Chapter 66

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Liams Sicht:

Die Situation im Garten kam mir nicht richtig vor. Dieser Mann, der heute auftauchte, war die letzten Jahre auch nie da gewesen, wieso musste er jetzt hier auftauchen? Ich wusste, dass meine Mutter meiner Schwester nicht wirklich die ganze Wahrheit erzählt hatte, wieso unser Vater ging. Ella dachte immer noch, dass sie sich nach ihrer Geburt getrennt hatten und sie sich nur nie wirklich daran erinnern konnte. Wie auch, sie hatte ihn ja nie zu Gesicht bekommen. Meine Wut auf meinen Vater konnte ich nicht ablegen. Es verfolgte mich eher in meinen Nächten, denn man kann nie von seiner Vergangenheit weglaufen, weil sie immer ein Teil sein wird, der einen prägt.
Schämte er sich überhaupt nicht, hier aufzutauchen? Hatte er keinerlei Schuldgefühle gegenüber seiner Tochter und vielleicht ein kleines bisschen gegenüber seinen Sohn? Schließlich kam ihn in den letzten Jahren auch nicht auf die Idee, mich bei mir zu melden, also wieso sollte ich ihn die Chance geben, dies jetzt zu tun?
Wütend trat ich gegen den Eimer vor den Ausgang in unseren Vorgarten. Der Eimer rollte die Treppen runter und gab laute Geräusche von sich. Genervt setzte ich mich auf die Stufen. Wie konnte jeder in diesem Haus nur so tun, als wäre nichts geschehen? Übertrieb ich es und verstand nicht die Situation oder versuchte hier jeder in diesem Haus, diesen Mann und seine Taten runterzuspielen? Was zur Hölle lief hier ab. Ich raufte mir meine Haare und ließ mein Kopf hängen. Dieser Tag war definitiv nur ermüdend gewesen und nichts anderes mehr.

„William." Ich ignorierte ihn sowie die letzten Male auch. „Sohn. Ich weißt, es ist schwer für dich.", fuhr er fort. „An wen es wohl liegt.", gab ich von mir und betrachtete den Boden. „William, du musst mich verstehen. Ich versuche mein Bestes um die Fehler, die ich gemacht hatte, wieder gut zu machen." „Ach ja? Du glaubst nicht wirklich, dass das funktioniert?" Ich hasste es gegenüber Älteren respektlos zu klingen, aber ich empfand leider keinen Respekt gegenüber diesen Mann. „Ich bezweifle, dass ich alles wieder richten kann, aber ich versuche für euch beiden da zu sein." Seine Worte klangen in meinen Ohren ungewohnt und komisch.
„Das hast du ja supergemacht. Triffst dich seit Monaten mit Ella und dein Sohn hast du nur durch Zufall bei dem Spiel deines anderen Sohnes gesehen. Das nennst du für uns beide da sein? Dann definieren wir es beide wohl anders." „William. Ich hatte es nicht durch Zufall erfahren. Du kannst Finn fragen, dass ich zu keinen seiner Spielen ging, außer zu diesen, um dich zu sehen." Als ob diese Ausrede es besser gemacht hatte. Sollte ich mich etwa geschmeichelt fühlen? „Mein Beileid. Anscheinend bist du nicht mal richtig Vater für deinen anderen Sohn." Wenigstens hatte er einen Ersatz gehabt, die letzten 7 Jahre. Mehr als ich jemals hatte.
„Du darfst meine Worte nicht verdrehen Liam. Finn wollte mich nie bei einem seiner Spiele, weshalb ich nie ging, aber die Sache ist eine andere. Klar ist, dass ich dich auch gerne sehen wollte, aber nachdem du mich damals abgewiesen hattest, fand ich es besser, dir langsamer zu nähern. Schließlich wirst du mir nicht so schnell vertrauen wie Ella." „Nur zu schade, dass ich ein Grund habe, dich zu hassen, weil ich leider Alt genug war, um Erinnerungen zu haben. Wäre es nicht schon einfacher, gleich bei meiner Geburt zu gehen?"

„Liam, hör mir zu. Ich weißt, dass ich keine Ausrede dieser Welt habe, um dir vor zu weisen, dass ich kein Fehler getan hatte, euch zu verlassen. Denn mir ist klar, dass ich nur falsch gehandelt hatte. Aber ich hatte die Sache damals nicht durchdacht und ich dachte, es wäre weniger schmerzhaft gewesen, wenn ich euch verlasse, bevor Ella sich an mich erinnern kann. Ich hatte nur falsch gehandelt und ich bereue es jeden Tag." Seine Entschuldigung wurde mir immer lächerlicher. Weniger schmerzhaft? Für wen? Für mich? Für meine Mutter? Für ihn? Was will er mir sagen?
„Wenigstens kannst du Reue zeigen das Einzige, was ich von dir erwartet hatte. Aber mehr wird's nicht geben. Umso mehr ich von dir höre, wird es kein bisschen besser." Ich machte mich bereit, diese absurde Situation zu entfliehen, aber eine Hand umschloss mein Handgelenk. „Ich hatte nicht wirklich mich in der Vaterrolle gesehen Liam. Ich hatte mich nicht wie ein guter Vater gefühlt. Es hatte sich falsch gefühlt zu bleiben, wenn ich auch wusste, dass ich nicht mal mehr deine Mutter glücklich machen konnte." „Dann hättest du aufhören sollen, ein weiteres Kind zu zeugen, wenn du dich nicht sicher in deiner Vaterrolle gefühlt hattest.", gab ich harsch von mir und reiste mich von ihm los.

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