Kapitel 21

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Ein ohrenbetäubendes Geräusch zerstörte den perfekten Moment – viel zu früh. Als hätten wir uns an des anderen Haut verbrannt, schreckten wir auseinander.

>> Lucy, du Schlampe. Ich weiß, dass du da drin bist! <<

Tamys Stimme.

Verdammt was machen wir denn jetzt! Sie klang echt sauer ... und auch echt betrunken. Sie würde mir nie verzeihen, wenn sie mich mit ihrem Verlobten – nein ihrem Ehemann – in einem Hotelzimmer erwischt – nachts, alleine.

Ich blickte panisch zu Will hoch, der nur ein Schulterzucken erwiderte – wirklich sehr hilfreich.

>> Mach jetzt auf oder ich schlage diese verdammte Tür ein. << Lucy brüllte durch das Hotel als wären wir die einzigen Gäste hier – die einzigen Menschen in dieser Stadt. Aber wer meine beste Freundin kannte, der wusste, dass sie keine Scherze machte – sie würde wirklich diese verdammte Tür einschlagen, wenn es notwendig wäre.

>> Du musst von hier verschwinden! << flüsterte ich Will – immer noch panisch – zu. Er verdrehte die Augen. >> Danke, ‚Captain offensichtlich'. Wenn sie mich hier sieht – allein, nachts, in deinem Hotelzimmer – wird sie das total falsch auffassen und dann ... << er musste seinen Satz nicht zu Ende bringen. Ich wusste genau was er meinte.

Seine Stimme war eine Mischung aus Beunruhigung und Verzweiflung, doch ich konnte mir ein Lachen einfach nicht verkneifen – er hatte gerade wirklich meine Gedanken ausgesprochen.

>> Was? Wieso lachst du denn jetzt? << fügte er verwirrt in etwas schrillem Ton hinzu, was mich nur noch mehr zum Lachen brachte. Ein kleines Lächeln bildete sich auch auf seinen Lippen, während er mir zusah, wie ich versuchte nicht zu laut zu lachen.

>> Also ... ich habe hier einen Feuerlöscher und ich werde ihn auch benutzen. Du zwingst mich ja dazu. << hörten wir Tamy vor der Tür – meine beste Freundin war manchmal wirklich etwas durchgedreht.

Ich blickte mich panisch im Hotelzimmer um >> Das Bad! << Als Will mich fragend ansah fügte ich hinzu >>Versteck dich im Bad. <<

Er lachte tonlos. >> Was? Nein. Nein, vergiss es. Das ist eine schreckliche Idee! << Doch ich ließ ihm keine Zeit um zu wiedersprechen. Mit all meiner Kraft schon ich ihn Richtung Bad und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. >> Und kein Wort, verstanden! <<

Ehe er es sich anders überlegen konnte, riss ich die Hotelzimmertür auf und konnte mich gerade noch so ducken, bevor ich von einem Feuerlöscher getroffen wurde.

Tamy war so geflasht von meinem Anblick, dass ich ihr problemlos den Feuerlöscher aus der Hand nehmen und sie ihn mein Zimmer ziehen konnte. Als sie wieder bei Sinnen war stürmte sie auf mich zu.

>> Was denkst du eigentlich wer du bist?! << ihre Stimme war unerbittlich, aber nichts im Vergleich zu dem Hass, den ich für mich selbst spürte >> Ähm, deine beste Freundin ... << Vorsichtig trat ich einen Schritt zurück, doch Tamy hielt in ihrer Bewegung inne und fing dann auf einmal bitter an zu lachen.

>> Beste Freundin, wirklich? Willst du mich eigentlich verarschen! << ich wendete meinen Blick ab >> Es ... es tut mir Leid, aber ich musste für meinen Flug packen ... ich muss sofort nach Hause ... es ist mein Dad ... <<

Kurz herrschte schweigen. Es tat weh sie anzulügen, aber wenigstens war das nicht komplett frei erfunden und es schien zu funktionieren, denn Tamys Gemütszustand veränderte sich augenblicklich.

>> Oh Gott... << ihre Muskeln entspannten sich und ich beobachtete wie sie auf der Stelle zusammensank – der Rock ihres Kleides bedeckte fast den halben Boden. >> Oh Gott. Ich hatte ja keine Ahnung ... ich ... wie konnte ich nur so selbstsüchtig sein ... ich bin hier eindeutig die schlechte Freundin, nicht du. Kannst du mir noch einmal verzeihen? << sie sah mich von unten aus tränengefüllten Augen an.

Ich lächelte sie an >> Aber nur wenn du mir verzeihen kannst. << sie erwiderte mein Lächeln für einige Sekunden, bevor es sich zu einer Art Grimasse verzog und ihre Augen noch glasiger wurden. Oh, verdammt. Das durfte jetzt nicht passieren.

Ihr Blick richtete sich auf das Bad, doch ich schüttelte schnell den Kopf. Sie stand auf, doch bevor sie die Badezimmertür erreichen konnte, stellte ich mich in den Weg und hielt ihr eine grüne Topfpflanze hin – eine gottverdammte Topfpflanze? War das mein Ernst?

Zuerst starrte sie mich verwirrt an, doch dann überkam sie schon ein Schauer und ihr Magen entleerte sich in einen Fichus – oder war es ein Bonsai? – während ich ihr die Haare, die sich aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst hatten, zurück hielt. 

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