Kapitel 30

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>> Sieh' sich doch einer an wen wir da haben. Die kleine Lucy wieder kurz vorm Heulen, wie sollte es auch anders sein?! << zögernd öffnete ich meine Augen und blickte in die kalten, berechneten Pupillen meines Bruders.

>> Was zur Hölle willst du, Collin? << erwiderte ich sichtlich genervt und ließ mich wieder zurück auf das weiche Sofa sinken, um – das wussten wir beide – Gelassenheit zu heucheln. >> Ähm, ich wohne hier. Wie redest du eigentlich mit deinem großen Bruder? << seine Gesichtszüge wurden immer verkrampfter und ich wusste, dass er nur so vor Wut kochte.

Ich würde mich aber nicht von ihm einschüchtern lassen – nicht noch mehr. >> Ich rede und mache was ich will. Und jetzt will ich gehen. << zischte ich und stand etwas zu schnell auf. Collin stieß mich zurück auf die Couch und versperrte mir den Weg.

>> Nein, du bleibst jetzt schön hier, Schwesterchen. << er war solch ein Selbstbewusstsein von mir nicht gewöhnt. Erneut erhob ich mich, doch diesmal packte er mich unsanft an meinem Handgelenk. >> Hier geblieben habe ich gesagt. << Jedes Wort zischte er unter zusammen gebissenen Zähnen hervor.

>> Lass mich los, Collin. Du tust mir weh. << ich versuchte mich aus seinem Griff zu winden, doch das bewirkte nur, dass er noch fester zupackte. >> Halt einfach die Klappe und setzt dich, Miststück. <<

Mit aller mir zur Verfügung stehenden Kraft, stieß ich ihn mit der Hand gegen die Brust – er taumelte. >> Verpiss dich, Arschloch. << in dem Moment, in dem das letzte Wort verklungen war, wusste ich, dass auch das letzte bisschen seiner – sowieso schon spärlichen – Selbstbeherrschung die Fliege machte. Ich wusste auch was jetzt folgen würde – schließlich hatte ich es schon unzählige Male erlebt.

Er holte quälend langsam aus und ich zuckte schon bei dem Gedanken zusammen, seinen Handrücken auf meiner Wange zu spüren. Durch den vielen Schwung taumelte ich zurück, knickte mit meinen hohen Schuhen um und fiel auf den kalten Mamorboden.

Collin riss erneut an meinem Arm um mich wieder auf die Beine zu ziehen. Bevor er jedoch ein weiteres Mal zuschlagen konnte, zog ihn jemand von mir weg.

Will. Er packte meinen Bruder unsanft an seiner rechten Schulter und schlug ihn mit voller Wucht ins Gesicht. >> Du. Verdammter. Mistkerl. << brachte Will hervor – bei jedem Wort traf seine Faust erneut das Gesicht meines Bruders.

Ich versuchte auf ihn zu zugehen, doch mein Knöchel tat so verdammt weh. >> Will << rief ich mit belegter Stimme. >> Will, bitte. Hör' auf. <<

Tatsächlich stoppte er seine Schläge und zog Collins mitgenommenes Gesicht stattdessen näher zu sich. >> Sie schützt dich erbärmliches Arschloch immer noch. << seine Stimme triefte nur so voller Abscheu. >> Obwohl du sie geschlagen hast. Du hast so jemanden einfach nicht verdient. Tu das nie wieder, sonst – das schwöre ich – werde ich dich finden und zwar dann wenn niemand da ist um mich aufzuhalten. <<

Abrupt ließ er von meinem Bruder ab, der daraufhin wie ein nasser Sack zu Boden sackte. Ohne meinen Bruder noch eines einzigen Blickes zu würdigen, kam Will auf mich zu und kniete sich neben mich. >> Alles okay? << er half mir hoch, doch mein Knöchel und die Tatsache, dass ich immer noch unter Schock stand, ließen mich wieder auf den Boden zurück sinken.

Will stützte mich und hob mich dann ohne Zögern vom Boden, bevor er mich die knarrende Treppe hoch in mein früheres Kinderzimmer trug, wo er mich auf meinem Bett absetzte. Dann untersuchte Will mein Handgelenk, während er vor sich hin murmelte.

>> Natürlich ist bei dir nicht alles okay. Nach allem was heute passiert ist, ist das doch klar. Wieso stelle ich nur eine so dumme Frage? Und ich Dummkopf gehe dir dann auch noch damit auf die Nerven! << aufgebracht raufte er sich die großen schwarzen Locken, bevor er sich – etwas lauter jetzt – mir zuwandte.

>> Das muss gekühlt werden und ... der Knöchel auch. Ich sollte Eis holen, sonst schwillt es noch an. << Will richtete sich auf und wollte gerade Richtung Tür gehen, als ich seine Hand ergriff. >> Nein, bitte geh' nicht. << er drehte sich um und blickte mich hilflos an. >> Aber dein Knöchel ... <<

Ichzog ihn vorsichtig zu mir und versuchte bei dem Schmerz, der von meinemHandgelenk ausging nicht zusammen zu zucken. >> Der ist egal, aber ...bitte lass mich jetzt nicht alleine. << Kurz schien er zu zögern, aberdann ließ er sich neben mir auf dem Bett nieder und verschränkte seine Fingermit meinen. >> Okay... <<

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