Prolog

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Das gemächliche Fallen des Schnees lullte mich in den Schlaf. Die großen, weißen Flocken bewegten sich wie elegante Tänzer hinter der kalten Glasscheibe – mein Kopf in den Sitz gedrückt beobachtete ich sie, wobei mir immer wieder kurz die Augen zu fielen. Was auch nicht verwunderlich war wenn man bedachte, dass ich bereits seit halb fünf auf den Beinen war.

Doch die Tatsache, dass mir mit jeder Minute die Umgebung bekannter vorkam, ließ mich eine baldige Ankunft vermuten. Mein Gesicht in die Weichen Polster gelehnt beobachtete ich weiterhin das leichte Schneegestöber vor dem Fenster und konzentrierte mich zugleich auf das regelmäßige Ruckeln des Zuges – dabei dauerte es nicht lange, bis ich tief in meine Gedanken abtauchte.

Ohne Umwege schweiften sie direkt zu dem Thema, das mir seit Monaten schlaflose Nächte bescherte – den Mann, der es ohne seine bloße Anwesenheit, geschafft hatte mein Herz zu erobern. 6 verdammte Jahre hatte ich ihn nun schon nicht mehr zu Gesicht bekommen – trotzdem konnte ich nicht leugnen, dass meine Gefühle für ihn jeden Tag noch ein Stück wuchsen.

Als ich nach dem Highschoolabschluss nach Boston zog, um dort an der Universität zu studieren, hatte ich eigentlich nicht eingeplant dort gleich eine Arbeitsstelle als Webdesignerin zu ergattern – aber das Angebot war einfach zu verlockend gewesen um abzulehnen. Ehe ich mich versah waren fast 7 Jahre vergangen in denen ich keinen Fuß in meine Heimatstadt setzte – bis jetzt.

Ich kannte Will nun eigentlich schon mein ganzes Leben. Kindergarten, Grundschule, Middleschool und schließlich Highschool – er war immer an meiner Seite gewesen – mein bester Freund mit dem ich durch dick und dünn gehen konnte. Als ich dann schließlich in der 8. meine beste Freundin Tamy kennengelernt hatte, hatten wir zwar nicht mehr jeden Tag miteinander verbracht, konnten aber immer noch am Gesicht des anderen seine derzeitige Stimmung ablesen – die ganze Zeit über kam mir jedoch nicht einmal der Gedanke, ich könnte mehr für ihn empfinden als bloße Freundschaft.

Nach dem ich dann weggezogen war, verloren sich unsere nächtlichen Telefonate immer mehr zwischen Collegestress, Nebenjobs und stundenlangen Viedeochats mit Tamy. Als wir dann nach knapp zwei Jahren überhaupt keinen Kontakt mehr hatten, wurde mir allmählich das riesige klaffende Loch in meinem Herzen bewusst – ein Loch, das viel zu groß für einen Freund war.

Zunächst hatte ich nach anderen Erklärungen gesucht – hatte nach jedem möglichem Strohhalm gegriffen – doch es war nun einmal wie es war. Ich Lucy Grey hatte mich unsterblich in meinen besten Freund aus Kindertagen – Will Parker – verliebt. 

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