Kapitel 15

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Mit einem Seufzer betrachtete ich das viel zu teure Kleid in meinen Händen. Die königsblaue Seide schmiegte sich eng an meine – noch vom Duschen feuchte – Haut. Heute würde es also passieren – heute würde meine beste Freundin meinen besten Freund heiraten.

Den ganzen Tag schon war ich in einer Art benebeltem Zustand gefangen. Es hatte schon begonnen, als ein Kellner mir das Frühstück ans Bett gebracht hatte, dann in der Dusche und schließlich jetzt während ich mich für die Trauung umzog.

Tamy hatte mir kaum Mitspracherecht bei meinem Kleid gelassen, deshalb hatte ich es umgetauscht mit der Ausrede, er wäre in der Reinigung eingegangen. Das Kleid, das ich also jetzt in meinen Händen hielt, hatte, zu meiner Erleichterung, fast gar nichts mit seinem Vorgänger gemein. Der Rock bestand aus eben der königsblauen Seide, die sich so gut an meine gebräunte Haut schmiegte, während das Oberteil zum größten Teil Hautfarben war, worauf sich ein Muster aus Blumen und Blättern in demselben Blauton schlängelten.

Dazu zog ich die schwarzen High heels von Tamys Junggesellenabschied an, die ich zuerst noch von unerklärlichen Flecken befreien musste – ich wollte bei Gott nicht wissen, was das war. Dazu noch ein umwerfend schlichtes Makeup und – voila – ich war hochzeitsfertig.

Wieder stellte ich mich vor den Spiegel und betrachtete mich, bevor ich mir Mut zu sprach >>Okay, Lucy. Reiß dich zusammen, okay? Deine beste Freundin braucht dich. Du wirst also jetzt da raus gehen und die verdammt beste Brautjungfer sein, die die Welt je gesehen hat. <<

Nach meiner Ansprache griff ich nach meinem Blumenstrauß, der wie alle anderen aus violetten Orchideen bestand – meiner Meinung nach einer ziemlich langweiligen und hässlichen Blumenart, aber schließlich war das ja nicht meine Hochzeit.

Ich nahm den Lift nach unten und dann ein Taxi zur Kirche. Die Santa Maria Antica war ein überaus altes und prächtiges Gebäude – die Art, in der früher bestimmt die Prinzen und Prinzessinnen getraut wurden. Auf dem Rasen standen einige Gäste, doch das gigantische Eingangstor schien sie förmlich zu verschlucken.

Mit jedem Schritt, dem ich der Kirche näher kam, zitterten meine Beine mehr. Ich versuchte es zu kaschieren indem ich immer schneller wurde, doch damit regte ich nur mehr Aufmerksamkeit auf mich.

In der Kirche angekommen suchte ich sofort den Raum auf, in dem sich die Braut befand. Als ich die Tür öffnete strahlte mich Tamy an – alle Zweifel waren wie von ihrem Gesicht gefegt und ich wusste, dass sie bereit war den Bund der Ehe einzugehen – sie war bereit mit Will den Rest ihres Lebens zu verbringen.

>> Und wie sehe ich aus? << fragte sie mich, obwohl uns beiden bewusst war, dass wir das Kleid zusammen gekauft hatten – ich war streng dagegen gewesen. Es war Trägerlos und auf dem Oberteil wimmelte es nur so von Glitzersteinen, während der Rock einem Meer aus Tüll und Seide glich. Wie sie sich mit diesem Kleid hinsetzten wollte, war mir ein Rätsel, vom Besuch der Toilette ganz zu schweigen.

Aber ich wusste, dass sie genau das von mir nicht hören wollte >> Du siehst großartig aus, Süße. << sagte ich stattdessen. Wir lächelten um die Wette, als es plötzlich an der Tür klopfte – Tamys Vater betrat den Raum.

>> Du siehst fantastisch aus, Schatz. << ich konnte es unter den vielen Schichten Makeup nicht erkennen, aber ich schätze Tamy errötete gerade, denn sie fand auf einmal den Boden ziemlich interessant. >> Danke, Daddy. <<

Er lächelte sie weiter unverwandt an >> Bereit? <<

Sie erwiderte seinen Blick und atmete noch einmal tief durch >> Bereit. <<

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