Let it be, let it be
let it be, yeah, let it be
Whisper words of wisdom
Let it be„Sing du die nächste Strophe, Leo!" Maite ließ Leo's Hand los und schaute ihren Gast ermutigend an. Sie standen mitten im Raum und hatten zusammen getanzt. Leo blickte in die Runde. Alle schauten sie freundlich an, Johnny nickte ihr auffordernd zu. Leo zuckte die Schultern, sie hatte dieses Lied schließlich schon tausend Mal gesungen.... und die Folgende war auch noch ihre Lieblingsstrophe. Sie holte einmal tief Luft und schloss die Augen. Wie meistens, wenn sie sang...
And when the night is cloudy
There is still a light that shines on me
Shine until tomorrow
Let it beJimmy schlug einen Wirbel auf der afrikanischen Trommel und Maite klatschte in die Hände, alle stimmten in den Refrain ein.
Angelo übernahm die letzte Strophe, sound of music, mother Mary usw....
Leontina war glücklich. Es war schon eine Weile her, dass sie mit anderen, die Musik liebenden Menschen, zusammen gesessen und gesungen hatte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr sie das gemeinsame Musik machen vermisst hatte. Nach dem Abendessen hatte Johnny begonnen, Gitarre zu spielen, und mittlerweile saßen sie seit guten zwei Stunden in gemütlicher Runde, redeten und sangen alle möglichen bekannten und unbekannten Lieder. Und getanzt wurde – dank Maite und Barby – auch immer wieder.
„Was ist dein Lieblingslied, Leo? Hast du eines?" Patricia schaute sie interessiert an.
„Das wechselt... gerade ist es 'Mr. Jones' von den Counting crows."
„Kenn ich gar nicht, wie geht das?" Joey streckte sich und unterdrückte ein Gähnen. Es war doch schon etwas spät...
„Kannst du's spielen?" Paddy hielt Leo seine Gitarre hin. Leo schaute ihn direkt an und zog eine Augenbraue nach oben.
„Ich kann meine Lieblingslieder immer spielen!" Sie schüttelte sich die Haare aus dem Gesicht und lachte. Oho, an Selbstvertrauen mangelt es Leo nicht gerade... dachte Johnny bei sich.
Leo nahm die Gitarre entgegen und setzte sich damit auf den Boden. Einen kurzen Moment musste sie an die Situation in Spanien denken, als sie letztes Mal diese – Paddys – Gitarre in der Hand gehalten hatte. Und der Streit hinterher... Sie schüttelte unmerklich den Kopf und spielte ein paar Akkorde, um ein Gefühl für das Instrument zu bekommen. In ihrem Kopf hörte sie schon das „shallallallallalaaa" das sie an diesem Lied so liebte. Sie schloss die Augen. Da waren sie, die richtigen Akkorde. Das Lied war nicht so einfach zu singen, weil es an vielen Stellen keinen richtigen Rhythmus beim Text gab, es wurde zwangsläufig zu einem eigenen Lied, bei jedem, der es zu singen wagte...
***[wer möchte unbedingt genau jetzt anhören ;))]***
Leo fand ihren Rhythmus, atmete noch einmal langsam tief ein und fing an zu singen. Sie hatte ihre Augen beinahe die ganze Zeit geschlossen, nur manchmal schaute sie zwischen den Strophen kurz auf's Griffbrett oder vor sich ins Leere, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen...
It was down in the New Amsterdam...
....
She dances while his father plays guitar
she's suddenly beautiful,
well we all want something beautiful
oh i wish i was beautiful.
Believe in me
Help me believe in anything, cause
I want to be someone who believesMr. Jones and me tell each other fairy tales
...
When everybody loves you, you can never be lonely
I will paint my picture.....
....
When everybody loves me, I will never be lonely
....
We all want to be big big stars, but we got different reasons for thatBelieve in me because I don't believe in anything
and I want to be someone to believe
....
We all want to be big stars, but we don't know why and we don't know how
But when everybody loves me, I'm going to be just about as happy as I can be
Mr. Jones and me, we're gonna be big stars.***
Wow.
Jimmy trommelte leise zu Leos Musik mit – dieses Lied hatte es ganz schön in sich. Und Leo spielte, als wäre es ihr Lied. Er konnte sehen und hören, dass viel von ihren eigenen Gefühlen in ihrer Stimme, in der Art, wie sie Gitarre spielte, steckte. Jimmy hätte lügen müssen, zu behaupten, er wäre nicht beeindruckt gewesen.
Sie sahen ja doch hin und wieder auch andere Musiker und man merkte gleich, ob der Auftritt „echt" war – mit echtem Gefühl gespielt - was leider nicht so häufig vor kam.
Leo erinnerte ihn sofort an jemanden, wie sie sang, jemanden aus ihrer Familie. Mit ihren grade 14 Jahren...
Paddy war genauso. Erst recht, als er noch jünger war. Aber auch jetzt war es noch fast immer so, wenn er Gitarre spielte und sang.... Jimmy fragte sich manchmal, ob das auf Dauer so gut war, wenn Paddy bei jedem Auftritt so viel von sich selbst hergab, gerade jetzt, wo sie ja doch immer bekannter wurden...
***
Patricia beobachte ihren jüngeren Bruder unauffällig. Paddy saß auf seinem Sessel, den Kopf auf seiner rechten Hand abgestützt und den Blick fest auf Leo geheftet. Total verträumt sah er aus. Und Leo war total versunken in ihrem Lied. Es war an manchen Stellen so leicht und an anderen wiederum total dunkel und schwer. Mochte Leo es deswegen so gern? Weil es irgendwie zu ihrem Leben passte? Patricia hatte das Gefühl, Leontina mit der Zeit immer besser zu verstehen. Je mehr sie über ihre Situation nachdachte... das war schon ganz schön hart für ein Kind, ständig umziehen, ein etwas chaotischer, viel beschäftigter Vater, dann der Verlust der Mutter vor ein paar Jahren – Maite hatte ihr das erzählt – und außer einem Pferd niemand, mit dem sie das alles teilen konnte...
Es war wohl durchaus ein Glück für Leo, dass sie so lebhaft und unternehmungslustig war, sonst wäre sie wohl noch viel einsamer, als sie es vermutlich zeitweise eh schon war...
Leo's Text kam Patricia wieder in den Sinn. Gut das Jimmy in dem Buch geblättert hatte, sonst hätte sie diese Zeilen wohl nie zu Gesicht bekommen...
„Is anybody there to hold on to?"
Ob Leo hoffte, Paddy könnte dieser Jemand sein? Wenn es ihr überhaupt bewusst war? War Paddy klar, was dieser Text eigentlich bedeutete? Oder hatte Leo ihm so den Kopf verdreht, dass er für solche Dinge keinen Blick mehr hatte?
Ohje ohje, das konnte ja noch was geben mit den beiden...
***
Paddy wünschte sich, Leo würde einfach nie aufhören zu spielen und zu singen. Er hatte dieses Lied schon einmal gehört, er hatte es gleich gemocht, aber sie jetzt so zu sehen, mit der Gitarre, den meist geschlossenen Augen und ihre Stimme zu hören – ja, er würde auf jeden Fall verrückt werden... Spätestens wenn sie wieder weg war...
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Growing up oder: lost and found
RomanceSpanien 1994. Zwei Familien, zwei Geschichten. Beide sind Reisende aber aus unterschiedlichen Gründen. Beiden fehlt etwas, doch was sie finden, macht es nicht gerade leichter... Als wäre es Schicksal, kreuzen sich ihre Wege nicht nur einmal. Eine Ge...