Kapitel 5

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Ein paar Tage zuvor war in einer der Unterkünfte der Liga des Bösen ein Plan geboren worden. Tatsächlich hatten sie schon länger darüber nachgedacht, wie man Entführungen perfektionieren konnte, nachdem die letzte nicht gerade super erfolgreich ausging. Natürlich war es ein Erfolg gewesen, dass All Might so sehr verletzt und geschwächt wurde, dass er zurücktreten musste, allerdings war die Entführung selbst nach hinten los gegangen. Sie waren schließlich immer noch sehr daran interessiert, sich zu erweitern, und junges Blut war dabei immer ganz gut.

Aus diesem Grund stand Katsuki Bakugo noch immer ganz oben auf Shigarakis Liste von Leuten, die er in seinen Reihen wissen wollte. Seiner Meinung nach war es alles einfach nur eine Frage des Preises. Irgendwie würden sie den jungen Hitzkopf schon noch dazu bekommen, sich ihnen anzuschließen. Und vielleicht würden dann auch ein paar seiner Freunde auf ihre Seite wechseln. Was das für ein Verlust für die Helden wäre, wenn ein paar UA Schüler sich dazu entschlossen, einfach mal Schurken zu werden. Das würde den Glauben an die Helden noch mehr erschüttern.

Der Plan war eigentlich recht simpel. Giran hatte jemanden mit einer Verjüngungsmacke ausfindig machen können, der sich der Liga nur zu gerne anschließen wollte, was ihnen in diesem Fall nur gelegen kam. Kinder ließen sich leicht beeinflussen, wenn man den richtigen Zugang fand. Daher war es schnell klar, dass sie Bakugo nur ein paar Jahre jünger machen mussten, um ihn einreden zu können, dass er besser ein Schurke werden sollte, weil er als solcher mehr erreichen konnte. Dafür war es allerdings nötig, den Neuling der Liga aufs Schulgelände zu schleusen. Das dies nicht einfach werden würde, war schnell klar. Vor allem aber wollte man den Neuen nicht auch sofort als Bauernopfer wieder abgeben, vor allem da er eine nützliche Macke besaß.

Es war ein Einfaches für Twice, nicht nur einen, sondern gleich zwei Doppelgänger von dem neuen Typen anzufertigen, sie mit Bodycams auszustatten und von Mr. Compress in eine Kugel sperren lassen, welche dann von dem Maulwurf in der Schule ausgesetzt wurden. Von eben jenem Verräter im inneren der Schule wussten sie auch, wann die Schüler eine Übung im Wald haben würden, wo ein solcher Angriff ziemlich einfach zu gestalten war. Alles wirkte so, als würde es tatsächlich gut funktionieren können. Schließlich war alles bis ins kleinste Detail durchgeplant

Jedoch hatten sie in ihrer Gleichung die Variabel Aizawa Shota vergessen miteinzuberechnen.

*

(Vor einem Tag: )

Das Glas zerbarst an der Wand, nachdem Tomura es geworfen hatte und der Whiskey spritzte in alle Richtungen. „Das kann doch nicht wahr sein", schimpfte er lautstark und hieb mit der Faust gegen die Tischplatte. Gerade eben hatten sie alle beobachtet, wie die Klinge, die das verjüngende Gift enthielt, den Falschen traf, ehe der Doppelgänger eingefangen und vernichtet wurde. Der zweite kam gar nicht erst zum Zug. Wie konnte man nur so inkompetent sein?

„Beruhig dich, Tomura!", versuchte Kurogiri den Jüngeren zu besänftigen, „das muss kein Nachteil sein."

Kurogiri sollte tatsächlich recht behalten. Schon am Tag darauf kam der Anruf, dass es Eraserhead voll getroffen hatte und er sich in einen unsicheren Fünfjährigen verwandelt hatte. Schon damals im USJ hatte Shigaraki die Macke von Eraser als ziemlich cool empfunden. Macken löschen, wenn auch nur für kurze Zeit, war eine unglaublich tolle Fähigkeit, die man sich ganz gut zu Nutze machen konnte.

*

Also schickte er Toga und Twice los, um an einer Möglichkeit zu arbeiten, an Aizawa heran zu kommen, solange er beeinflussbar war. Mit so einer Macke hatte man es als unsicheres Kind gewiss nicht gerade einfach und die beiden Ligamitglieder erschienen ihm als die fähigsten, sich um ein Kind zu kümmern und es zu entführen.

Aus sicherer Quelle wussten sie, dass die Schüler sich in die Mall begeben würden, wo sie sich auf die Lauer legten, beobachteten und auf den richtigen Moment warteten. Als Katsuki abgelenkt wurde, schlugen sie letztendlich zu, um sich um das Kind zu kümmern, das schon zuvor neben den Schülern so verloren gewirkt hatte, als würde er sich völlig fehl am Platz fühlen.

Nun galt es allerdings sein Vertrauen zu gewinnen, während sie durch das Einkaufscenter schlenderten und auf den Hinterausgang zu steuerten. Nicht, dass er es sich am Ende noch anders überlegte und anfing um Hilfe zu rufen, oder zu heulen. „Sag mal, was machst du eigentlich bei solchen Leuten, die dich gar nicht mögen, hm?", fragte Toga, „Izuku sieht zwar nett aus, aber die anderen kannst du echt vergessen. Sind nur auf sich selbst bedacht!"

Schulterzuckend sah Aizawa zu Boden. „Ich weiß nicht. Sie meinen ich wäre eigentlich ein Erwachsener und ein Held, aber das klingt alles so unwahrscheinlich, vor allem weil sie meinen ich wäre ihr Lehrer", murmelte er vor sich hin. Auch wenn All Might es ihm erklärt hatte, glaubte er nach wie vor nicht so recht daran. Wieso sollte er gerade Lehrer werden wollen, wenn er mal groß war? Es gab so viele andere Sachen, die ihm tausend Mal lieber wären als das. Außerdem kam ihm nun, wo er so darüber nachdachte, in den Sinn, dass dieser All Might vielleicht auch gar nicht echt gewesen sein könnte. Immerhin sah er nur kurz aus wie der große Held, und ansonsten wirkte er eher so, als müsste man ihn selbst ständig retten.

„Was davon? Erwachsensein oder Heldsein?", fragte Jin, „keins von beidem! Beides!"

Der Junge legte den Kopf schief, sah allerdings nicht auf und dachte kurz nach. Natürlich klang beides sehr unrealistisch, aber eines bedrückte ihn doch mehr als das andere. „Mit einer Macke wie meiner, kann man kein Held sein", seufzte er und wiederholte damit die Worte seines Vaters, die sich in sein Gedächtnis gebrannt hatten.

„Heldsein ist auch mega lahm. Willst du nicht lieber tun, was auch immer du willst? Helden sind immer so schrecklich darauf bedacht, dass alles nach Regeln läuft. Regeln, die aber nur für sie gut sind und nicht für Leute wie uns", sprach Toga vor sich hin, „eine Welt ohne Helden wäre eine Welt ohne Regeln, wo jeder so sein kann, wie er möchte und frei ist. Klingt das nicht toll?" Sie grinste zu ihm hinab.

„Vermutlich", murmelte Shota weiter und hatte Mühe, mit der Älteren Schritt zu halten. Nicht nur, weil ihre Beine viel länger waren als seine, sondern weil er sich auch furchtbar müde fühlte. Dabei gefiel ihm der Gedanke wirklich, frei zu sein und keine Angst haben zu müssen, dass die andere ihn böse anstarrten oder verhauten, nur weil er seine Macke unabsichtlich gegen sie einsetzte. Aber sie waren auch selbst schuld, wenn alle immer so furchtbar laut waren und ihn nervten oder erschreckten. Wenn es nach ihm ginge, würde er eine Regel aufstellen, dass niemand laut sein durfte.

„Na siehst du. Wir sorgen dafür, dass es bald keine Helden mehr gibt. Dann wird alles einfacher", erklärte Himiko kichernd, und nahm den Jungen schließlich hoch, um ihm direkt ins Gesicht zu sehen und er auch nicht weiter zurückfallen konnte, „und du musst nicht mehr aus Angst andere anzusehen und deine Macke unabsichtlich zu aktivieren, auf den Boden gucken."

Shota klappte der Mund auf, und er lief leicht rot an. Es war ihr also aufgefallen. Ertappt wich er ihrem Blick aus, was sie allerdings nicht daran hinderte, ihn an sich zu drücken. „Alles wird gut, wirst schon sehen, Shota!" Irgendwie kamen ihm diese Worte wirklich aufrichtig vor. Vielleicht gehörte er in Wirklichkeit hierhin und nicht an die UA, schließlich schien Toga ihn zu verstehen.

„Wo bleibt ihr denn? Wir müssen schleunigst weg", begrüßte sie ein dunkelhaariger junger Mann barsch, als sie in die Nähe eines Notausgangs kamen, wo der Typ wohl schon auf sie gewartet hatte. „Er hätte mich fast erwischt."

„Aber du warst eine gute Ablenkung, Dabi. Hast du gut gemacht", lobte Toga den Dunkelhaarigen und kniff ihm lächelnd in die vernarbte Backe. Angewidert wich Dabi zurück.

„Wenigstens habt ihr den Knirps und jetzt weg hier", murrte er und warf einen gelangweilten Blick auf Shota, der es nicht wagte aufzusehen. Während die anderen beiden so nett wirkten, war dieser Kerl einfach nur gruselig. Ob es mehr von der Sorte gab, dort, wo sie nun hingehen würden?

DeAged TroublesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt