Kapitel 57

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Hochgezogene Augenbraun, offenstehender Mund und weit aufgerissene Augen – so starrte ich meine beste Freundin an, während sie sich ungezwungen mit einer Nagelfeile aus ihrer Handtasche an ihren manikürten Nägeln zu schaffen machte.

Ich hatte gerade absolut keine Ahnung ob ich weinen, schreien oder einfach Tod umfallen sollte. Verzweifelt versuchte ich eine andere Bedeutung ihrer Worte zu finden – eine die nicht mein ganzes Leben zerstören würde.

Haus ... wir ... kaufen ... Boston – egal wie ich es drehte und wendete, die Aussage blieb immer dieselbe.

>> Ähm, Lucy. Alles klar? << fragte mich Tamy mit gerunzelter Stirn, während ich immer noch einen Ausdruck völligen Schocks im Gesicht hatte. >> Soll ich vielleicht ... keine Ahnung den Notarzt rufen. << in Panik sprang sie von der Couch >> Oh mein Gott, hast du gerade einen Schlaganfall. <<

>> Ja << beantwortete ich ihre erste Frage, als ich endlich aus meiner Starre erwachte >> Ich meine Nein, mir geht es gut. << erschöpft ließ sich meine beste Freundin daraufhin zurück in die weichen Kissen fallen

>> Gott sei Dank. Ich dachte schon ... << murmelte sie mit einem Seufzer, wendete sich dann aber wieder seelenruhig ihren Nägeln zu.

Nachdem wir eine gefühlte Ewigkeit geschwiegen hatten, kamen die Worte wieder zurück in mein Gedächtnis >> Kannst ... Ähm, kannst du das nochmal wiederholen? << meine ziemlich dünne Stimme brachte mir nur einen gelangweilten Blick ein >> Was? <<

>> Das ... Das mit dem Haus. << immer noch fühlte sich das wie ein schlechter Traum ein >> Ach, Lucy. Wirklich? Du musst wohl wirklich was an den Ohren haben. << nach einer kurzen Pause, in der sie mich vorwurfsvoll ansah fügte sie hinzu >> Will und ich haben ein Haus in Boston gekauft und werden in der nächsten Woche dort einziehen. <<

Ich blinzelte >> Wow ... das ... das war nicht das, was ich erwartet hatte. << sagte ich mehr zu mir. >> Ja << entgegnete Tamy >> Ich hatte auch erwartet, dass du dich für mich freuen würdest. Offenbar wurden unser beider Erwartungen nicht erfüllt. <<

Erst jetzt wurde mir klar, dass Tamy wütend auf mich war – verdammt, ich musste das wieder hinbiegen.

>> Hey, das war nicht so gemeint. Klar freue ich mich für dich. Es ist nur so ich ... du hast mich einfach überrascht. << immer noch schmollend wendete sich meine beste Freundin mir zu >> Wirklich? << entgegnete sie nun mit etwas mehr Hoffnung in der Stimme.

>> Natürlich, Süße. << ich zog sie in eine herzliche Umarmung >> Du musst mir unbedingt das Haus beschreiben – ist es so wie das Traumhaus, das du in der 3. Klasse gezeichnet hast? << sie lachte und ich stieg halbherzig in das Gelächter ein. >> Natürlich nicht, aber ... warte ich müsste doch hier irgendwo - << sie zog ihr Handy aus der riesen Michael Kors Handtasche. >> Hier habe ich Bilder... <<

Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir damit uns bis ins kleinste Detail mit dem Grundriss des Hauses, den Bodenbelägen und Möbelstücken, sowie jeder Menge Deko auseinander zu setzen. Tamy war – wie auch schon bei der Planung ihrer Hochzeit – mit Herzblut dabei, während ich die Minuten auf der Uhr in ihrem Handy zählte.

Wie hatte ich nur eine Sekunde denken können, dass auch nur die kleinste Möglichkeit bestand die nächsten vier Monate zu überstehen, ohne, dass mein Herz durch den Fleischwolf gedreht werden würde. 

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