29 Intermezzo

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Salvatore Montoya hatte das schlimmste Stück des kleinen Weges bereits hinter sich gebracht. An manchen Stellen, dort, wo normalerweise tiefere Schlaglöcher den Weg zierten, war seine Stute Mara doch teilweise gestolpert oder eingesunken. Nichts Lebensbedrohliches, aber doch ganz schön anstrengend für Pferd und Reiter. Nun stand das Wasser nur noch etwa knöcheltief und sie kamen gut voran. Gerade als er Mara eine kurze Pause gönnte um zu trinken, tauchte etwa 200 Meter entfernt – hinter einer dichten Oleanderhecke, um die der Weg einen Bogen machte – Chocolate auf. Mit zwei Reitern auf ihrem Rücken. Salvatore traute seinen Augen kaum. Eigentlich hätte er sich ja denken können, dass Leo nicht einfach tatenlos herumsitzen würde, sie nahm die Dinge lieber gleich selbst in die Hand. Allerdings war das ganz schön wagemutig, auf solch einem Weg zu zweit zu reiten... Und natürlich, wie immer, ohne Zaumzeug. Klar, sie hatte ja nichts dabei gehabt als sie zum Strand aufbrach.

Salva hob die Hand und winkte den beiden zu, er war ungemein erleichtert, alle drei wohlauf zu sehen.

***

Chocolate bemerkte zuerst, dass sie Gesellschaft bekamen. Sie stellte die Ohren steil nach vorne und wieherte hell. Leontina schaute angestrengt nach vorne.

„Hey, Paddy, sieh doch, da vorne ist Salva!"

„Das erkennst du von hier?!" Paddy kniff die Augen zusammen. Er konnte nur sehen, dass da ein Pferd mit Reiter in einiger Entfernung auf sie zukam – nie hätte er sagen können WER das war.

„Ich erkenne seine Stute, Mara. Es gibt ja nicht so viele schwarze Pferde hier mit weißem Stern..."

Paddy nahm seinen Arm, der immer noch locker um Leo's Seite gelegen hatte, wieder zu sich. Zu schade. Die vergangene viertel Stunde waren sie ganz gemütlich im Schritt geritten. Leo hatte Paddy alles Mögliche übers Reiten erzählt, was sie schon alles erlebt hatte mit Chocolate und so weiter. Paddy hatte nur mit einem Ohr zugehört, so würde sicher kein Pferdeexperte mehr aus ihm werden... In Gedanken war er ganz woanders. Gerade hatte er bedrückt festgestellt, dass ihr Urlaub erschreckenderweise tatsächlich beinahe um war. Nur noch ein paar Tage... Ob Leo vielleicht mit ihnen mit kommen könnte? Eine Weile zumindest? Aber was würde ihr Vater dazu sagen? Und was würde Leo überhaupt sagen, wenn sie das Ganze mit der „Kelly Family" an sich herausfand? Und wie sollte das Ganze mit Chocolate funktionieren, die Stute könnten sie ja wohl schlecht mitnehmen. Nein, daraus konnte wohl leider nichts werden... Aber Leo schon bald überhaupt nicht mehr zu sehen, wer wusste für wie lange – das wollte er sich nun ehrlich überhaupt nicht vorstellen...Warum musste auch immer alles so kompliziert sein?!

„Guten morgen ihr beiden! Bin ich froh, euch zu sehen! Ist alles ok?" Huch, Salva stand ja schon vor ihnen. Leo beugte sich vor und streichelte Mara den Hals.

„Hi Salva! Ja, alles in Ordnung. Hast du zufällig was zu Essen?"

***

Paddy lag in Angelos Hängematte und dachte über den vergangenen Tag nach. Bald würde wohl jemand zum Essen rufen und er war froh, noch ein paar Minuten seine Ruhe zu haben. Genauso froh war er, endlich wieder auf seinen eigenen zwei Beinen laufen zu können wohin er wollte. Die letzten 15 Minuten zurück zur Hauptstraße waren mehr als abenteuerlich gewesen. Zumindest für ihn. Leo und Chocolate waren ihm nicht sonderlich beeindruckt vorgekommen. Trotzdem, es war solch ein Gestolper und Gehoppel gewesen, mit Chocolate auf diesem überschwemmten Weg voller Schlammlöcher, dass Paddy wirklich jeden Grund gehabt hatte, sich gut an Leo fest zu halten. So schön diese Nähe auch gewesen war, er war heilfroh gewesen, als er wieder absteigen konnte...

„Hey Paddy!" Das war Barbys Stimme, gerade tauchte ihr Gesicht über ihm auf. Sie setzte sich an den Rand der Hängematte.

„Ich soll dich zum Essen holen, uuuuund ich weiß was, worüber du dich freuen wirst!"

Growing up oder: lost and foundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt