Kapitel 4

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Die nächsten Stunden verbrachten wir damit Alkohol zu trinken, uns auf den neusten Stand zu bringen und noch mehr Alkohol zu trinken. Es glich Folter den beiden zuzusehen, wie sie ihre Liebe zueinander förmlich in die Welt hinausschrien – zufällige Berührungen, zärtliche Küsse, liebe Worte.

Als Will losging um uns die – ich hatte keine Ahnung wievielte – Runde Drinks zu holen atmete ich erleichtert auf – ich war stolz, dass ich schon so lange durchgehalten hatte, ohne in einem Meer von Tränen zu versinken. Was nicht zuletzt an der Menge Alkohol lag, die ich in den letzten Stunden zu mir genommen hatte.

Es war ja nicht so, dass ich mich nicht für die beiden freuen wollte, aber ein Riesenrad–großes ‚Was wäre wenn' in meinem Kopf hatte mein Gehirn vorübergehend Schachmatt gesetzt. Was wäre, wenn ich früher gemerkt hätte, was ich für Will empfand? Was wäre wenn ich nach dem College wieder hier her zurückgekommen wäre? Was wäre wenn ich nie weg gegangen wäre?

Als Will mit drei Drinks in den Händen an unseren Tisch zurück kam, legte ich mein Selbstmitleid für den Moment auf Eis. Ich riss ihm förmlich das Glas aus der Hand, bevor ich die kalte Flüssigkeit meinen Hals herunterkippte – ein Prickeln überkam mich und ließ mich erschaudern.

>> Und Luce << bei der Erwähnung meines Spitznamen zuckte ich unbewusst zusammen – so hatte nur er mich genannt, naja er und mein Dad. >> Wie läuft es denn bei dir so mit dem Thema Liebe. << ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke. >> W – Was? << ich tat so als hätte ich ihn nicht verstanden.

Er lachte und Tamy stieg mit ein >> Einen Freund? Einen Verlobten? << er zog die Augenbrauen in die Höhe >> Einen Ehemann? << jetzt war ich diejenige die lachte – was meiner Meinung nach jedoch eher einer panischen Hyäne glich. >> Ähm ... nicht so wirklich... <<

‚Nicht so wirklich' war die Untertreibung des Jahres. In den letzten 6 Jahren, hatte ich praktisch wie eine Nonne gelebt. Außer ein paar Knutschereien auf Partys und ab und zu mal einem Date, hatte ich beim Thema Liebe nichts zu berichten. Ich wollte mir einreden, dass es rein Garnichts mit Will zu tun hatte, aber mir selbst konnte ich einfach nichts vormachen.

>> Du wirst schon noch den Richtigen finden ... << Tamy legte tröstend ihre Hand auf meine. Ich versuchte ein Lächeln aufzusetzen und nickte >> Ja ... Ja, das denke ich auch. <<

Will und Tamy wechselten einen vielsagenden Blick, was mich nur noch zusätzlich verwirrte. Ich hätte schwören können, dass Will ihr zunickte, bevor mir Tamy ohne jede Vorwarnung ihre Hand hinstreckte.

Zuerst konnte ich nichts erkennen, da meine Augen eine Weile brauchten um scharf zu stellen – was wohl ebenfalls dem Alkohol geschuldet war. >> Lucy, ich muss dir etwas sagen. << sie schüttelte ihre Hand hin und her und plötzlich sah ich, wie sich das Licht in etwas an ihrem Finger spiegelte.

>> Will hat mir einen Heiratsantrag gemacht! Ist das nicht toll!! << kaum hatte sie das ausgesprochen stockte mein Atem. Ich starrte auf den glänzenden Ring und mein Mund wurde trocken. Ich starrte, doch dann wurde mir schwarz vor Augen und ich sah Garnichts mehr.  

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