Kapitel 44

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Meine Füße überschlugen sich. Beinahe wäre ich von der knarzenden Holztreppe geflogen, hatte mich aber gerade noch so am Geländer festklammern können.

Auf dem Absatz angekommen machte ich mir gar nicht erst die Mühe in meine Schuhe zu schlüpfen, sondern riss die Haustür beinahe aus den Angeln, als ich aus dem Haus stolperte. Schnellen Schrittes entfernte ich mich immer mehr von meinem Elternhaus, bis ich plötzlich erstarrte.

Will drehte sich zu mir um und wirkte außer Atem – als wäre er unter großer Hektik hier her gekommen. Minutenlang starrten wir einander einfach nur schweigend an. Dann schluckte ich den Kloß in meinem Hals runter und räusperte mich >> Solltest du nicht in einem Flieger sitzen? <<

>> Ich hätte dich nicht diese ganzen Sachen sagen sollen. << Will und ich begannen gleichzeitig zu reden und meine zittrige Stimme vermischte sich mit seiner. >> Sorry. << er lächelte etwas gezwungen >> Du zuerst. <<

Ich hatte meine Augen weit aufgerissen >> Was hast du gerade gesagt? <<

Zögernd trat er einen weiteren Schritt auf mich zu >> Ich hätte dich das alles nicht sagen sollen, weil es nämlich ... << er raufte sich die schwarzen Haare >> Gott, Lucy. Es war einfach kompletter Bullshit. << er gestikulierte wild in der Luft herum >> Versteh' mich nicht falsch. Ich meine nicht das du Bullshit redest, Gott nein. Aber ... aber ich denke, dass - << Ohne irgendetwas zu sagen, überbrückte ich die letzten Meter zwischen uns, zog ihn zu mir und küsste ihn.

Was auch immer ich mit heute Morgen vorgenommen hatte, ich konnte mich an nichts mehr davon erinnern. Alles an das ich jetzt denken konnte war mein Herz, das sich endlich wieder ganz anfühlte.

Atemlos zog ich mich zurück >> Will, es tut mir so unendlich - << jetzt war er derjenige, der mich mit seinen Lippen zum Schweigen brachte.

Sanft streichelte er mir mit seinen rauen Fingerkuppen über meine Wange und bewegte seine Lippen fast bedächtig auf meinen. Es dauerte einen Moment bis ich begriff – für kurze Zeit hatte er gedacht, das hier nie wieder machen zu können.

Ich stellte mich auf Zehenspitzen um ihm besseren Zugang zu verschaffen und zog ihn an seinem ausgeblichenen Shirt näher zu mir. Er brummte zustimmend und legte seine Hand an meinen unteren Rücken – der Kuss wurde inniger, aber nicht schneller. Wir beide wollten alles hiervon bis zur letzten Sekunde auskosten.

Es dauerte eine Weile bis sich Will erneut zurück zog – sogleich vermisste ich seine Wärme. >> Hey... << er wischte mir über meine Wangen, komischer Weise fühlten sie sich so ... nass an. >> Hey, wieso weinst du? << Oh! Ich hatte es gar nicht gemerkt, doch ich hatte tatsächlich angefangen zu weinen.

Will schien das als Zeichen zu sehen, sich noch weiter zurück zu ziehen. >> Habe ... Habe ich irgendwas falsch gemacht? << fragte er vorsichtig und ich wusste, dass er gerade versuchte mir die Antwort an meinem Gesicht abzulesen.

Ich lächelte – ein echtes Lächeln, das von Herzen kam. >> Nein. Nein, du hast überhaupt nichts falsch gemacht. Du bist zurückgekommen und deswegen liebe ich dich noch mehr. << wieder neigte ich mich ihm entgegen und vereinigte unsere Lippen – doch schon nach kurzes Zeit zog er sich zurück.

Verzweiflung stieg in mir auf, als mich der Gedanke packte, dass ich etwas Falsches gesagt hatte, doch er lächelte mich nur an und strich mir gedankenverloren über die Wange >> Sag das nochmal! << jetzt stimmte ich in sein Lächeln ein. >> Ich. Liebe. Dich. << Ich gab ihm einen kurzen Kuss. >> Ich liebe dich, William Christoph - << weiterkam ich nicht, weil Will mich vom Boden hochhob und meinen Mund mit seinem bedeckte. Jetzt musste ich wirklich lachen – wie ich wohl gerade aussah – mit meinem tränenüberströmten Gesicht und einem Lachen, das von Herzen kam.

>> Ich liebe dich auch, Lucy Elizabeth Grey. Mehr als du dir jemals vorstellen könntest. <<

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