könnt es wieder hinbiegen." Ich sah ihn in seine blauen Augen, die mir sonst immer Schmetterlinge entlockten. Momentan waren meine Gefühle eh defekt, weshalb meine Schmetterlinge nun ihren Winterschlaf machten.
„Ich hoffe, weil ich nicht verstehe, was ich gemacht hab." Ich richtete mich auf. Er stand vorne an der Tür und schien auf mich zu warten. „Was auch immer es ist, schön wird es nicht. Es klang sehr fies." Wir betraten den leeren Flur, da die meisten Essen waren oder bereits ihre Pause in vollen Zügen genossen. „Ich hab wirklich keine Ahnung. Ich hatte ihn noch nie so aufgewühlt erlebt."
„Manchmal passieren Sachen, die du nicht ansatzweise erwartest." Ja, so wie diese hier. Hätte mir jemand am Anfang des Schuljahres gesagt, dass ich neben den mysteriösen Jungen herlief und mich mit ihm über einer seiner Problemen unterhielt, als wären wir die besten Freunde, hätte ich hunderttausend dagegen gewettet. Aber nun tat ich es und war nicht eine Sekunde nervös. „Vielleicht ist er noch mehr gereizt wegen des stressigen Trainings." Wir liefen einfach vor uns, ich war mir sicher, dass keiner von uns wusste, wohin wir liefen. „Du hast recht. Es ist viel los. Ich hab ja kaum Zeit für mein Privatleben. Schule und das mit den Training, Stress enorm."

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