28 Geduld?

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Paddy sah Leo trotzig an. Leo's Gesicht hingegen hellte sich allmählich auf. Sie stupste Paddy an der Schulter und meinte lachend:

„Paddy, Thom ist mein Bruder! Er ist sechs Jahre älter als ich und lebt zur Zeit in Australien. Ich hab ihn seit Weihnachten nicht mehr gesehen!" Wow. Das hatte gesessen. Paddy ließ sich zurückfallen. Ihm fiel gerade ein riesengroßer Stein vom Herzen. Wenn das stimmte, hatte er sich grade ordentlich daneben benommen. Er hatte Leo total zu Unrecht verdächtigt...

„Ähm, Leo..." Paddy blickte sie mit leicht geröteten Wangen unsicher an. „Tut mir leid, wegen meiner schlechten Laune vorhin..."

Leo schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und klopfte ihm leicht auf die Schulter. Wie hatte bloß auf sie sauer sein können, sie war doch einfach schon wieder zu süß...

„Ist schon ok, ich hatte das auch schon mal..." Leo schaute Paddy eine Weile ungeniert genauer an. Jetzt, wo er so gerötete Wangen hatte, sahen seine Augen noch blauer aus als sonst. Ihr wurde gerade bewusst, dass sie diesen Jungen wirklich wirklich gerne mochte. Es wäre zu schade, wenn sie sich aus den Augen verlieren würden...

Warum nur schaute sie ihn denn so lange an, ohne etwas zu sagen?! Paddy spürte seinen eigenen Herzschlag in seiner Brust. Er schaute in Leo's seltsame Augen. Jetzt wo die Sonne hineinschien, leuchteten sie beinahe türkies – dunkles türkies... Und Thom stand ihm auch nicht mehr im Wege... Sollte er es wagen? Die ganze Zeit schon hatte er dieses Gefühl wenn er sie länger ansah...

Da stand Leo auf einmal von der Bank auf. „Also, jetzt wo deine Laune wieder besser ist, können wir ja überlegen, wie's jetzt weitergeht."

„Wie's jetzt weitergeht?" Irgendwie waren Leo's Gedankensprünge Paddy gerade zu plötzlich.

„Na, wir müssen doch irgendwann nach Hause, oder willst du den ganzen Tag hierbleiben?" Leo grinste ihn kopfschüttelnd an. Warum eigentlich nicht, dachte Paddy bei sich.

„Außerdem hab ich Hunger!"

„Was sonst..." Paddy lachte und ließ sich von Leo von der Bank hochziehen.

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„Mit dem Auto kann man den Weg vergessen, ich nehm' Mara und hoffe, dass ich bis zur Hütte durchkomme..." Salvatore Montoya stapfte mit Gummistiefeln durch den Garten vor seinem Haus, Martina stand in der Türe und sah ihn besorgt an.

„Wie hoch steht das Wasser?"

„An der Abzweigung 10-15cm würd' ich sagen, wie's weiter unten aussieht, keine Ahnung..." Salvatore war schon auf dem Weg zum Stall.

„Ich richte deinen Rucksack," rief Martina ihm hinterher und verschwand im Haus. Gerade fing das Telefon an zu läuten.

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„Also, ich würde jetzt mit Chocolate einfach mal den Weg in dieser Richtung weiter reiten und schauen, ob ich bis zur Hauptstraße durchkomme, oder ob das Wasser zu hoch steht. Dürfte nicht mehr allzu weit sein, nur matschig..." Leo holte gerade ihren Rucksack aus der Hütte.

„Und was mach ich?" Paddy schaute Leo unschlüssig hinterher. Wollte sie im Ernst alleine los reiten, durch diesen Sumpf?!

„Du bleibst am besten hier, falls jemand von der anderen Seite kommt um uns zu holen. Ich bin ja auch bald zurück." Für Leo schien das alles ganz klar zu sein.

„Ich bleib am besten hier, ist das dein Ernst? Wenn dir alleine was passiert finden wir dich nie wieder!"

„Jetzt übertreib mal nicht. Was soll mir schon passieren – das sind höchstens zwei Kilometer..." Leo warf ihm ein freches Grinsen zu.

Growing up oder: lost and foundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt