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Hallo ihr Lieben, hier kommt das neue Kapitel, es wird etwas dramatisch ;)) Ich möchte mich bei allen lieben Lesern bedanken, die Sternchen verteilen und/oder Kommis schreiben - ihr macht mich echt glücklich und schenkt mir damit so viel Motivation :) also - *~*~*THANK YOU*~*~*
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Die Geschwister der Familie Kelly saßen ausnahmsweise alle versammelt beim Frühstück, genossen die letzte ruhige Stunde, bevor es an den Abbau und das Verstauen des Zeltes ging, was vermutlich beinahe den ganzen Sonntag in Anspruch nehmen würde, als es an der Bustür klopfte. Einer ihrer Mitarbeiter deutete auf das Funktelefon, das sie wohl bei der Bühne vergessen hatten.
„Johnny, da ist irgend ein Mark, er will mit dir sprechen."
„Ich komme." Johnny verschwand aus dem Bus, mit diesem unmöglichen Monstrum an Telefon war es nämlich in leiser Umgebung schon schwer etwas zu verstehen. Es rauschte mehr, als dass es vernünftige Töne übertragen hätte.
„Ja, John hier?" Johnny drückte sich den Apparat ans Ohr.
„Oh gut. Johnny, hier ist Mark." Leo's Vater hörte sich im Gegensatz zu sonst irgendwie beunruhigt an.
„Was ist los Mark?" Johnny hatte das ungute Gefühl, das irgendwas passiert war. Womit er Recht behalten sollte.
„Leo hatte einen Unfall. Mit einem Pferd." Rauschen.
„Mit diesem verrückten schwarzen Gaul?" Paddy hatte Johnny davon erzählt vor ein paar Wochen. Sein kleiner Bruder hatte sich dermaßen aufgeregt wie selten, dass Mark so verantwortungslos sein konnte.
„Nein. Mit einem wirklich gestörten Pferd. Ohne Luan würde sie wahrscheinlich nicht mehr leben." Was?! Johnny schluckte.
„Johnny hör zu. Sie ist im Krankenhaus. Schädel-Hirn-Trauma, aber es geht ihr so weit gut. Das Problem ist, wie soll ich sagen -" Wieder Rauschen -
„Die Ärzte schaffen es nicht sie ruhig zu halten. Sie driftet hin und her zwischen Schlaf und Bewusstlosigkeit und jedes Mal im Schlaf dreht sie sich hin und her und redet vor sich hin. Und dabei muss sie absolut ruhig liegen. Aber die Ärzte können ihr nicht noch mehr Narkosemittel geben, das wäre zu gefährlich." Das war ja schrecklich. In der Leitung knackte es.
„Und wie kann ich helfen Mark?" Johnny fühlte sich wie erschlagen.
„Johnny, sie redet von Paddy. Die ganze Zeit." Mark hörte sich verzweifelt an.
„Was sagt sie denn?"
„I'll be there, Paddy. Und 'i have to go'. Immer wieder die gleichen Sachen. Kann er her kommen?" Wieder Rauschen.
„Ich muss das hier kurz organisieren, aber natürlich kommt er. Ich selbst oder jemand andres fahren ihn."
„Vielen Dank John."
***
Als Paddy seinen Bruder zurück in den Bus kommen sah, erschrak er gewaltig – Johnny sah aus, als habe er einen Geist gesehen, oder schlimmer. Paddy wusste sofort, dass irgendwas Schreckliches passiert sein musste, irgendwas mit Leo. Er fühlte sich auf einmal ganz schwach.
„Johnny was ist los?" Patricia schaute ihren Bruder besorgt an.
Johnny schien erst nach den richtigen Worten suchen zu müssen, er antwortete nicht sofort.
„Leo hatte am Freitag einen Unfall. Mit einem Pferd. Sie ist im Krankenhaus -- "
„WAS?! Mit diesem unberechenbaren Gaul, mit LUAN? Ich werde Mark umbringen, ich hab ihm gleich gesagt das ist Wahnsinn!! Ich werde – " Paddy war aufgesprungen und hatte dabei seine Kakaotasse umgestoßen. Der lief jetzt auf dem Tisch herum, was aber keiner beachtete.
„Paddy! Calm down!" Johnny war neben ihn getreten und hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt.
„Ich will mich überhaupt nicht beruhigen, ich werde --" Paddy fühlte sich so unglaublich wütend und gleichzeitig so machtlos. Er hatte gleich kein gutes Gefühl gehabt mit diesem Luan. Jetzt war es passiert!
„Du wirst dich jetzt hinsetzen." Johnny versuchte ihn auf die Bank zurück zu drücken.
„Johnny, lass mich los!" Paddy versuchte den Arm seines Bruder abzuschütteln.
„PADDY! Jetzt hör doch zu! Es war nicht Luan! Ohne Luan würde sie im Gegenteil wahrscheinlich nicht mehr leben, laut Mark." Rumms. Das saß. Paddy ließ sich auf die Bank sinken. Was hatte Johnny da gesagt? Ohne Luan würde sie nicht mehr leben? Oh Gott. Alles fühlte sich auf einmal so dumpf an. Leo war im Krankenhaus. Seit Freitag schon. Und Mark rief hier an. Da musste es ja ganz schön ernst sein. Paddy hatte das Gefühl, ihm würde der Boden unter den Füßen weg gezogen.
Er bekam gar nicht mehr richtig mit, was um ihn herum passierte. Alle redeten hin und her aber er konnte nicht zu hören. Irgendwann saß er mit Johnny im Auto auf dem Weg nach Ulm. Paddy hatte gar nicht lange gefragt warum er derjenige war, der mit fuhr, für ihn war es irgendwie klar, wer sonst sollte unbedingt zu Leo?
Die Autobahn war komplett frei an diesem Sonntag Vormittag und so erreichten sie ihr Ziel tatsächlich in nicht viel mehr als einer Stunde.
„Warum spricht Leo eigentlich englisch wenn sie im Schlaf redet?" Johnny musste gerade an einer roten Ampel anhalten.
„Was? Warum?" Paddy verstand nicht wie sein Bruder jetzt darauf kam.
„Na im Krankenhaus, sie redet im Schlaf, und zwar auf englisch, hast du vorhin nicht zugehört?" Hatte er offensichtlich nicht. Johnny schaute ihn kopfschüttelnd an.
„Wieso, was sagt sie denn?" Paddy war jetzt auf einmal ziemlich neugierig.
„Ach Paddy. Also nochmal, sie sagt immer wieder die gleichen Sachen: I'll be there, Paddy. Und 'i have to go'. Sie redet von dir, deswegen fahren wir ja auch hin." Tatsächlich? Sie redete von IHM? Paddy fühlte sich auf einmal schon etwas besser. Vielleicht hätte er vorhin doch mal besser zuhören sollen.
„Also, warum auf englisch?" Johnny wiederholte seine Frage.
„Ihre Mutter hat mit ihr englisch gesprochen. Sie kam ja aus Australien. Ihr Bruder ist ja auch gerade dort." Paddy erinnerte sich an das Gespräch über ihre Mütter, das er mit Leo nachts auf der Bühne gehabt hatte. Über Eltern und überhaupt ihre unterschiedliche Vergangenheit.
„Ich dachte sie ist in Italien geboren?" Johnny fuhr an, endlich schaltete die Ampel auf grün.
„Ist sie ja auch. Dort haben sich ihre Eltern kennen gelernt. Leo war in Italien im Kindergarten.Und in der ersten oder zweiten Klasse glaub ich." Paddy stellte sich Leo als Kleinkind vor, mit riesigen blau-grünen Kulleraugen und musste schmunzeln. Bestimmt hat sie alle um den Finger gewickelt.
„Ist ja fast wie bei uns," stellte Johnny nachdenklich fest.
„Tja, fast." Paddy dachte an all die Dinge, die er mit Leo schon erlebt hatte, als das Auto auf den Parkplatz einer unglaublich modern wirkenden Klinik rollte.
„Da wären wir -" Johnny zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg aus. Paddy folgte ihm mit komischem Gefühl im Bauch. Gleich würde er Leo sehen aber würde er auch mit ihr reden können? Wenn sie schlief oder bewusstlos war? Er hoffte einfach nur, dass alles wieder werden würde wie vorher. Und es war ihm ganz egal ob sie seine Gefühle irgendwann erwidern würde oder nicht, Hauptsache, sie wurde wieder die 'alte Leo'.
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Growing up oder: lost and found
Roman d'amourSpanien 1994. Zwei Familien, zwei Geschichten. Beide sind Reisende aber aus unterschiedlichen Gründen. Beiden fehlt etwas, doch was sie finden, macht es nicht gerade leichter... Als wäre es Schicksal, kreuzen sich ihre Wege nicht nur einmal. Eine Ge...