Kapitel 36

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Mit gerunzelter Stirn sah Will mich an. Er wischte mit seinem Daumen einige Tränen weg und seine Stimme klang verzweifelt als er sagte >> Was ist los? Wieso weinst du denn jetzt? <<

Diesmal war ich es, die bitter auflachte und mich haareraufend von ihm abwendete. Ich atmete einmal tief durch, bevor ich mich ihm wieder zuwendete.

>> Verdammt noch mal, Will. Du bist mit meiner besten Freundin zusammen – meiner besten Freundin. Du bist nicht nur mit ihr zusammen, du hast sie auch noch geheiratet. Siehst du diesen Ring da - << ich deutete mit einer ausholenden Geste auf seinen rechten Ringfinger >>- den hat sie dir an den Finger gesteckt – an einem Alter, vor nicht einmal zwei Wochen. <<

Erst als ich es aussprach merkte ich, wie Recht ich eigentlich hatte. >> Keine Sekunde hast du dabei an mich gedacht – oder an Tamy. Du hast keine Sekunde daran gedacht, wie ich mich gefühlt habe, als ihr mir händchenhaltend entgegen gekommen seid oder als ihr euch in dieser verdammten italienischen Kirche geküsst habt. << ich zeigte anklagend auf ihn >> Du hast nur an dich selber gedacht. <<

Kurz holte ich Luft, bevor ich fortsetzte >> und jetzt drängst du mir deine Gefühle auf – sagst das du mich liebst. Aus was? Einer Laune heraus? Um dein bescheuertes Verhalten von eben zu rechtfertigen? - und denkst dabei wieder nur an dich. Was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun? Hm? << ich warf hilflos die Arme in die Luft >> Gott, das hier ist reine Folter. <<

Will starrte mich mit leerem Blick an – so wie ich es eben bei ihm getan hatte. Schließlich nickte er, trat zwei Schritte zurück und fixierte mit seinen Augen den Asphalt. Gerade wollte ich mich umdrehen und gehen – weil ich annahm, dass es nichts mehr zu sagen gab und ich die Situation einfach nicht mehr länger ertragen konnte – als er mehr zu sich, als zu mir murmelte.

>> Es tut mir Leid. Das ... das wollte ich nicht. Ich habe nicht nachgedacht, wie du dich fühlen musst. Es hat sich einfach so gut angefühlt dem Ganzen mal Luft zu machen, dass ich nicht nachgedacht habe. << er vergrub seine Hände tief in seinen Taschen, bevor er fortfuhr.

>> Am besten schlafe ich heute wo anders. Mein Zeug hole ich dann morgen ab, okay? << erst jetzt schaffte er es endlich mich wieder anzusehen. Er schien eine Antwort zu erwarten, aber all meine möglichen Antworten blieben mir im Hals stecken und machten mir das Atmen schwer.

Nach kurzem Zögern drehte er sich also um und lief langsam Richtung Straße. Seine Füße berührten schon fast den Gehsteig, als ich endlich meine verdammte Stimme wiederfand. Doch alles was es von dem Wortsalat aus meinem Mund nach draußen schaffte war ein einziges kraftloses Wort. 

>> Will <<

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