Chapter 65

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Liams Sicht:

Ich glaubte meinen Augen nicht, nachdem ich die Person vor mir länger inspizierte. Wieso musste er heute hier auftauchen? Schließlich hatte er sich vor 7 Jahren genauso wenig für seine Tochter interessiert. „Sohn. Schön, dich wieder zu sehen. Lass mich erst mal rein.", ertönte die Stimme des Mannes, welches ich schon immer verabscheut hatte. „Wer hat dich eingeladen?" Ich versuchte, mich unter Kontrolle zu halten, ohne ihn die Tür vor seinem Gesicht zu zuknallen. „Deine Mutter und Ella.. jetzt lass mich bitte rein, um deine kleine Schwester zu gratulieren." Ich rührte mich nicht von der Stelle. Sicherlich werde ich diesen Mann nicht hier rein lassen. „Liam, wer ist es?" Ellas Stimme näherte sich uns und ich ahnte nichts Gutes kommen. So mies, wie es klang, erhoffte ich, dass Ella ihn nicht erkennen würde, da sie ihn bisher nur von Mamas Erzählungen und Bildern kannte.
„Niemand Ella. Nur jemand, der nach etwas gefragt hatte." Mir tat es weh, sie anzulügen, aber sie sollte nicht an ihrem Geburtstag an etwas Trauriges denken. „Liam.. Kennst du ihn nicht?", fragte meine Schwester, als sie neben mir stand. Überraschenderweise rannte sie unseren Vater in die Arme. „Na Kleines. Alles Gute zum Geburtstag Prinzessin." Der Mann vor mir streichelte Ellas Kopf, während sie ihn fest umarmte. Wieso waren sie sich so innig? Was lief hier ab? „Hier dein Geschenk Süße. Es ist von mir und Elena." Immer noch verwirrt beobachtete ich die Situation.

„Ist sie heute nicht mit gekommen?" Meine Schwester versuchte, hinter meinen Vater zu blicken, als würden ihre Augen nach jemanden suchen. „Nein Kleines. Sie musst heute noch Arbeiten." Wer musste arbeiten und von was redeten die beiden? „Na gut, dann eben ein nächstes Mal. Ich pack mein Geschenk weg.", rief sie und rannte wieder an mir vorbei. Ich rührte mich immer noch nicht, da ich alles noch nicht wirklich zusammenreimen konnte. „Wie seid ihr euch so..?" „Innig? Würdest du mich reinlassen? Dann könnte ich es dir erklären.", unterbrach mein Vater mich.
Perplex ging ich ein Schritt zur Seite, um ihn widerwillig rein zulassen. Es wäre jetzt zu spät gewesen, ihn wegzuschicken, da Ella ihn schon gesehen hatte. Er stand ein wenig unbeholfen im Flur, nachdem er seine Jacke an unserer Garderobe auf hing. „Liam ist alles ok?" Bella kam um die Ecke und sah mich besorgt an. Sie hielt aber an, als sie meinen Vater erkannte. „Oh guten Tag Mr. Ehmm..." „Nenn mich Reno." Er reichte ihr die Hand und sie machte dasselbe nur etwas unsicherer. „Sie sind?", fragte er sie. Bella sah mich etwas panisch an, da sie nicht wusste, was sie sagen sollte. „Sie ist Bella. Meine Freundin. Du kennst sie ja bereits.", übernahm ich es für Bella. „Tu ich?" Anscheinend besaß mein Vater kein gutes Gedächtnis.
„Ehm ja. Sie haben mich am Tag des Spiels gesehen. Sie saßen zufällig auch neben mir auf der Tribüne." „Ah die nette Dame. Schön, sie wieder zu sehen." Seine Nettigkeit überraschte mich schon fast. Obwohl ich ihn 10 Jahre lang kannte, musste ich zugeben, dass er auf mich wie ein Fremder wirkte. Schließlich waren 7 Jahre Abstand genug, um sich zu ändern. Ich war der lebende Beweis. Was bewegte ihn dazu, nach genau 7 Jahren wieder hier aufzutauchen, nachdem er uns alleine gelassen hatte?

„Liam, wer war das Liebling?", kam meine Mutter aus der Küche in ihrer Schürze. Sie wischte sich ihre Hände an der Schürze trocken und hielt inne, als sie unsern Gast erblickte. Ihr Blick ging automatisch zu mir rüber, der wie ein ertappter wirkte. „Ach, du bist es Reno. Schön, dass du hier bist." Sie kam auf ihn zu und gab ihn eine Umarmung, als seien sie Jahre lange Freunde, die sich super verstanden. Mir bricht es das Herz sie so zusehen, nachdem ich sie vor Jahren wegen diesem Mann in ihrer wahrscheinlich schlimmsten Phase ihres Lebens befinden musste. „Liam, wieso führst du deinen Vater nicht nach draußen zu den anderen?" Meine Mutter sagte es so, als würde es nichts Neues sein. Als würde das unser Alltag sein. Und das mit ihm.
Ich konnte nicht wirklich etwas von mir geben, da ich noch sprachlos von der Situation war. „Ich übernehme es Sabrina. Ich führe Mr. ehm Reno herum, geh du ruhig weiter machen.", sprach Bella und ich atmete schon halb erleichtert aus, obwohl mein Körper immer noch angespannt war. „Kommen Sie hier lang." Bella führte ihn aus den Raum und ich folgte meiner Mutter in die Küche. Das hier braucht unbedingt eine Aufklärung. Zu meinem Erstaunen war Tante Lucy sowie auch meine Oma dadrin gewesen, als hätten sie sich hier versammelt. „Was läuft hier ab Mutter?" Ich nannte sie nie so, nur, wenn es ernst wurde. Und dieser Moment war auf jeden Fall ernst geworden. „Was soll sein William?" Sie tat es also auch. Ok, dann werden wir es so angehen.

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