Kapitel 11

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Nachdem circa die Hälfte des Fluges vergangen und ich aus meinem Halbschlaf, in den ich sofort nach dem Start verfallen war, erwacht war, wurde es mir dann erst wirklich bewusst.

Meine beste Freundin würde in nicht einmal einer Woche den Mann heiraten, denn ich immer noch liebte – ja, das tat ich und würde wohl auch nicht so schnell damit aufhören. Auch wenn ich wusste wie falsch das war.

Sie würde ihn heiraten und ich würde sie sogar noch dazu ermutigen. Ich würde hinter ihr den Mittelgang entlang schreiten und neben ihr stehen während die beiden Ringe tauschen würden. Beim letzten Gedanken spürte ich tatsächlich ein scharfes Ziehen hinter meinen Augen. Was ist wenn ich es wirklich verhindern könnte? Was sollte das auch bringen?

Das einzige was ich damit erreichen würde war, Tamys und Wills Glück zu zerstören und mich zum absoluten Vollidioten des Jahrhunderts machen – dass konnte und würde nicht passieren.

Ich beschloss, dass es falsch war, solche Sachen überhaupt zu denken und verbannte all die Gedanken aus meinem Kopf. In der Hoffnung noch einmal einzuschlafen, schloss ich erneut meine Augen.

Ich träumte von der Hochzeit. Tamy und Will standen sich gegenüber am Altar – ich stand im Mittelgang und starrte die beiden an. Niemand schien mich zu bemerken und als das obligatorische >> Ich will << über Wills Lippen kam, bevor er sie auf Tamys presste, blieb mir die Luft weg.

Alle um mich herum jubelten und riefen den Frischvermählten Glückwünsche zu, während ich kraftlos auf meine Knie sank und in Tränen ausbrach. Die anderen schienen das zu bemerken, denn sie drehten sich zu mir um und begannen mich auszulachen. All diese Geräusche rückten jedoch in den Hintergrund, als ich klar und deutlich mein Herz hörte, das in Stücke brach.

Es hörte sich an, wie ein Spiegel, der langsam unter einem Autoreifen zerdrückt wurde – erst knackte es nur ein bisschen, ein paar Risse entstanden, dann wurde das Knacken lauter und schließlich zersprang das ganze Gebilde in Millionen kleiner Scherben, die sich in mein Fleisch fraßen und sich dort einnisteten.

Alsich 5 Stunden später aus dem Flugzeug stieg, war meine Mascara von Tränenverschmiert, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte. Ich holte mein Kofferam Gepäckband ab und stieg in ein Taxi, um mich auf den Weg zum Hotel zu machenund mir mein Herz brechen zu lassen. 

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