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Hallihallo ihr Lieben :) Ich möchte einfach nur vielen Dank sagen für all eure süßen Kommentare zum letzten Kapitel! Ich hab mich soo gefreut :)
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Noch gute zwei Stunden bis zum Konzert. Paddy überschlug die Zeit in seinem Kopf und blickte zufrieden auf den leeren Sportplatz hinter ihnen. Er hatte es tatsächlich geschafft. Irgendwie war es ihm gelungen, Leo unauffällig von seinen Geschwistern loszueisen und mit ihr hinter die Halle zu verschwinden – genau dorthin, wo sie zuvor Luan gelassen hatten. Er musste unbedingt wenigstens ein bisschen Zeit mit ihr allein haben, wo sie sich diese ganzen letzten Monate nicht gesehen hatten. Das Ganze kam ihm immer noch irgendwie unwirklich vor, so plötzlich war Leo aufgetaucht...
Aber sie war da. Paddy schmunzelte vor sich hin als er sie unauffällig musterte. Im Gegensatz zu ihnen allen hatte Leo schon wieder ihre ziemlich dunkle Sommerhautfarbe angenommen – natürlich – in Australien war es die letzten Monate schließlich Hochsommer gewesen. Neben ihr wirkte er wohl beinahe wie ein Gespenst. Besonders faszinierten ihn ihre Haare, ein Stückchen länger geworden, schimmerten sie in allen Farben. Ihre Haarspitzen gingen schon gut als hellblond durch während sich ansonsten blonde, hellbraune und sogar leicht rötliche Strähnen durchs ganze, normalerweise braune Haar zogen.
„Und was machen wir jetzt?" Leo stupste ihn leicht am Arm und holte ihn aus seinen Gedanken. Paddy zuckte mit den Schultern und sah Leo entschuldigend an – darüber hatte er sich keine großen Gedanken gemacht, Hauptsache für eine Weile weg von dem ganzen Trubel. Leo lachte.
„Du bist ja lustig, entführst mich hier nach draußen und hast keine Ahnung was wir hier eigentlich sollen..."
„Tja... Hauptsache wir haben unsre Ruhe..." murmelte Paddy nur vor sich hin und grinste Leo schief an. Aber er brauchte sich keine Sorgen zu machen, Leo hatte Ideen für zwei.
„Ich weiß was. Wir gehen spazieren." Sie sah Paddy entschlossen an.
„Spazieren? Hier auf dem Sportplatz? Nicht gerade spannend..." Paddy sah sie etwas skeptisch an.
„Doch nicht hier. Draußen." Leo wedelte mit dem Arm in irgendeine Richtung, als wäre das Ganze selbstverständlich.
„Wo denn draußen? Wir sind doch draußen." Paddy schaute sich unschlüssig um.
„Ach Paddy." Leo kicherte. „Ich mein natürlich ganz draußen. Mit Luan. Hier gibt's doch nichts Spannendes zu sehen." Paddy warf einen unsicheren Blick zu Luan, der auf der anderen Seite des Bauzaunes angebunden war und graste. Sollten sie wirklich...?
„Los komm schon. Mit deiner Kapuze erkennt dich schon keiner. Wenn hier überhaupt irgendjemand ist, sind doch alle auf der anderen Seite vom Sportgelände." Leo war schon mit einem Fuß auf dem Bauzaun.
Paddy überlegte hin und her. Was wenn sie doch jemand sah? Und überhaupt, konnten sie so einfach abhauen? Andererseits wünschte er sich gerade nichts mehr, als einfach mal das zu machen, wonach ihm gerade der Sinn stand. Und Leo war schon ganz oben, sie schaute ihn auffordernd an.
„Paddy, jetzt mach schon, sonst kommen noch eure Securities und holen dich zurück. Wir gehen doch nicht weit..." Leo musste lachen. Und dieses Lachen nahm Paddy jegliche Entscheidung ab. In diesem Moment hätte er mit Leo wohl jeden Blödsinn mitgemacht, und hier ging es schließlich nur um einen kleinen Spaziergang. Also los. In der nächsten Minute war er auch schon auf der anderen Seite. Er blickte sich kurz um – weit und breit niemand zu sehen. Wo waren eigentlich Benni und die anderen? Wahrscheinlich hatten sie vorne genug zu tun...
Leo war schon ein paar Schritte gegangen, Luan trottete am langen Strick brav hinter ihr her. Paddy beeilte sich sie wieder einzuholen. Auf einmal fühlte er sich so frei wie die ganzen letzten Monate nicht mehr. Es erinnerte ihn an Spanien letztes Jahr. Er hätte beinahe alles dafür gegeben, die Zeit nochmal dorthin zurück zu drehen...
„Warum reiten wir eigentlich nicht?" Die Frage war heraus, bevor er auch nur einen Moment darüber nachgedacht hätte. Das Klettern über den Bauzaun hatte in ihm wohl eine gewisse Abenteuerlust geweckt, vermutlich mehr, als für ihn gut war... Aber die Vernunft hatte sich eh schon längst von ihm verabschiedet, sonst wäre er wohl kaum jetzt hier... Paddy musste über sich selbst lachen. Er musste später unbedingt mal ein paar seiner Gedanken hier für ein Lied aufschreiben...
„Echt, du willst reiten? Ich dachte Luan war dir immer unheimlich?" Leo schaute ihn leicht verwundert an. Wie Recht sie hatte. Tja Paddy, das kommt davon wenn man redet ohne vorher nachzudenken. Paddy war sich auf einmal gar nicht mehr so sicher, aber die Blöße eines Rückziehers wollte er sich nun auch nicht geben.
„Neues Jahr, neues Glück, oder?" Der Satz hörte sich cooler an als er sich fühlte. Warum machte er das? Wollte er Leo beeindrucken? Paddy war sich selbst nicht so sicher was er eigentlich wollte... Tatsächlich hatten die Gedanken an Spanien ihn in eine seltsame Stimmung gebracht. So, als könnte er das Gefühl, das er dort hatte, irgendwie zurück holen. Aber doch nicht auf Luan, oder? Paddy schüttelte unmerklich den Kopf über seine seltsamen Gedanken. Zum Nachdenken war es nun ohnehin zu spät.
„Also dann, ich helf dir hoch – hier" Leo deutete schon auf ihr Knie.
„Wie jetzt, ich zuerst? Und wenn Luan losrennt?" Paddy schaute Leo leicht entsetzt an. Die schüttelte lächelnd den Kopf.
„Ach Quatsch. Ist doch viel einfacher so, da muss ich dich nachher nicht hochziehen." Leo sagte Paddy nicht, dass ihr rechter Arm praktisch zu keiner größeren Anstrengung mehr in der Lage war, seit ihrer Bekanntschaft mit Bennys Sicherheitsgriff...
So landete Paddy mehr oder weniger elegant auf Luans Rücken – natürlich wieder ohne Sattel. Oh Mann, der Wallach war doch ein deutliches Stück größer – und kräftiger - als Chocolate und drehte jetzt neugierig seinen Kopf nach hinten, um Paddy am Bein anzustupsen, bzw. leicht an seiner Hose zu knabbern.
„He, lass das!" empörte sich Paddy, aber Leo schob den schwarzen Pferdekopf schon sanft aber bestimmt nach vorne.
„Also dann, gib mir deine Hand und bleib ja oben!" Leo streckte Paddy ihre Hand entgegen und grinste ihn an. Ein kleines Verschwörerlächeln...
„Haha, wie witzig..." Paddy versuchte, so gut es ging im Gleichgewicht zu sitzen und streckte Leo seinen Arm hin. Mit einem kräftigen Sprung und seiner Hilfe war sie schnell oben. Irgendwie kam sie ihm diesmal auch ein bisschen ungelenk vor, nur ein klitzekleines bisschen zwar, aber eben nicht so federleicht wie es sonst bei ihr immer wirkte. Naja, immer noch zehnmal eleganter als er vermutlich ausgesehen hatte...
„Alles klar?" Leo drehte sich zu ihm um – huch, wie nah sie ihm auf einmal wieder war – und grinste ihn übermütig an. Und mit einem Schlag hatte Paddy seine Stimmung aus Spanien zurück, nämlich sein Herz, das erneut ungefragt bis zu seinem Hals flatterte.
Worauf hatte er sich hier nur wieder eingelassen?! Natürlich war es schön, Leo wieder so nah zu sein, aber es bedeutete gleichzeitig, dass er umso vorsichtiger sein musste. Dass er nicht einfach irgendeinem dummen Impuls nachgeben durfte. Denn wie Leo inzwischen zu der ganzen Sache stand, wusste er natürlich nach wie vor nicht. Oder besser gesagt, er vermutete leider, dass sie das alles etwas anders empfand als er...
„Alles klar..." Paddy konnte nicht anders, er schaute Leo direkt in die Augen. Ozean bei strahlender Sonne – und sie schaute nicht weg. Sie schaute ihm im Gegenteil ebenso direkt in die Augen.
Noch mehr Flattern.
Wenn das so weiter ging, würde er früher oder später noch vom Pferd fallen...
Leo räusperte sich.
„Also dann -" Sie drehte sich nach vorne und Luan trottete gemütlich los.
Paddy war beinahe erleichtert, dass er sich nun erst mal ganz auf Luan konzentrieren musste. Was war denn das bloß gewesen? Irgendetwas war anders als sonst. Hatte sie etwa mit ihm geflirtet? Ach was, ein paar Augenblicke kann man wohl kaum gleich als Flirt bezeichnen. Oder? Paddy schüttelte den Kopf.
Hatte er mit ihr geflirtet? Das vielleicht schon eher...
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Growing up oder: lost and found
RomanceSpanien 1994. Zwei Familien, zwei Geschichten. Beide sind Reisende aber aus unterschiedlichen Gründen. Beiden fehlt etwas, doch was sie finden, macht es nicht gerade leichter... Als wäre es Schicksal, kreuzen sich ihre Wege nicht nur einmal. Eine Ge...