Kapitel 14

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Kaum hatten wir die Tür der Limousine zugezogen und sich der Wagen in Bewegung gesetzt fing Tamy an loszubrüllen – wahrscheinlich um die laute Musik zu übertönen, die uns aus dem Boxen entgegen schlug. Sie hob ihr Glas mit Sekt hoch >> Okay, ihr Schlampen. Seid ihr gut drauf? Heute gibt es kein Budget, kein Zeitlimit oder irgendetwas anderes. Heute wird einfach nur abgefeiert. << wir prosteten uns zu und alle stießen einheitlich ein >> Wooohhh << aus. Und dann stiegen wir aus und stürmten den Club.

Am darauffolgenden Tag wachte ich mit einem Presslufthammer in meinem Kopf auf – wer hatte den da bitte hinein getan? Wie fast immer wenn ich etwas mit Tamy unternahm, war die letzte Nacht ebenfalls in einem riesigen Saufgelage geendet. Ich konnte mich nur noch sporadisch daran erinnern, aber ich war der Meinung wir hatten gestern ziemlich viel Spaß. Bilder von auf dem Tisch tanzenden Mädchen, Body Shots und jeder Menge Alkohol bahnten sich den Weg in meine Gedanken – ja, definitiv Spaß.

Um meinen riesen Kater zu bekämpfen schenkte ich mir erst einmal ein Glas Wasser ein, wobei ich darauf achtete mich nicht zu viel zu bewegen. Nachdem ich einen großen Schluck getrunken hatte wurde es mir wieder bewusst – morgen um diese Zeit würde die Hochzeit stattfinden. Jeden freien Gedanken in den letzten 7 Jahren hatte ich nur an diesen Kerl verschwendet und morgen würde ich ihm zusehen, wie er zum Altar schritt, mit meiner besten Freundin.

Eigentlich trafen die Worte ‚nah am Wasser gebaut' ganz und gar nicht auf mich zu, aber bei ihm wurde ich immer schwach – wahrscheinlich weil er mich bisher immer aufgefangen hatte, wenn ich gefallen bin. Er raubte mir einfach den Verstand, obwohl ich mich normalerweise immer für eine relativ starke Frau gehalten hatte.

Das war jedoch nicht immer so. Während der Middleschool und dem größten Teil des ersten Highschooljahres war ich einfach nur ein schüchternes graues Mädchen gewesen. Was auch ein Grund war, weshalb ich oft von meinen Mitschülern gemobbt wurde – daran Freunde zu finden war natürlich nicht zu denken. Nur Will, Will war irgendwie immer da gewesen.

Ich litt sehr unter der Scheidung meiner Eltern und den Launen meines Bruders, hatte keine Ahnung wo mein Platz war. Aber bei Will hatte ich mich immer sicher, immer gewollt, immer zuhause gefühlt. Es hatte mir damals das Herz gebrochen ihn in meiner Heimatstadt zurück zu lassen – mehr als der Abschied von meiner Familie und Tamy zusammen geschmerzt hatte.

Er hatte mir damals etwas klar gemacht: Wenn ich wollte, dass sich etwas ändert, war ich die einzige, die das zu Stande bringen konnte. Und das hatte ich auch getan – mit jeder Menge harter Arbeit hatte ich mich zu dem gemacht was ich heute bin. Doch die Vergangenheit hatte auch ihre Spuren hinterlassen – ich war vorbelastet und so jemanden hatte Will nicht verdient.

Da ich erst nach dem Mittagessen aufgewacht war beschloss ich mir einfach etwas vom Zimmerservice kommen zu lassen und den Tag im Bett zu verbringen. Der morgige Tag würde mir nämlich all meine Kraft abverlangen, das wusste ich. 

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