Kapitel 20

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>> Und was gibt dir das Recht einfach von der Hochzeit deiner besten Freundin abzuhauen? << wahrscheinlich hatte er beabsichtigt, es in einem zornigen und anklagenden Tonfall zu sagen, doch seine Stimme war mehr oder weniger nur noch ein raues Flüstern.

>> Wenn du hier bist um mir eine Standpauke zu halten, dann ... toll, du hast es geschafft, dass ich mich noch beschissener fühle als davor. << ich nickte anerkennen. >> aber sollte dieses ‚zur –Schnecke-machen' nicht deiner Frau gebühren? << erwiderte ich mit bitterem Ton, weil der Versuch wütend zu klingen schon in meinem Blick kläglich gescheitert war, das wusste ich.

Ich sah ihn wahrscheinlich gerade aus – von Tränen glitzernden – braunen Reh Augen an. Nicht so zornig, finde ich. Anstatt auf meine gespielte Wut einzugehen, machte Will einen weiteren Schritt auf mich zu, sodass sich unsere Oberkörper und Beine berührten – ein unbeschreibliches Gefühl.

>> Um ehrlich zu sein ... habe ich nicht den blassesten Schimmer, wieso ich hier bin. Ich habe dich auf der Hochzeit überall gesucht, konnte dich aber nirgends finden. Und auch davor ... bist du mir etwa aus dem Weg gegangen? << fragte er neugierig, ließ mich jedoch nicht zu Wort kommen >> Vielleicht ... vielleicht wollte ich dich einfach verstehen, denn – das wird jetzt bestimmt bescheuert klingen – obwohl ich dich schon so lange kenne, bist du das Einzige auf dieser Welt, dass ich nicht verstehe. <<

Die Ehrlichkeit in seiner Stimme verursachte mir Gänsehaut und ich versuchte verzweifelt auch nur den Hauch von Alkohol an ihm zu riechen, doch da war nichts. Der ganze Raum war nur voller Will – purer, süchtig-machender Will.

>> Oder ... vielleicht wollte ich auch einfach ... << er strich sanft mit der Hand über meine Wange und ich musste mich wirklich zurück halten um mich nicht seiner Berührung entgegen zu lehnen – die Zärtlichkeit darin ließ mich beinahe aufstöhnen.

Ich schloss die Augen, denn das war alles einfach zu viel für mich >> Bitte, Lucy ... << ich riss die Augen auf – ich hatte nicht den blassesten Schimmer, um was er mich gerade bat. Dass ich mich ihm erklärte? Dass ich mich für mein Verhalten entschuldigte? Das ich seine Berührung so genoss, wie ich es gerne tun würde?

Unsere Blicke fanden sich und ich verlor mich hoffnungslos in seinen Augen – in dem blau, dass einem wolkenlosen Himmel viel zu ähnlich sah, in dem braun, dass viel zu sehr der Erde glich, in dem grün, das mich viel zu sehr an frisch geschnittenes Gras erinnerte und in dem Grau, dass ein viel zu exaktes Spiegelbild der stürmischen See darstellte.

Alle heutigen Geschehnisse, all meine Sorgen waren auf einmal wie weggeblasen. Seine Augen gaben mir die Sicherheit, die ich jetzt so dringend brauchte und für einen Moment vergaß ich, dass sie nicht mir gehörten. Dass er mit diesen Augen von nun an nur noch eine Frau wirklich ansehen würde – seine Ehefrau.

Aberin diesem Moment fühlte sich alles so perfekt an und ich hielt an der Illusionfest, dass diese wilden Augen einmal mir gehören würden – nur für einen Moment. 

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