Kapitel 42

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>> Lucy << wiederholte Will, nachdem ich mich nicht rührte. >> Bitte, schau mich an und sag mir, dass das alles nur ein Scherz ist. Du hast es doch auch gespürt, oder? << Die Verzweiflung in seiner Stimme ließ mich beinahe in Tränen ausbrechen.

Was war das für eine Frage? Natürlich hatte ich alles gespürt – seine Lippen auf meinen, seine Hände auf meinem Körper und am deutlichsten aber diese Verbindung – dieses Gefühl bei ihm geborgen und zu Hause zu sein, aber das konnte ich ihm einfach nicht sagen.

Ob ich wollte oder nicht – ich konnte ihm einfach nicht sagen, wie viel mir letzte Nacht bedeutet hatte und wie tief sich jedes einzelne seiner Worte tief in mein Gedächtnis gebrannt hatte. Nicht nur aus dem offensichtlichen Grund, dass er einfach nicht richtig gewesen war – ethisch gesehen, nicht was uns beide anging – sondern deswegen, weil ich mich selbst keine Sekunde länger ertragen könnte, wenn das hier weitergehen würde. Mein Herz war mir egal – ich würde es mit Freuden vor einen rasenden Zug werfen, wenn es die Gefühle derer schützen würde, die ich über alles liebte – aber gestern Abend hatte ich auch Will mit in die Schussbahn gebracht und dass bereute ich zu tiefst.

Ich krallte meine Hände unter dem Tisch zu Fäusten, weil ich zu zittern begonnen hatte. Wie in Zeitlupe hob ich meinen Kopf – erst kamen Wills, scheinbar perfekt geformte, Lippen zum Vorschein, dann seine Nase und die unglaublichen Wangenknochen und schließlich wurde ich von dem Sturm erfasst, der in seinen Augen tobte.

Ich hielt mich am unteren Teil des Tisches fest, weil ich das Gefühl hatte, der Sturm könnte mich jede Sekunde mit sich reißen. Wie unter starken Schmerzen – die ich bei jedem dieser Worte auch verspürte – sprach ich die alles entscheidenden Worte.

>>Letzte. Nacht. War. Ein. Fehler. <<

Der Sturm in Wills Augen erlosch – wie ein Feuer, das aufgrund des Sauerstoffmangels erstickte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis er seine Stimme wieder fand.

>> Okay, wenn das so ist ... dann sollte ich jetzt besser gehen. Ich werde dich nicht mehr mit diesem Thema belasten, versprochen. << Er stand auf. >> Soll ich Tamy etwas ausrichten? <<

Man konnte förmlich sehen wie er sich zurückzog. Mit all seinen noch vorhandenen Kräften versuchte er sein blutendes Herz zusammen zu halten und dafür liebte ich ihn nur noch mehr – auch wenn ich ihn gerade so verheerend verletzt hatte, wollte er mir nicht dasselbe antuen.

Meine letzten Worte hatten mich so geschwächt, dass ich nur benommen den Kopf schütteln konnte. >> Kann ... Kann ich dann meine Tasche haben? << wortlos streifte ich sie mir von den Schultern.

Als sich unsere Hände daraufhin für den Bruchteil einer Sekunde berührten, hätte ich schwören können mein zersplittertes Herz erneut schlagen zu spüren. >> Wir ... wir werde uns bestimmt irgendwann mal wieder sehen. Machs gut. <<

Er legte etwas Geld für seinen Kaffee auf den Tisch, drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verließ das Restaurant. 

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