Kapitel 56

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Perplex starrte ich meine beste Freundin an >> Was ... ähm, was machst du hier? <<

Auf meine Unfreundlichkeit hin verzog sie kurz das Gesicht, setzte dann aber gleich wieder ihre unbesorgte Miene auf. >> Ich nehme dir deine Unfreundlichkeit und fehlende Aufregung mal nicht zu übel. << sie ließ den Blick an mir auf und ab wandern >> Du siehst nämlich ziemlich scheiße aus. <<

Mit diesen Worten schob sie sich an mir vorbei, um in meine Wohnung zu treten, wobei ihre Absätze auf dem Parkett unangenehm klackerten. Als wäre das hier ihr zweites Zuhause legte sie ihre Jacke auf der Couchlehne ab, bevor sie sich mit einem Seufzer darauf nieder ließ.

Ich stand immer noch wie erstarrt im Türrahmen, als Tamy mich mit hochgezogenen brauen anblickte >> Willst du jetzt hören weswegen ich hier bin oder nicht? << daraufhin nickte ich nur stumm, schloss die Tür und setzte mich zu ihr.

>> Also ... << begann sie quälend langsam. >> Also? << anstatt auf meine Frage zu antworten, wendete sich meine beste Freundin dem Couchtisch zu und fuhr mit dem Finger über die mehr als nur sichtbare Staubschicht. >> Wann hast du denn hier das letzte Mal geputzt? <<

Angestrengt rieb ich mir über die Augen, während ich in dem Chaos in meinem Kopf nach der Antwort suchte. >> Ich glaube ... Montag? << es klang mehr wie eine Frage, doch die schien Tamy noch mehr zu schocken >> Montag? Aber heute ist Freitag. Das heißt, dass du schon - <<

>> Letzte Woche Montag. << unterbrach ich sie – Tamy schreckte von Sofa auf und stieß einen Laut der Empörung aus. Dann legte sie ihre Hand auf meine Stirn >> Lucy, was ist los? Bist du etwa krank? Gott, bitte sei nicht schwanger! <<

Jetzt war ich diejenige die empört nach Luft schnappte >> Schwanger? Gott, nein. << Schließlich hatte ich schon nicht mehr mit jemandem geschlafen seit – nun ja, zu lange – aber davon hatte Tamy keine Ahnung. >> Und krank bin ich auch nicht ... <<

>> Warum wirkst du dann so völlig planlos? << hakte meine Freundin sichtlich besorgt nach >> Ich habe im Moment nur viel zu tun, okay. << ich versuchte mich zu verteidigen, war mir aber sicher, dass es – Tamys Gesichtsausdruck nach – nicht zu funktionieren schien.

Gerade wollte sie zu einer erneuten Frage ansetzen, die mich vermutlich noch mehr verletzt hätte, als ich ihr das Wort abschnitt >> Du wolltest mir doch erzählen, wieso du hier bist. <<

Ihre Sorge war wie weggeblasen >> Ach, stimmt ja. << Sie machte es sich wieder auf dem Sofa bequem >> Also, nachdem Will und ich unsere restlichen Flitterwochen noch genossen hatten - << sie wackelte anzüglich mit den Augenbrauen und ich wollte in diesem Moment nichts sehnlicher als sie einfach aus meiner Wohnung zu schmeißen. >> sind wir dann zuhause auf Haussuche gegangen – wie das jedes frischgebackene Ehepaar nun mal tut. Ich meine in der Bruchbude von 3 – Zimmerwohnung, in der wir im Moment leben ist doch kein Platz für eine Familie. << Mit jedem Wort schien sie mir den Dorn weiter ins Herz zu treiben.

>> Und vor einer Woche bin ich dann fündig geworden. << fügte sie mit erwartungsvollem Blick hinzu. Als sie nicht weiterredete hakte ich nach >> Ich verstehe immer noch nicht was das mit der Tatsache zu tun hat, dass du in meiner Wohnung bist. << augenverdrehend legte Tamy eine Hand auf meinen Arm.

>> Das Haus, das wir kaufen ist hier in Boston, du Dummkopf. <<

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