Kapitel 26

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Am darauffolgenden Tag zerrte ich mich extra früh aus dem Bett, damit ich pünktlich zu Beginn der Besuchszeit vor dem Krankenhaus stand. Trotz des Jetlags, der mich immer noch plagte, klopfte ich um Punkt 9 Uhr an die Tür des Krankenhauszimmers meines Vaters.

Ich atmete tief durch, als mich eine vertraute, tiefe Stimme herein bat – die Stimme meines Vaters.

>> Ich hatte ihr doch gesagt sie soll dich nicht anrufen. Naja, trotzdem habe ich mit dir gerechnet. Jedoch frühestens Morgen. << er war blass und sonst auch nicht gerade in bester Verfassung, was er jedoch mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen zu verschleiern versuchte.

>> Natürlich bin ich schnellstmöglich gekommen und ich bin froh das Mum angerufen hat. Wie konnte ich nicht kommen, ich meine - << mein Vater unterbrach mich, bevor ich den Satz zu Ende führen konnte. >> Nicht. Ich möchte jetzt wirklich nicht mit dir darüber reden. Erzähl' mir lieber wie es dir geht. Wie war die Hochzeit? Läuft die Arbeit gut? Du rufst ja fast gar nicht mehr an. <<

Ich trat ein paar Schritte näher an sein Bett >> Dad, ich weiß wirklich nicht, ob wir das hier einfach so unter den Teppich kehren sollten ... << Mit allen Mitteln versuchte ich den Fokus auf das wirklich Relevante zu setzten, doch mein Vater machte es mir wirklich nicht leicht.

>> Wie geht es Tamy? Oh, und Will? << ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. >> Dad, ich meine es ernst! << die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören, als er mir antwortete.

>> Hör zu, Liebes. Wenn du hier bist, um über die unausweichliche Tatsache zu reden, dass ich sterben werde – kein Interesse. Ich habe dieses Gespräch in den letzten 24 Stunden mit gefühlt 100 Menschen geführt. Also wenn das deine Intention ist, dann würde ich dich bitten zu gehen. << kurz schwieg ich, bevor ich ergeben seufzte >> Okay, du willst also nicht darüber reden. Über was denn dann? <<

Mit gespielter Entspanntheit ließ ich mich auf dem Stuhl neben seinem Bett nieder. >> Die Hochzeit?! << schlug er vor und mir wurde mulmig zu Mute >> Die Hochzeit ... richtig ... müssen wir wirklich darüber reden? << ich sah meinen Vater an und er schien sofort zu verstehen.

>> Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur du würdest dich für Tamy freuen ... <<

Er hatte Recht – eigentlich sollte ich mich für meine beste Freundin freuen. Meine beste Freundin, die überglücklich Richtung Altar geschritten war. Zu dem Mann ihrer Träume. Zu Will. Will, dem Mann den ich liebte – auf Komm und Verderb immer noch liebte.

Mein Gott, sie waren verheiratet! Ich sollte mich schämen.

Mein Vater nahm mein Schweigen als Antwort genug und fuhr fort >> Du musst es nicht sagen. Ich weiß es - wusste es, schätz ich, schon immer. << er rückte mit sichtlicher Anstrengung näher und klopfte mit der knochigen Hand auf den frei gewordenen Platz neben sich.

Perplex erhob ich mich vom Stuhl und legte mich zu ihm, während er seinen Arm um mich schlang.

Was hatte er gerade gesagt?

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