Chapter 10

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Ich ließ die Klinke los, drehte mich langsam um und fixierte mich auf einen Punkt hinter ihr, um mir ihren Anblick zu ersparen. „Was willst du?" sagte ich mit dem höflichsten Unterton den ich haben konnte. Es kostete mich viel Mühe, nicht komplett meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. „Könnten wir irgendwo reden, wegen der Sache am Samstag?" Man hörte heraus, wie leid es ihr tat. „Ich hab keine Zeit. Cory wartet draußen auf mich." lehnte ich es ab. „Wir müssen aber reden. Es tut mir echt leid. Ich wusste nicht, wieso ich es gemacht hatte. Ich war ja nicht bei klaren Verstand. Du hast doch gesehen, wie viel ich getrunken hatte." redete sie vor sich hin. Ich glaubte mich verhört zu haben. Hat sie diesen Vorfall auf ihren Alkoholkonsum geschoben, als wäre es deswegen passiert?

„Du denkst allen Ernstes, es war der Alkohol der dich vorangetrieben hat? Das soll ich dir glauben?" wiederholte ich ihre Aussage, die mich immer noch schockierte. „Es war nichts anderes. Wirklich. Ich hatte keine Hintergedanken gehabt. Ich wollte ihn nie küssen oder dich verletzen." Obwohl ich jede ihrer Worte hätte glauben können, wenn es nicht anderes gab, was mich daran hinderte. „Wie soll ich dir das glauben, wenn wir nicht mal vor 2 Wochen ein Gespräch darüber hatten? Es wurde dir sogar zur Wahl gestellt, was du machen solltest und du hast dich dafür entschieden.", erwiderte ich auf ihr Versuch, sich raus zu reden.

„Ich hatte gar keine Wahl Bells." Ihre Stimmlage klang jetzt eher genervt als schuldig. „Da hat aber das Video was anderes gezeigt." wies ich sie darauf hin. Ich wusste echt nicht zu was dieses Gespräch führen sollte, aber ich musste hier weg. „Es gibt ein Video?" fragte sie schockiert. Ich war unsicher ob sie nur so tat als wüsste sie es nicht, oder ob es wirklich so war. „Ich muss los. Das Gespräch macht keinen Sinn." Ich drehte mich um und drückte die Klinke runter. „Es war doch nur Wahrheit oder Pflicht. Was hätte ich machen sollen?" Das Wort "nur" hallte in meinen Ohren. Ich blieb stehen.

„Nur ein Spiel. Ja, du hast recht. Aber du musstest es nicht tun. Es war eine Wahl. Es ging nicht um Leben und Tod." versuchte ich mit ruhiger Stimme zu verklickern. Ich bezweifelte das was ankam, aber ein Versuch war es Wert, obwohl es mich viel Kraft kostete. „Ich kann nichts dafür, wenn ich nicht ich selber war. Es war der A..." „Komm mir die nächsten Tage einfach nicht in die Quere. Ich will dich nicht sehen." brach ich ihren Satz ab. Dann ging ich endgültig Richtung Cory, die schon auf mich wartete.

„Wo warst du solange?" fragte sie, als ich an ihr Auto ankam. „Sie hat mich erwischt." Ich stieg, ohne noch etwas zu sagen, ein. „Verdammt. Und ich dachte, ich hätte alles im Blick. Was hat sie gesagt?" erkundigte sie sich, nachdem sie einstieg. „Sie hatte sich entschuldigt, aber es auf den Alkoholkonsum geschoben." „Ihr Ernst? Sie hatte ein Viertel ihrer Flasche getrunken und gibt ihrem Alkoholkonsum die Schuld? Wie wäre es, wenn sie sich angetrunken bei dir entschuldigt. Vielleicht kommt da Gescheiteres raus. Es ist ja bekannt, wie ehrlich Menschen im Betrunkenen Zustand sind." Cory klang schon fast wütender als ich es selber tat. „Sie sollte eher aufpassen wie viel sie trinkt, wenn sie nicht trinken kann. Oder Wahrheit oder Pflicht nur nüchtern spielen." gab ich von mir, während ich meine Augen für ein kurzen Moment schloss.

Klar war sie alt genug gewesen um für sich zu entscheiden was das Beste für sie ist, aber wenn man kein Alkohol verträgt, braucht man eine Grenze und die hatte sie offensichtlich überschritten. Ich schluckte die Tränen herunter. Ich durfte nicht weinen. Meine Kontaktlinsen würden sonst noch rausfallen. Gut, dass ich sie trug. Als Cory vor meinem Zuhause anhielt, öffnete ich wieder meine Augen. „Kommst du mit hoch?", fragte ich sie. „Ne heute nicht. Ich treffe ich mit jemandem."

Ihre Antwort überraschte mich und machte mich gleichzeitig traurig, aber ich konnte sie verstehen. Sie war sehr oft bei mir gewesen. „Ok, viel Spaß." wünschte ich ihr, während ich ausstieg. „Soll ich dich morgen abholen?" „Wenn es dir nichts ausmacht." erwiderte ich und lächelte schwach. „Mir macht es nichts aus. Solange ich dir damit helfen kann, tue ich alles." Sie lächelte mich aufmunternd an. „Danke, dann bis Morgen." verabschiedete ich mich.

Lend me your heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt