Kapitel 19

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Wahrscheinlich hätte ich im nüchternen Zustand eine andere – und weitaus vernünftigere – Entscheidung getroffen, aber ich beschloss mich sofort in die nächste Maschine nach Amerika zu setzten. Doch dazu musste ich erst einmal zurück ins Hotel, um meine Sachen zu holen, was sich als richtig beschissene Idee herausstellte.

Denn, nachdem ich mich erfolgreich durch die Lobby geschlichen, unentdeckt das Treppenhaus durchquert – das Risiko im Aufzug gesehen zu werden war einfach zu groß gewesen – und nach mehreren Versuchen endlich mein Zimmer aufgesperrt hatte, fand ich dort eine unangenehme Überraschung vor.

Es war Will, Bräutigam des Tages, Parker.

Er stand, an die Wand gelehnt, neben dem Bad und blickte mich etwas vorwurfsvoll an, was meine Wut auf ihn nur noch mehr schürte – ich hatte jetzt überhaupt keine Lust einen auf freundlich und gut gelaunt zu machen.

>> Du solltest wirklich aufhören dich mit ledigen Frauen in Hotelzimmern zu treffen. Die Leute könnten sonst noch auf falsche Ideen kommen. << zischte ich ihn bitter an, während ich mich meiner High heels – die ich in der Bar wieder angezogen hatte - entledigte.

Ein Lächeln umspielte seine Lippen – wieso grinste dieser Idiot bitte so dämlich. >> Und du solltest wirklich aufhören deine Probleme in Alkohol zu ertränken. Hab' gehört, das soll nicht so gut für die Leber sein. << Was denkt dieser Mistkerl sich eigentlich!

Ich ging mit großen Schritten auf ihn zu und deutete abwertend mit meinen Zeigefinger auf ihn. >> Dich geht das gar nichts an, verstanden?! Außerdem meine ich es ernst! Ich will nicht als das Mädchen gelten, das sich mit verheirateten Männern in ihrem Hotelzimmer einsperrt. << ich entspannte mich etwas, als ich an seine Ehefrau dachte. >> Außerdem wartet deine frischgebackene Braut sicher schon sehnsüchtig. <<

Er trat, mit den Händen in den Hosentaschen, einen Schritt auf mich zu und erwiderte immer noch lachend.

>> Naja, wahrscheinlich würde sie das, wenn sie sich nicht bewusstlos gesoffen hätte, weil ihre beste Freundin - << er sprach die Worte wie ein Schimpfwort aus >> sich einfach von ihrer Hochzeit verpisst hat. << Sein spielerischer Ton wurde ernst. >> Machst du dir wirklich noch Sorgen um deinen Ruf, nach dem, was du mit Tamy abgezogen hast? <<

Damit traf er den Nagel auf den Kopf – ich hatte kein Recht mehr, mich wegen irgendetwas zu beschweren, weil ich selber etwas Unverzeihliches getan hatte. Ich wendete meinen Blick ab und schluckte schwer – die Tränen standen mir schon wieder in den Augen, aber ich wollte nicht, dass Will sah, wie sehr mich mein Verrat belastete.

Also setzte ich eine Maske auf und erwiderte mit bitterer Stimme >> Was gibt dir eigentlich das Recht so mit mir zu reden, du ... du Vollidiot? Du hast doch keine Ahnung von meinen Sorgen. Also halte einfach deine verdammte Klappe. << Energisch machte ich noch einen Schritt auf ihn zu und plötzlich wurde mir bewusst, wie nah wir uns tatsächlich standen.

Meine Brust hob und senkte sich schnell und beim Einatmen konnte ich fast seinen Oberkörper an meinem spüren. Um ihn anzusehen musste ich meinen Kopf in den Nacken legen – wieso hatte ich bloß diese blöden High heels ausgezogen.

Sein Geruch hüllte mich ein und ich drohte mich in ihm verlieren – aber das durfteich nicht. Ich musste stark bleiben. 

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