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Es war viel zu still im Auto. Nur das Hupen vereinzelter Autos konnte man von dem Stadtverkehr wahrnehmen. Vielleicht waren wir jetzt zehn Minuten unterwegs. Vielleicht auch erst fünf, mir egal. Ich wollte nur schnell hier raus, doch wir standen mitten auf der Straße. Den Tower konnte man zwar schon von weitem sehen, doch würde es durch den Stau leider noch dauern dort anzukommen.

Ich seufzte mal wieder. Bestimmt schon das zehnte Mal lag der Blick von Mr. Stark kurz auf mir.

>>Als ich von deinem Freund erfuhr, dass du kündigen möchtest, war ich ziemlich wütend. Ehrlich gesagt bin ich es immer noch.<<, fing er an, die unangenehme Stille zu brechen.

>>Es gibt keinen Grund dazu.<<, meine Stimme klang unsicherer, als sie sollte.

>>Doch Peter. Das Praktikum ist eine einmalige Chance, die du bekommen hast. Also sei endlich professionell und benehme dich nicht wie ein Kind, welches in jeder Situation den Kopf einzieht! Entscheide dich, was du willst. Ich leite schließlich keinen Kindergarten.<<, das tat weh. Es war wie ein Stich ins Herz, doch er hatte recht. Er hatte immer recht.

Ich wollte nicht über seine Worte nachdenken, dennoch tat ich es. Ich fühlte mich auf einmal so lächerlich. Ich war lächerlich und es stimmte, ich war einfach nur ein Kind. Diese ganze Situation war mir so unangenehm.

>>Tut mir leid.<<, brachte ich leise heraus, woraufhin er seufzte. Ich spürte seinen Blick kurz auf mir, doch ich starrte nur ausdruckslos aus dem Fenster. Außerdem sollte er meine verdächtig glitzernden Augen nicht sehen.

>>Entschuldige dich nicht mehr.<<, brachte er ruhig heraus. Ich nickte nur langsam, da ich wusste, dass meine Stimme nach dem ersten Wort scheitern würde.

Die Fahrt verlief weiterhin ziemlich ruhig und ich war froh, endlich aussteigen zu können. Diese bedrückende Stille hat mich echt fertig gemacht. Vor dem Gebäude wartete bereits jemand, der Mr. Stark das Auto abnahm und direkt weg fuhr.

Eigentlich wollte ich gestern das letzte Mal dieses Gebäude betreten. Ich hätte gekündigt und wäre nie wieder zurück gekommen. Und irgendwie ich verfluchte mich für diesen Gedanken. Es wäre ein Fehler gewesen, genau das hatte er mir klar gemacht.

>>Weißt du, wir machen das jetzt ganz einfach. Wir ignorieren das alles und machen weiter wie zuvor. Verstanden?<<, ich stockte. Er wollte einfach alles vergessen? Eigentlich sollte ich glücklich über diese Entscheidung sein, doch es kränkte mich eher.

>>Okay.<<, stimmte ich schlussendlich unsicher zu.

>>Wir sind spät dran.<<, er deutete mit seinem Finger nach oben und lief zum Fahrstuhl. Natürlich folgte ich ihm und stieg ebenfalls ein. Ob er jemals mit dem Fahrstuhl gefahren ist? Wahrscheinlich ist er immer nur hochgeflogen.

Wir standen nebeneinander und augenblicklich ärgerte ich mich über die Fahrstuhltüren, die mit Spiegel überzogen waren. Dadurch konnte ich sein ganzes Porträt ganz genau begutachten. Warum musste er auch immer einen Anzug tragen, der ihn wie ein Gott aussehen lässt? Dazu noch seine obersten offenen Knöpfe und seine hochgekrempelten Ärmel. Seine Hände hatte er in den Hosentaschen vergraben. Sein Jacket zog er vorhin schon im Auto aus, da es recht warm war. Oder zumindest war mir ziemlich warm.

Ich versuchte es wirklich, doch ich konnte -und wollte- meinen Blick nicht von ihm abwenden. Genau das schien ihm auch aufzufallen, denn jetzt starrte er mich ununterbrochen durch den Spiegel an. Schnell senkte ich meinen Kopf und betrachtete den interessanten Boden.

Die Fahrt nach oben verlief glücklicherweise nicht ganz so lang wie die Fahrt hierher, dennoch hätte ich gerne darauf verzichtet.

Wir fuhren nicht in die Werkstatt, sondern noch höher. Ich weiß nicht, ob ich mich freuen sollte, da ich diese Couch nicht sehen musste, oder ob ich weinen sollte, weil ich das Gefühl hatte, dass es ein langer Tag werden würde. Und eigentlich wollte ich echt nur noch ins Bett.

>>Schön, dass du uns auch mal mit deiner Anwesenheit beehrst.<<, begrüßte Steve Mr. Stark angespannt.

>>Was macht Peter hier? Hat er nicht Schule?<<, fragte Natasha uns verwirrt. Ich wollte ihr gerade antworten, doch Mr. Stark kam mir zuvor.

>>Wir hatten noch etwas zu klären.<<, warnend sah Mr. Stark mich an. Er wollte wohl nicht, dass ich irgendetwas sagte. Außer uns vier war hier keiner zu sehen.

>>In das Haus von Wilson schaffen wir es nicht unbemerkt. Er würde vorher flüchten und dann untertauchen, aber wir wissen, wann er seine nächste Ladung Waffen verkauft. Dort können wir ihn überführen.<<, Natasha musste meinen fragenden Blick mitbekommen haben, denn ich verstand hier gar nichts.

>>Wilson verkauft gefährliche Waffen von Stark Industries. Er hat sie gekauft, dann aufbereitet und wieder verkauft. Mittlerweile lässt er sie schon selber bauen, was das Ganze noch ernster macht. Jeglicher Versuch der Polizei ist fehlgeschlagen, weswegen wir das übernehmen.<<, erklärte sie mir und mein Blick wanderte automatisch zu Mr. Stark.

>>Ich verkaufe schon lange keine Waffen mehr.<<, rechtfertigte er sich.

>>Es ändert trotzdem nichts daran, dass deine Waffen im Umlauf sind.<<, erwiderte Steve harsch.

>>Jungs.<<, Natasha schaute genervt zwischen den Männern hin und her, die sich gerade mal wieder ein Blickduell lieferten. Ich glaube, die mögen sich nicht so.

>>Wie sieht es aus mit dem Spinnenjungen?<<, fragte Steve beiläufig, während er sich den Plan von einem stillgelegten Gelände ansah.

>>Um ihn brauchen wir uns keine Sorgen machen. Er ist nur die kleine Spinne aus der Nachbarschaft. Nichts halbes, nichts ganzes. Letztens war nur ein Zufall.<<

Bitte was? Die kleine Spinne aus der Nachbarschaft?

Dem zeig ich mal, wie groß die Spinne werden kann!

Mr. Assistant | StarkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt