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Quälend langsam öffnete ich meine schlaffen Augenlider. Ich lag immer noch auf dem Boden wie vorher. Zumindest so weit ich mich erinnern konnte. Allerdings lag mein Kopf auf etwas weichem. Ein Kissen.

Während ich mich langsam aufsetzte, tastete ich den Boden neben mir nach meiner Brille ab, die ich zum Glück auch schnell fand. Um etwas wacher zu werden rieb ich über meine Augen und setzte sie dann auf. Doch ich kniff meine Augen zusammen, ich konnte nicht scharf sehen. Es besserte sich, als ich sie wieder absetzte. Fassungslos wiederholte ich den Vorgang einige Male. Das war doch ein Traum. Unglaubwürdig strampelte ich die Decke von mir, sie landete in der anderen Ecke des Zimmers, und öffnete die Tür. Ich versuchte es zumindest, denn ich riss aus Versehen die Türklinke mit ab.

>>Was zum...<<, und dann fiel mir die gestrige Situation wieder ein. Die Spinne. Der Biss. Geschockt weiteten sich meine Augen und ich stolperte nach hinten, aber nicht ohne nochmal meine schwere Schultasche durch den ganzen Raum zu schleudern.

Vorsichtig schob ich meine Tür auf, schlich vorsichtig zum Badezimmer und benutzte zum öffnen nur meinen kleinen Finger.

>>Alles okay bei dir?<<, fragte meine Tante, die meine Handlung von der Couch aus verwirrt betrachtete.

>>Ähh klar.<<, peinlich berührt lächelte ich sie an.>>Wie spät ist es eigentlich?<<, lenkte ich ab.

>>Fünfzehn Uhr.<<, oh okay. Das geht ja noch, dann habe ich nicht den ganzen Tag verpennt. >>Vielleicht solltest du zum Arzt gehen, wir haben bereits Dienstag. Du hast über einen ganzen Tag geschlafen.<<, ungläubig blickte ich zu ihr. Einen ganzen Tag? >>Ich hab dich für heute von der Schule abgemeldet, du sahst echt nicht gut aus.<<

>>Ähh... danke.<<, dann huschte ich ins Bad. Mein Spiegelbild überraschte mich. Ich sah gar nicht mal so übel aus wie angenommen. Es hatte sogar etwas an sich, was mich faszinierte. Dazu fühlte ich mich auch unglaublich gut. Ich fing an zu grinsen und als ich mein T-Shirt auszog und meinen Körper sah, staunte ich nicht schlecht. Ich weiß zwar nicht, was diese Spinne mit mir gemacht hatte, aber es gefiel mir. Ich spannte meine Arme an und schaute begeistert zu. Ich war eindeutig verrückt geworden.

~~~

Ich war gerade auf dem Weg zum Kiosk, da Tante May kurz nach neun Uhr eingefallen war, dass wir unbedingt noch Eier bräuchten. Da ich eh nicht im geringsten müde war, immerhin hatte ich einen kompletten Tag durch geschlafen, bin ich natürlich sofort los. Mir ist aufgefallen, dass meine Ausdauer sich ziemlich verbessert hatte. Ich konnte es noch immer nicht glauben, was passierte, doch hatte ich mich irgendwie damit abgefunden. Obwohl ich nicht mal wusste, ob es nicht doch vielleicht gefährlich war.

Ich hatte meine Hände tief in meiner Jackentasche vergraben, als ich den Laden betrat. Der Kassierer beobachtete jede kleinste Bewegung von mir. Es gab hier keine Kameras. Ich wollte mir gerade noch eine Dose Energy aus der Kühltruhe nehmen, da betraten zwei schwarz bekleidete Männer den Laden. Da der Kassierer und ich die einzigen hier waren, zückte einer von ihnen eine Waffe und verlangte Geld, während der andere zu mir kam. Er wollte gerade mit seiner Faust ausholen, doch es spielte sich für mich wie Zeitlupe ab, weswegen ich beiseite trat, seinen Arm ergriff und ihn verdrehte. Er schrie auf, dann schlug ich ihm nun selber ins Gesicht, weswegen er bewusstlos wurde und zu Boden fiel. Das ganze passierte so schnell, dass ich erstmal erschrocken nach hinten taumelte. Mir blieb nicht viel Zeit, denn plötzlich stand auch sein Begleiter im Gang und zielte mit seiner Waffe auf mich. Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken und ich spürte wie sich meine Nackenhaare aufstellten. Er schoss.

Doch er traf mich nicht. Auch nicht die fünf weiteren Male. Ich war immer ausgewichen, als wäre es ein Kinderspiel. Währenddessen kam ich ihm auch immer näher und als mein Kopf direkt vor der Mündung war, war seine Munition alle. Ich grinste.

>>Na warte du Rotzbängel!<<, er schmiss die Waffe weg und holte aus, doch bevor er mich auch nur treffen konnte, trat ich ihm in den Bauch und er flog einige Meter weit weg, direkt gegen die Theke und sank in sich zusammen.

>>Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.<<, ich drehte mich zur Stimme um und sah den Kassierer.

>>Rufen Sie erstmal die Polizei, bevor die aufwachen.<<, ich nahm die Eier und den Energy und legte das passende Geld auf die Theke. Kurz bevor ich den Laden endgültig verließ, drehte ich mich nochmal um. >>Ach, bevor ich es vergesse. Du hast mich nicht gesehen.<<, starr schaute ich ihm in die Augen, woraufhin er nickte und sich erneut bedankte. Ich schaute nochmal zur Seite und nahm mir eine Tüte Chips und nickte ihm zu. Dann verließ ich den Laden und atmete erstmal tief durch. Was ein Erlebnis.

In einer Gasse angekommen, stellte ich mich auf eine große Mülltonne und griff nach dem Rand des Daches und zog mich hoch. Da ich noch höher wollte, nahm ich Anlauf, um auf das Dach des daneben stehendem Gebäude zu kommen. Doch dann hing ich plötzlich an der Wand.

>>Wie abgefahren.<<, murmelte ich begeistert zu mir selber. Das nächste Gebäude war um einiges höher und ich versuchte diesmal die Wand wie eine Spinne hochzuklettern. Erfolgreich.

~~

Ich saß am Dachrand und schaute auf New York hinab. Von hier oben konnte man das gesamte Nachtleben mitverfolgen. Den Verkehr, die Menschen, aber auch die Verbrechen. Was auch immer das heute war, ich wollte es wiederholen. Ich wollte den Menschen helfen und ein Teil zur Sicherheit von New York beitragen. Diese kleinen Verbrechen, die ebenfalls Menschenleben kosten könnten, sahen die Avengers nicht. Oder zumindest war es nicht ihre Aufgabe, also wäre es doch nicht schlimm, wenn eine kleine freundliche Spinne ein wenig nachhelfen würde, oder?

Lächelnd und überzeugt von meinem Plan griff ich in die Chipstüte und leerte dann meinen Energy.


~Leo :)

Mr. Assistant | StarkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt