Kapitel 64

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Will starrte auf das Häufchen Elend vor ihm, das einmal seine beste Freundin gewesen war – ich konnte nicht sagen, was in seinem Kopf vorging und das machte mir irgendwie Angst.

>> Denkst du für mich war das einfach? << fragte er mich mit hochgezogenen Brauen >> Ich bin heute zu Tamy, zu meiner Frau gegangen, mit der Intention mich von ihr zu trennen. Ihr zu sagen, dass ich sie nicht mehr liebte – dass ich sie vielleicht nie geliebt habe. Sie hat mir die Tür aufgemacht und mir mit überglücklichem Gesichtsausdruck von dem Schwangerschaftstest erzählt, den sie heute gemacht hatte. <<

Er atmete zitternd ein und ich hätte fast Mitleid mit ihm haben können.

>> Mit Tränen in den Augen hat sie mir dann anvertraut, dass ich Vater werde und anstatt mich zu freuen und mit Freudenschreien meine Frau zu umarmen und sie zu küssen, konnte ich nur an dich denken. An uns. Ich musste daran denken, was wir alles durchgemacht haben nur um endlich dem anderen unsere Gefühle zu gestehen und dass ich das nicht alles wegwerfen konnte, wegen irgendwelchen kleinen Komplikationen. <<

Ich wollt das alles gar nicht hören – wollte es einfach nicht hören. Sein Gesichtsausdruck wurde weicher und ich wusste, dass nun der Teil folgen würde der mich endgültig zerstören würde.

>> Aber das ist keine kleine Komplikation ... das ist mein Sohn oder meine Tochter, die da in Tamy wächst. Mein Fleisch und Blut. Meine Familie. Ich weiß für dich bedeutet dieses Wort nicht viel, aber für mich ist es die Welt. <<

Ein Schatten legte sich über sein Gesicht als er weiter sprach.

>> All die Jahre hatte ich mir gewünscht, dass du meine Familie wärst und jetzt ... wo es beinahe soweit war, machte mir das Universum einen Strich durch die Rechnung. Den ganzen Tag bin ich heute durch die Gegend gefahren und habe verzweifelt nach einer Lösung gesucht – nach einem Weg wie ich beide Familien irgendwie vereinen konnte. <<

Er sah mich an und aus seinen Augen sprach tiefste Trauer – ich glaubte ihm. So schwer es mir auch fiel, glaubte ich ihm.

>> Aber ich möchte, dass mein Kind in einer stink normalen Familie aufwächst. Ich möchte nicht nur das Besuchsrecht jede zweite Woche besitzen, sondern da sein – und das immer. Wenn das Baby schreit, wenn seine Windel gewechselt werden oder es gefüttert werden muss. Wenn ich die ganze Nacht aufbleiben muss, weil es krank ist oder Stunden auf dem Spielplatz mit ihm verbringen soll. <<

Der Drang ihn zu berühren wurde immer stärker und ich musste meine Hände in den Taschen vergraben, um sie nicht nach ihm aus zu strecken.

>> Ich habe die Möglichkeit etwas Wundervolles zu erschaffen. Etwas, dass mich überdauert und das so faszinierend ist wie ein menschliches Wesen. Dafür muss ... dafür muss ich nur eine Sache aufgeben. << Sein Blick suchte meinen, doch ich war noch nicht bereit ihm in die Augen zu sehen. >> Und diese Sache bist du. Das einzige, was in meinem Herzen an das Gefühl herankommt Vater zu sein, war dein Ehemann zu sein – und mich bringt der Gedanken um, dass ich das eine für das andere aufgeben muss. <<

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