Growing up oder: lost and found

22 Freunde eben

Leo saß auf Chocolate und genoss den gemütlichen Ritt zum Haus der Familie Kelly. Sie trug eine grüne Schirmmütze, denn heute war es schon unwahrscheinlich heiß, beinahe schwül, und Martina hatte ihr irgendwelche Schauermärchen von Kindern mit Sonnenstich erzählt... Ihre große Freundin begleitete sie auf ihrer eigenen Stute – Martina würde im nächsten Ort ebenfalls Freunde besuchen, und sie wollte nicht, dass Leo den ganzen Weg alleine unterwegs war, wenn es sich vermeiden ließ.

Leo hatte ihren Rucksack auf dem Rücken – ein beachtliches Exemplar - „gerüstet für alle Fälle", wie ihr Vater immer sagte. Sie fühlte sich wie auf dem Weg in ein großes Abenteuer. Würde sie es heute vielleicht schon schaffen? Die ganze Strecke bis zur Insel zu schwimmen? Dass die Wette mit Paddy heute nicht das einzige Abenteuer bleiben würde, hätte Leo zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich nie vermutet...

Gerade tauchte der alte Hof der Kellys vor ihnen auf. Leontina dachte an ihren ersten Tag in diesem Haus – wie sie in dem Zimmer mit den vielen Instrumenten aufgewacht war... Die ganzen Gitarren und Trommeln – erst jetzt fiel ihr auf, dass sie nie gefragt hatte, warum sie das alles dabei hatten?! Paddy spielte ja wohl Gitarre – soviel wusste sie immerhin schon. Und die anderen? Sie nahm sich vor, das bei nächster Gelegenheit heraus zu finden.

***

Noch bevor es an der Tür klopfte, tönte Angelos Stimme durch's Haus:

„Sie kommen – los los, beeilt euch!"

„Nur mit der Ruhe, der Strand läuft uns schon nicht davon!" Joey kam mit einem riesen Stapel Handtücher die Treppe herunter. Er war kaum noch dahinter zu sehen.

Angelo war schon an der offenen Türe, in seiner ihm eigenen Unbekümmertheit umarmte er Leo zur Begrüßung, drehte sich um und wollte gerade losbrüllen:

„Maite, Pa – Huch!" Paddy stand schon direkt hinter ihm.

„Schrei doch nicht immer so. Hi, Leo." Etwas unsicher streckte er ihr die Hand hin. Leo schlug ein, drehte ihre beiden Hände einmal hin und her, drückte dann – mit höchst konzentriertem Blick – ihren Daumen gegen Paddys und zog dann ihre Hand mit Druck aus seiner Hand heraus, dass es 'schnipps' machte. Sie schaute zu Paddy hoch und grinste ihn an.

„Hi Paddy!" Dieser schaute sie mit hoch gezogenen Augenbrauen an.

„Was war das denn eben?"

„Was war was?" Leo schaute fragend von Paddy zu Angelo.

„Na das hier -" Paddy nahm nochmals ihre Hand und versuchte den Handschlag von eben zu wiederholen, etwas langsamer zwar, aber es schnippste auch.

„Cool!" entfuhr es da Angelo.

„Ach, das haben wir uns irgendwann mal ausgedacht, ist mir grade so raus gerutscht." Leo zuckte die Schultern.

„Wer ist wir?"

„Na, Freunde eben."

In diesem Moment tauchte auch Jimmy im Hauseingang auf.

„Mensch, Leo, was hast du da für einen Monsterrucksack – der ist ja fast größer als du!"

„Man kann nie wissen, was man alles mal gebrauchen kann... Hi, Jimmy." Und schon fand sie sich in einer beherzten Umarmung wieder. Paddy begann langsam sich zu fragen, wieso er das nicht auch einfach so gemacht hatte, als Maite und Barby endlich auch die Treppe herunter kamen. Nun waren sie beinahe komplett. Fehlte nur noch Joey, aber der kam ja meist eh als Letzter...

„So, und wenn mal jemand helfen könnte..." Joey zwängte sich durch den Hausflur, beladen mit Taschen und Decken und machte ein grimmiges Gesicht. Nun ging alles recht schnell, das Gepäck wurde auf die Fahrräder verteilt, Kathy und Patricia ermahnten sie vom Fenster aus, auch mal im Schatten zu bleiben und Leo wurde von Jimmy samt Rucksack auf Chocolates Rücken befördert. Gut gelaunt verschwand die bunte Truppe durch's Hoftor.