Seit einer Stunde war Leontina jetzt mit Angelo im Wasser, Jimmy hatte zwischendurch auch noch ein paar Tipps beigesteuert, und so langsam kam sie der Sache auf die Spur. Tief Luft holen - dann ging es fast von alleine. Als sie die Bewegung mit den Beinen erstmal raus hatte, wurde es leichter.
"Jetzt trau dich einfach, du kannst ja zur Not stehen," forderte Angelo sie gut gelaunt auf.
"Jaja, das sagst du so leicht - du kannst ja schon schwimmen..." Leontina zog die Stirn in Falten und schaute skeptisch auf das tiefere Wasser vor ihr. Angelo hatte Recht - zur Not könnte sie stehen, gerade noch so... aber falls auf einmal eine tiefere Stelle käme.... wenn nur Chocolate hier wäre - sie würde sich gleich sicherer fühlen..."Na, wie läuft's?" Joey stand auf einmal auch wieder im Wasser.
"Tja..." Leo warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor sie wieder konzentriert auf's Wasser vor sich schaute.
"Sie hat's fast raus, Joey!" Angelo's Stimme hörte man den Eifer der letzten Stunde noch an.
"Brauchst du einen kleinen Anstupser?" Joey schaute Leontina grinsend an.
"Ich rette dich auch wieder falls du untergehst..."
"Nein danke, ich geh nicht mehr unter!" Leo's Blick war nun voller Entschlossenheit.
"Also dann..."****
Paddy saß bei Kathy und Sean unterm Sonnenschirm und beobachtete Angelo und Leo im Wasser. Seit einer Stunde waren die beiden jetzt da drin - so langsam mussten sie doch mal genug haben von der Schwimmerei?! Er hatte in jedem Fall genug. Mittlerweile war ihm auch klar, dass Joey vor ein paar Tagen Recht hatte mit seiner Anspielung - er war tatsächlich eifersüchtig auf seinen kleinen Bruder - vor allem wenn er die beiden lachen hörte. Dummerweise aber traute er sich nicht zu den Schwimmspezialisten ins Wasser. Er kam sich irgendwie blöd vor, weil er zuvor so beleidigt abgezogen war. Da war ihm gerade einmal mehr sein Stolz im Wege - wirklich zu dumm. Tja, so viel zu seinem guten Vorsatz, seine Zunge im Zaum zu halten...
Entnervt schnappte er sich Joey's Sportzeitung und drehte sich auf den Bauch, das Geplansche der beiden konnte man sich ja wirklich nicht länger mit ansehen...****
Leo atmete noch einmal tief durch, schloss kurz die Augen und stieß sich dann vom sandigen Grund nach vorne hin ab. Arme - Beine - ranziehen - auseinander - zusammen - Finger geschlossen halten - Atmen nicht vergessen... Tatsächlich - sie war noch über Wasser! Nach ein paar Schwimmzügen entspannte sie sich - es ging auf einmal ganz leicht! Wow - sie konnte schwimmen! Angelo schwamm direkt neben ihr.
"Super Leo! Siehst du - gar nicht so schwierig!"
Leontina war zu konzentriert um etwas zu antworten, sie machte einen kleinen Bogen und schwamm zurück ins flache Wasser - sie merkte, wie ihr langsam aber sicher die Kraft ausging. Bis sie es zur Insel schaffen würde, müsste sie wohl noch ein bisschen üben...
Neben ihr klatschte jemand in die Hände. Sie spürte Sand unter ihren Knien - oh, so flach war es schon - und stand auf.
Joey lachte sie an und streckte ihr seine Hand hin:
"Glückwunsch zum Seepferdchen!"
"Danke!" Leo strahlte vor Stolz.
"Das hast du schnell gelernt," meinte da Johnny neben ihr.
"Ich hatte einen guten Lehrer!" Leo nickte Angelo zu und grinste. Der verbeugte sich auch sofort in alle Richtungen, bis Johnny ihn schnappte und in hohem Bogen schon wieder ins Wasser warf. Lachend stapfte Leo zum Strand zurück. Sie brauchte jetzt vor allem zwei Dinge: ein großes Handtuch zum Ausruhen, ihr war nun doch etwas kalt, und - etwas zu Essen - sie hatte ein riesen Loch im Bauch...***
Sie holte sich ein großes Stück vom restlichen Kuchen und breitete ihr Handtuch auf dem warmen Sand neben der großen Decke aus. Paddy lag schon dort, blätterte in irgend einer Zeitung und - ignorierte sie. War er wirklich beleidigt weil sie ihm nichts gesagt hatte? Naja, darum konnte sie sich später sorgen... Jetzt gab es Wichtigeres: ein warmes Handtuch unter sich, Sonnenstrahlen auf dem Rücken, eine Gänsehaut weil es so schön war nass in der Sonne zu liegen (Ahhh - eines der schönsten Gefühle überhaupt...) und - nicht zu vergessen - ein großes Stück Kuchen in ihrer Hand. Sie biss kräftig ab, drehte den Kopf kauend auf die Seite und schloss die Augen. Sie hätte ewig so liegen können...
Leo konzentrierte sich auf die Laute am Meer. Das leise Rauschen der Wellen und die grellen Schreie der Möwen in unregelmäßigen Abständen. Sie fühlte sich seltsam zu Hause inmitten dieser Geräusche... Gerade tauchte eine leise Erinnerung vor ihrem inneren Auge auf --"Hey Leo..." Sie war zu entspannt um sich zu erschrecken. Sie blieb einfach liegen und blinzelte denjenigen an, der gerade ihren kleinen Traum unterbrochen hatte.
***
"Hey..." Leo öffnete die Augen und schaute ihn blinzelnd an. Sie blieb ganz ruhig liegen.
"Hab ich dich geweckt?" Paddy legte seinen Kopf ebenfalls auf seinen angewinkelten Unterarm und lag nun genau auf Leo's Augenhöhe. Er spürte den warmen Sand unter seinem Arm. Unglaublich, wie gemütlich sich das auf einmal anfühlte.
Es war kein großer Abstand zwischen ihnen, Paddy konnte die winzigen Sandkörner auf Leo's Haut glitzern sehen, die man sofort überall kleben hatte, sobald man aus dem Wasser kam und sich hinlegte - trotz Handtuch..."Naja, fast. Bald wär ich wohl eingeschlafen..." Leo holte tief Luft und schloss wieder die Augen.
"Es ist so schön hier... ich könnt ewig hier bleiben."
Paddy hatte ein seltsam kribbliges Gefühl irgendwo in seinem Bauch. Er konnte jede einzelne ihrer Wimpern sehen, so wie Leo ganz entspannt mit geschlossenen Augen da lag. Ihre nassen Haarspitzen tropften noch ab und an vor sich hin, manchmal lief ein kleiner Wassertropfen ihren Rücken hinunter - bis zu ihrer Badehose. Fasziniert schaute Paddy dem Wassertropfen hinterher. Genau oberhalb von Leo's Hose - dort wo gerade der Wassertropfen trocknete - war jetzt eine ganz feine, zur Seite hin breiter werdende, hellere Linie zu sehen. Paddy wunderte sich einen kurzen Moment wo diese Linie herkam. Als ihm bewusst wurde, wo er da so lange hinschaute, merkte er auf einmal, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg... Schnell wandte er den Blick ab und schaute stattdessen wieder auf ihre geschlossenen Augen. Wie lang diese Wimpern waren...
Er könnte - ja er müsste bloß ..."Hey, Paddy!" Plötzlich stützte Leo sich auf die Unterarme auf und beugte sich zu ihm herüber. Ihr Gesicht war jetzt direkt vor seinem - ihre seltsamen Augen glitzerten ihn an. So nah... Paddy wurde auf einmal ziemlich heiß...
"Weißt - du - was?" fragte sie im Flüsterton. Sie tat wirklich fürchterlich geheimnisvoll.Mit einem Ruck drehte Paddy sich auf den Rücken.
"Was?!" Er konnte diese Nähe kaum noch länger aushalten. Am liebsten würde er --
"Ich kann schwimmen! Was sagst du jetzt?"
Paddy schaute in ein triumphierend grinsendes Gesicht über ihm. Innerlich stöhnte er. Wie konnte sie jetzt ans Schwimmen denken?! Das war nun wirklich das Letzte, was ihm gerade eingefallen wäre.
"Super." Er schloss die Augen und musste über diese komische Situation lachen. Aber Leo war schon einen Schritt weiter. Sie packte seine Hand und versuchte ihn hoch zu ziehen.
"Komm, komm - Los! Auf ins Wasser - ich zeig's dir!"
Stöhnend ließ Paddy sich von ihr hoch ziehen. Sie schleifte ihn halb rennend hinter sich her. Also auf ins Wasser. War vielleicht nicht die schlechteste Idee - zur Abkühlung ...********************
Huhu ihr wunderbaren Leser 😊
Das war eines meiner Lieblingskapitel bis her, was meint ihr? 💕 Kisses and smiles 😘 Purzelstern 💖
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Growing up oder: lost and found
RomanceSpanien 1994. Zwei Familien, zwei Geschichten. Beide sind Reisende aber aus unterschiedlichen Gründen. Beiden fehlt etwas, doch was sie finden, macht es nicht gerade leichter... Als wäre es Schicksal, kreuzen sich ihre Wege nicht nur einmal. Eine Ge...