Kapitel 5

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Als ich aufwachte spürte ich etwas Hartes unter mir – den Boden. Langsam öffnete ich meine Augen, worauf mich ein heißer Schmerz durchfuhr – zahlreiche Köpfe schwirrten über mir in der Luft. >> Alles in Ordnung? << hörte ich eine mitfühlende Stimme sagen >> Sollen wir einen Krankenwagen rufen? << eine andere.

Ich versuchte mich verzweifelt auf die Köpfe über mir zu konzentrieren, aber meine Augen wollten einfach nicht fokussieren. Stöhnend versuchte ich mich aufzusetzen, kippte jedoch gleich wieder zurück. Ich wäre erneut auf den kalten Fliesen der Turnhalle gelandet, hätten mich nicht zwei starke Arme gehalten – ich konnte Wills Geruch wahrnehmen.

>> Mir geht's gut. Ich wollte sowieso gehen. << unsanft löste ich mich aus seinem Griff. Er trat einen Schritt zurück und ich bekam ein Tischbein zu greifen, an dem ich mich anschließend hoch zog. Anschließend hielt ich mich an der Tischplatte fest, während ich verzweifelt versuchte mein Gleichgewicht wieder zu gewinnen.

>> Lucy, sollen wir dich nach Hause fahren? << die Gestalt meiner besten Freundin tauchte vor mir auf – die hatte mir gerade noch gefehlt. Würde ich mich nur noch eine weitere Sekunde hier aufhalten, dann könnte man mich zusammengerollt und heulend vom Boden kratzen – Ich. Musste. Hier. Raus.

>> Ich komm schon klar. << mit diesen Worten stieß ich sie unsanft beiseite und rannte förmlich aus dem Gebäude – als hätte es Feuer gefangen. Anschließend trugen mich meine, von den hohen Schuhen, schmerzenden Füße ganze fünf Blocks weit, bis ich mir sicher war, dass mir niemand folgen würde. Erschöpft stellte ich mich an den Straßenrand und rief mir ein Taxi.

Als ich mich auf den muffelnden Ledersitz fallen ließ, fühlte ich mich als hätte ich eben den Kilimandscharo oder so bestiegen. Was war da eben passiert? Die ganze Stadt würde mich jetzt für absolut irrenhausreif halten.

Aber mir war das alles einfach zu viel gewesen. Er war vergeben. Seine Freundin war ausgerechnet meine beste Freundin. Sie hatten vor zu heiraten. Das war mehr als ich zu ertragen gewillt war.

Wie hatte ich nur so dumm sein können – so naiv. Ich hatte wirklich gedacht, auf dieses bescheuerte Klassentreffen zu marschieren und ihm in einer dramatischen Szene den Kopf zu verdrehen, sodass er mir auf der Stelle seine unsterbliche Liebe gestehen würde.

Ich hasste mich selber für die Hoffnung, die ich mir jeden Tag aufs Neue gemacht hatte – er liebt dich. Er wartet auf dich. Ihr wart schon immer für einander bestimmt. Nichts als gequirlte Scheiße, die sich meine verdammte ‚romantische Seite' ausgemalt hatte. Ich könnte mich ohrfeigen

Ich hätte es besser wissen müssen – die Wahrscheinlichkeit eines ‚Happy Endes' gingen stark gegen Null. Wieso hatte ich nur einmal auf mein Herz und nicht auf meinen messerscharfen Verstand hören müssen?

Als ich aus dem Taxi ausstieg hätte ich fast gekotzt vor lauter Ekel – dieses ganze Geschnulze für nichts und wieder nichts. Verdammt ich hatte in den letzten 3 Jahren wahrscheinlich noch nicht mal einen Kerl angeschaut.

In meinem Hotelzimmer angekommen schmiss ich wutentbrannt meine Schuhe in die eine und meine Jacke in die andere Ecke. Achtlos ließ ich meine Handtasche einfach dort fallen, wo ich eben noch gestanden war und widmete mich meinem Kleid. Das Gefühl der flauschigen Jogginghose auf meiner Haut war genau das, was ich jetzt brauchte. Das und eine riesige Tafel Schokolade – nein, eine riesige Packung Schokoladeneis wäre besser.

Erschöpftwarf ich mich auf das Bett, griff nach dem Zimmertelefon und gab meineBestellung auf. Danach starrte ich an die Decke und versuchte einfach imErdboden zu versinken. Schon nach wenigen Minuten klopfte es jedoch an der Tür. 

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