Kapitel 2

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Die letzten Sonnenstrahlen weckten mich sanft aus meinem dämmernden Zustand und ich drehte mich erst noch einmal um, bevor ich verschlafen auf mein Handy sah. Plötzlich war ich hellwach – Was? Es kann doch noch nicht so spät sein?! Hastig sprang ich vom Bett und versuchte mit der einen Hand meine Schuhe auszuziehen, während ich mit der anderen an meinem Koffer herumfummelte. Ich fischte mein Kleid heraus, schlüpfte hinein und machte mich daran meine extrem hohen Schuhe zu schnüren.

Als mein Outfit schließlich einigermaßen saß, begann ich hastig mein Makeup aufzulegen. Nachdem ich dann gefühlte tausend Mal meinen Eyeliner gezogen hatte, befand ich mein Aussehen endlich für passabel und lief – so schnell ich in diesen High heels eben laufen konnte – Richtung Aufzug.

Unten angekommen rief ich mir ein Taxi und schmiss mich auf den Rücksitz, während ich dem Fahrer die Adresse förmlich ins Gesicht brüllte. Wir waren schon 10 Minuten unterwegs, als sich meine Atmung endlich wieder beruhigt hatte und ich mich erneut in meinen Gedanken verlor. Hatte Will inzwischen eine Freundin? Während unserer Schulzeit hatte er immer wieder kurze Flirts und Schwärme, aber nichts, was man als eine Beziehung bezeichnen konnte. Würde er mich überhaupt wiedererkennen?

Die tiefe Stimme des Taxifahrers holte mich wieder in die Realität zurück. Ich drückte ihm einen 20 Dollarschein in die Hand, bevor ich aus dem Fahrzeug stolperte. Vor mir ragte das gigantische Rechteckige Gebäude auf – die Türen weit geöffnet. Wie ein Monster, das jeden Moment drohte dich zu verschlingen.

Unwillkürlich musste ich an die negativen Erinnerungen denken, die ich mit diesem Ort verband. Denn obwohl Will und ich – und später auch Tamy und ich – ein Herz und eine Seele für einander waren, hatte ich nicht so viel Glück was meine anderen Mitschüler betraf. Die meisten mieden mich einfach und taten so als wäre ich Luft, doch die besonders hinterhältigen dachten sich immer wieder ganz miese Späße aus, um mir auf grausame Weise zu zeigen wie unerwünscht ich hier doch war.

Auch das war ein Grund gewesen, wieso ich dieser Stadt den Rücken gekehrt hatte – all das fühlte sich inzwischen wie ein anderes Leben an. Ein Leben das nicht meines war.

Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch um die bösen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Als ich sie wieder öffnete heftete sich mein Blick auf das Plakat über dem Eingang/ Maul des Monsters. Klassentreffen des Jahrgangs 2013/14

Mit zittrigen Beinen ging ich darauf zu und versicherte mir mit jedem Schritt, dass es dieses Mal anders werden würde – dass das nicht mehr die gleiche Schule, die gleichen Menschen, das gleiche Ich waren.

Als ich die Turnhalle betrat sprangen mir sofort ein paar bekannte Gesichter ins Auge und ich musste unwillkürlich Lächeln, als ich unseren ehemaligen Sportlehrer mit dickem Schnauzer entdeckte. Kaum war die Tür hinter mir ins Schloss gefallen, da schoss auch schon ein roter Wirbelwind auf mich zu und rannte mich dabei fast um.

>> Lucy! Lucy, du bist endlich da! << ihr Schwung ließ mich ein paar Schritte zurück taumeln. >> Ähm ... Hi. << meine beste Freundin grinste von einem Ohr zum andern, als ich mich umständlich aus ihrer Umarmung. >> Gott, Lucy. Ich muss dir so viel erzählen. Hast du schon Kyle gesehen? Der ist ganz schön heiß geworden ... für einen Nerd meine ich ... nicht, dass - <<

Ab diesem Punkt stieg ich aus ihrem Monolog aus, weil ich ihn entdeckte. Meine Brustmuskeln verkrampften sich und an Atmen war nicht mehr zu denken. 

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