Aus Sicherheitsgründen, damit keiner der beiden etwas anstellen konnte, hatte Nedzu beschlossen, die beiden junggewordenen Lehrer in das Klassenzimmer der 1-A zu setzen, und dem Unterricht beizuwohnen. Immerhin waren sie nun Jugendliche, die eigentlich in die Schule gehörten und noch einiges lernen mussten. Ihr Wissensstand, denn sie sich über die Jahre hinweg aufgebaut hatten, war im Augenblick wie weggefegt. Aus diesem Grund war es für den Schulleiter nur logisch, die beiden am Unterricht teilhaben zu lassen, damit sie etwas lernten.
Leider stand jedoch Mathematik auf dem Stundenplan, was weder Shota noch Hizashi sonderlich freute. Vor allem der Blondschopf schien dabei zu verzweifeln. „Muss das denn sein? Yo, ich würd viel lieber selbst ne Stunde unterrichten. Wir sind doch Lehrer, oder nicht?", kreischte Yamada laut und hätte am liebsten den Taschenrechner nach Ectoplasma geworfen. Wieso musste es gerade der ödeste Unterricht der Welt sein, bei dem sie dabei sein mussten?
Im nächsten Augenblick stand der Profiheld vor dem blonden Jungen, der erschrocken zusammenzuckte. „Zunächst wirst du deine Sonnenbrille in meinem Klassenzimmer absetzen, weil du die hier nicht brauchst und dann wirst du nach vorne zur Tafel gehen, und die Gleichung lösen, Yamada!", erklärte der Lehrer streng und streckte seine Hand aus, um die Brille einzukassieren.
Grummelnd nahm Hizashi die Sonnenbrille, die er für cool hielt, ab und gab sie dem Erwachsenen, ehe aufstand und missmutig zur Tafel trottete. Gespannt sahen alle Jugendlichen ihm zu. Irgendwie war es spannend dabei zuzusehen, wie einer ihrer Lehrer einen Kollegen genauso wie sie behandelte. Tatsächlich hatte das Kollegium von Nedzu die Anweisung erhalten, die beiden Sechzehnjährige wie die anderen Schüler zu behandeln. Nachdem, was Shota sich geleistet hatte, fiel es den Lehrern auch nicht sonderlich schwer, ebenso streng zu sein.
„Ähm ... Hizashi?", begann Shota leise hinter ihm zu sprechen, doch Ectoplasma hielt die Hand hoch, um den Schwarzhaarigen zum Schweigen zu bringen. Entsetzt sah der Junge kurz auf, wagte es allerdings nicht, noch etwas zu sagen. Somit konnte er nur dabei zusehen, wie Yamada im nächsten Augenblick über eine Schultasche stolperte, die eigentlich gar nicht im Weg gelegen hatte, und mit freiem Auge einfach zu erkennen gewesen wäre. Mit einem lauten Poltern schlug der Junge der Länge nach hin. „Fuck ey", fluchte er vor sich hin.
„Wäre es nicht schlauer, deine richtige Brille aufzusetzen?", fragte der Lehrer und schüttelte den Kopf. Wie konnte aus diesem Chaoten nur ein Profiheld und Lehrer an der UA werden?
Sofort sprang Shota auf, kramte in Hizashis Tasche herum und zog eine Brille hervor, ehe er zu seinem Freund eilte und ihm hoch half. „Versuch dich bitte reifer zu benehmen, immerhin sind wir irgendwann wieder ihre Lehrer", versuchte Shota den Gleichaltrigen zu mahnen und reichte ihm die Brille. Widerwillig setzte Yamada die dicke Hornbrille auf seine Nase und verzog seine Mundwinkel nach unten. „Das ist so uncool", motzte er. Er hasste seine normale Brille abgrundtief.
„Du schaffst das schon", flüsterte Shota ihm zu und drückte kurz seinen Arm, ehe er sich wieder setzte, als Ectoplasma sich geräuspert hatte, und die beiden streng ansah. Natürlich war Mathematik nicht gerade Hizashis bestes Fach, weswegen er sich, bei der Tafel angekommen, noch einmal umwandte, nur um sich gleich wieder der Gleichung zuzuwenden, weil ihn alle anstarrten. Für gewöhnlich war Aufmerksamkeit für den quirligen Blondschopf kein Problem, allerdings nur dann, wenn er darauf aus war. Jetzt jedoch fühlte er sich grausam bloßgestellt, weil er keine Ahnung hatte, wo er anfangen sollte die Formel zu lösen, obwohl das doch Erstklässlerstoff war. Als Schüler der zweiten Klasse sollte er das doch im Schlaf können. Seine Stärke lag jedoch in den Unterrichtsfächern, die die Sprachen betrafen.
Dementsprechend starr stand er vor der Tafel und schluckte. „Wird's bald?", hakte der Mathematiklehrer nach und verschränkte die Arme. Doch als selbst nach zwei Minuten betretenem Schweigen nichts von Hizashi kam, seufzte Ectoplasma. „Normalerweise muss man dich anbetteln, dass du mal still bist, aber im Moment wäre es nicht schlecht, wenn du den Mund aufmachen würdest", riet der Mann dem Jungen. Denki lachte kurz auf. Er wartete noch einen Moment, ehe er sich umwandte. „Kann jemand Yamada dabei helfen, die Gleichung zu lösen? Kaminari vielleicht?" Schon war das nächste Opfer auserkoren worden, dass sich zu dem ratlosen Voicehero an der Tafel gesellte und ebenso verzweifelt auf die Gleichung starrte.
Shota fand das Verhalten von dem Lehrer ein wenig unfair. Immerhin stellte er die beiden Blondschöpfe im Moment etwas bloß und das hatten sie nicht verdient. Dabei hatte er erst vor kurzem noch angenommen, dass Ectomplasma ganz okay war, auch wenn er etwas furchteinflößend wirkte. Da Aizawa aber nicht weiter auffallen wollte, weil er sich vorgenommen hatte, keine Probleme mehr zu bereiten, hüllte er sich in Schweigen und zog stattdessen sein Heft heran und begann ganz groß die Gleichung und die Lösung aufzuschreiben. Da der Mathematiklehrer ihm den Rücken zukehrte, war es ein leichtes, den beiden vorne zu helfen, indem er ihnen die Lösung so hinhielt, dass sie es sehen konnten.
„Wenn du die Lösung hast, wäre es besser deine Hand zu heben, als deinen Mitschülern die Lösung auf diese Weise mitzuteilen. Wie sollen sie denn sonst etwas lernen, Aizawa?", erklang es plötzlich neben ihm, was ihn zusammenzucken ließ. Wie hatte der Profiheld es geschafft, so plötzlich neben ihm aufzutauchen? „Na los, erklär es ihnen!", forderte er den Jungen auf.
Kurz verzog Shota seine Miene, weil er keine Lust hatte seinen Platz zu verlassen, doch als der Erwachsene seinen Kopf schieflegte und ihm einen Blick zuwarf, der keine Widerrede duldete, erhob sich Aizawa langsam und versuchte zu ignorieren, dass mittlerweile alle Blicke auch auf ihm lagen. Wie unangenehm. Für einen kurzen Augenblick dachte er darüber nach, zur Tür hinaus zu verschwinden, doch er wollte nicht feige sein. Es war nur eine Gleichung und kein monströser Schurke. Hizashi lächelte ihm aufmunternd zu, was die Sache ein wenig leichter machte. Er würde sich einfach auf die beiden Blondinen konzentrieren und die anderen ignorieren.
Also nahm er Denki das Stück Kreide ab und trat ihnen zwischen beiden hindurch. „Ihr müsst zuerst hier auflösen", begann er zu erklären und schrieb alles auf, während er weiter erklärte und dabei darauf achtgab, dass Kaminari und Yamada ihm folgen konnten. Tatsächlich fiel es ihm sehr leicht, den beiden den Lösungsweg verständlich aufzuzeigen, während er den Rest der Klasse ausblendete. Irgendwie konnte er sich jedoch nicht vorstellen, dass er tatsächlich tagtäglich vor 20 Schülern stand und versuchte ihnen etwas beizubringen. Zwei Schüler waren keine große Sache, aber das zehnfache davon? Nie im Leben.
„Gut. Habt ihr es nun verstanden?", fragte Ectoplasma, nachdem Shota fertig war und sich die Finger an seiner Hose abwischte. Die beiden Jungen nickten. „Dann setzt euch wieder und haltet euch in Zukunft etwas zurück, anstatt den Unterricht zu stören!" Das ließen sich die Jugendlich nicht zweimal sagen. Am schnellsten war Shota wieder auf seinem Platz, obwohl er nichts falsch gemacht hatte, zumindest hatte er den Unterricht nicht aktiv gestört. Er war jedoch froh, dass die Blicke der anderen nicht mehr auf ihm lagen. „Dann fahren wir mal fort", meinte der Profiheld, ging kurz sicher, dass jeder den Lösungsweg verstanden hatte und schrieb dann eine neue Gleichung an die Tafel. Zum Glück blieben die drei, die gerade vorne schwitzen durften, verschont und Yuga musste diesmal ran.
Nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte, und sein Herz nicht mehr so schnell in seiner Brust hämmerte, sah Shota zu Hizashi, der mit hochrotem Kopf über sein Mathematikbuch gebeugt saß. Vermutlich war ihm die ganze Sache ziemlich peinlich. Für gewöhnlich konnte er sich ja aus jeder Sache irgendwie rausreden, aber diesmal hatte es ihm einfach die Sprache verschlagen. Mathe war einfach noch nie seine Stärke gewesen, und eines jene Fächer, in dem Aizawa ihm und Oboro immer bei den Aufgaben geholfen hatte, während Hizashi ihnen bei Englisch und Japanisch weitergeholfen hatte. Jeder in der Gruppe hatte so seine Stärke, von denen die andere profitierten. Deswegen waren sie auch so ein gutes Team. Gewesen. Immerhin gab es dieses Team nicht mehr. Seufzend wandte der Dunkelhaarige sich wieder der Tafel zu und versuchte sich auf den restlichen Unterricht zu konzentrieren.
DU LIEST GERADE
DeAged Troubles
Fanfiction[MHA | Aizawa zentrisch ] Erneut gelingt es der Liga der Bösen die Schüler der 1A anzugreifen, was Eraserhead zu verhindern weiß. Allerdings hätte niemand damit gerechnet, dass er dadurch zum Opfer einer Macke wird und sie ihren Lehrer auf eine ganz...