1994 - irgendwo in Spanien
"Also, wohin jetzt?"
Sie befand sich schon in einer ziemlichen Höhe, als es auf einmal anfing, verdächtig unter ihr zu knacksen. So schnell konnte sie nicht zurück, nicht mal Zeit für Panik blieb.
"Oh shit!! - Geh weg!"
Seltsam, was einem alles durch den Kopf geht, in der Kurzen Zeit des Absturzes. Freier Fall, aber nicht lange. Einen kurzen Augenblick sieht sie Chocolate neben sich stehen, dann wird es schwarz um sie herum.
*****Die Familie Kelly verbrachte gerade den späten Frühling in einem älteren Haus in Spanien, nicht weit vom Meer entfernt. Eigentlich könnte man schon fast sagen, es ging dem Sommer entgegen, die letzten Maiwochen waren angebrochen und es herrschte schon eine ganz schöne Hitze.
Früher war das Ganze wohl mal ein kleiner Bauernhof gewesen, heute erinnerte nur noch die baufällige Scheune und der lange, teils kaputte Zaun ums Grundstück herum daran, dass hier einmal verschiedenste Tiere und Menschen zusammen gelebt hatten.Es war später Nachmittag, als Joey Kelly mit seinem jüngeren Bruder zu einem Spaziergang aufbrach, etwas Bewegung würde ihnen guttun. Joey hatte diese Auszeit hier in Spanien so herbeigesehnt, endlich etwas Urlaub und Erholung für schwer arbeitende Menschen wir ihn. Doch heute war es zum ersten mal schon richtig heiß gewesen und sie hatten den halben Tag im kühlen Haus verbracht. Was er jetzt dringend brauchte war frische Luft und Bewegung, und Paddy zappelte eh schon den ganzen Tag ungeduldig im Haus herum, da passten sie gerade zusammen.
Sie unterhielten sich über alles Mögliche, über Sport, obwohl sein jüngerer Bruder sich für dieses Thema nicht so begeistern konnte wie er. Gerade fing Paddy an, sich zu beklagen, dass es so langsam doch etwas langweilig würde in dieser Einöde hier. Der war ja lustig, immerhin waren sie schon ganze drei Tage hier. Ihm kam die Ruhe hier gerade recht, aber er machte Paddy trotzdem einen Vorschlag: "lass uns doch morgen an den Strand fahren, alle zusammen, das wird bestimmt lus.....", als Paddy ihn plötzlich am Arm packte und nach vorn zeigte:
"Joey, da vorne! Da steht ein Pferd!"Das an sich war sicher nichts Ungewöhnliches, schließlich gab es ringsrum Höfe mit Pferden, wahrscheinlich war eines ausgebrochen.
Dieses allerdings stand neben einem hohen Baum, von dem ein langer Ast aus ziemlicher Höhe heruntergebrochen war. Und es trug eine Decke auf dem Rücken, also musste irgendwo auch ein Reiter sein....
"Los!" Joey rannte schon in Richtung Baum. Paddy wunderte sich manchmal, wie Joey innerhalb von Sekundenbruchteilen soviel Energie auftreiben konnte, er musste schauen, dass er hinterherkam.
Ein paar Meter entfernt von ihrem Ziel, gingen sie langsamer, um das Tier nicht zu erschrecken, und da geschah etwas Seltsames: Das Pferd machte ein Paar Schritte und stellte sich vor etwas, das im Gras lag.
"Joey, da liegt jemand!"
"Um Himmels Willen, das ist ja ein Mädchen!"
Die Stute schnaubte leise und schien zu bemerken, dass von den beiden Jungs - einer mit blonden, einer mit braunen langen Haaren - keine Gefahr ausging. Sie wich ein Stück zur Seite.Joey und Paddy knieten sich ins Gras und versuchten das Mädchen anzusprechen - Keine Reaktion.
Joey beugte sich näher hinunter, "Sie atmet! Gott sei Dank!" stellte er erleichtert fest. Scheinbar hatte sie das Bewusstsein verloren... "Los, wir bringen sie erstmal zu uns nach Hause, hier in der Sonne kann sie nicht liegen bleiben."
Vorsichtig nahm Joey das Mädchen hoch, und setzte sich behutsam in Bewegung. Wie alt mochte sie wohl sein? 13? 14? Etwa Angelos Alter oder etwas älter hätte er jetzt getippt, wenn ihn denn jemand gefragt hätte."Nimm du das Pferd mit", wollte er gerade zu Paddy sagen, aber die Stute war schon direkt hinter ihm und stupste das Mädchen in seinen Armen sachte mit der Nase am Fuß an.
Paddy war ziemlich froh, dass dieses seltsame, doch recht große Pferd, von allein mitkam, denn erst jetzt fiel ihm auf, dass es weder Zaumzeug noch Halfter noch irgendetwas anderes zum Halten hatte, nur eine leichte Satteldecke.... Wie war sie bloß auf ihm geritten, so ohne Zügel?!? War sie überhaupt geritten?
Naja, Hauptsache, er musste es nicht führen, ohne Strick oder Halfter, das fehlte ihm gerade noch!
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Growing up oder: lost and found
RomanceSpanien 1994. Zwei Familien, zwei Geschichten. Beide sind Reisende aber aus unterschiedlichen Gründen. Beiden fehlt etwas, doch was sie finden, macht es nicht gerade leichter... Als wäre es Schicksal, kreuzen sich ihre Wege nicht nur einmal. Eine Ge...