Kapitel 21

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Nachdem Tokoyami zurückgekehrt war, erhoben sich alle sofort und gingen auf die Tür zu. Die Schüler waren froh, dass sie Shota nicht viel erklären mussten, damit er mit ihnen mitkam und von den Katzen abließ, auch wenn er lieber geblieben wäre. Doch da die Schurkenliga am anderen Tisch auf sie lauerte, war es besser, sofort zur Schule zurückzukehren. Aizawa war es im Augenblick sogar egal, wenn seine Lüge auffliegen würde, weil sie mit leeren Händen zurückkehrten, doch es war besser, als wenn acht Schüler gegen eine Handvoll Schurken kämpfen mussten. Natürlich hatten sie alle längst ihre Vorläufige Lizenz, allerdings war das kein Freifahrtsschein dafür, dass sie sich nun in einen Kampf verwickeln lassen sollten. Vor allem nicht mit den Personen, die sie bisher beobachtet hatten.

Erst eine Seitenstraße weiter wagten sie es, über ihre Schulter zu blicken. Es war bereits dunkel und die Straßen waren durch die Laternen nur spärlich beleuchtet, doch sie konnte niemanden entdecken, der ihnen folgte. „Vielleicht war es nur Zufall, dass sie auch da waren und sie wollten keinen Ärger", trug Mineta seine Gedanken vor. Er schien tatsächlich erleichtert zu sein und seinen eigenen Worten Glauben zu schenken.

„Das glaube ich nicht, aber vielleicht haben sie nicht damit gerechnet, dass wir so schnell gehen", merkte Kirishima an. Egal was es auch war, die Jugendlichen waren allesamt erleichtert, dass es keinen Ärger gegeben hatte. „Jetzt können wir ja auch noch die Sachen holen, die Shota besorgen wollte, damit er nicht auffliegt", schlug Denki vor und verschränkte schelmisch grinsend die Arme hinter seinem Kopf. Aizawa schüttelte jedoch denn Kopf. Er wollte nur so schnell wie möglich das Schultor passieren, damit alle in Sicherheit waren. Man musste das Schicksal schließlich nicht herausfordern. Die Strafe nahm er gerne in Kauf, wenn Nemuri Wind davon bekam, dass er sie belogen und betrogen hatte. Es wäre nur gerecht.

Gerade als er es aussprechen wollte, erschien vor ihnen eine blaue Flammenwand, die ihnen den Weg abschnitt. „Wo wollt ihr denn so schnell hin?", erklang Dabis Stimme, während das Feuer immer größer wurde und langsam zu wandern begann, um sie auf drei Seiten einzuschließen. Somit gab es nur einen einzigen Fluchtweg, und in diesem standen Toga, Twice, Dabi, Spinner und ein ihnen noch unbekanntes Gesicht.

„Scheiße", fluchte Denki, „wieso haben wir Todoroki nicht mitgenommen." Tatsächlich wäre nun jemand mit einer Wassermacke ziemlich hilfreich gewesen.

„Begrüßt man so alte Freunde?", fragte Himiko freundlich lächelnd und winkte Shota freudig zu, „aus dir ist ein hübsches Kerlchen geworden, Shota. Erinnerst du dich an mich?" Ihre Stimme klang zuckersüß, aber nicht unfreundlich.

Nachdenklich runzelte Aizawa die Stirn und betrachtete die drei Schurken, die ihm tatsächlich bekannt vorkamen. Es war wie eine Erinnerung aus alten Tagen, jedoch fühlte es sich nicht so an, als ob es wirklich so lange her gewesen war. Schließlich sahen alle noch genau gleich aus wie in seiner Erinnerung. Je mehr er jedoch darüber nachdachte, umso mehr bekam er Kopfschmerzen. „Ich denke schon ... ihr habt mich entführt und geschlagen!", erinnerte er sich schließlich.

Himiko hielt den Zeigefinger hoch und verneinte damit seine Aussage. „Das stimmt so nicht. Erstens bist du freiwillig mitgekommen und zweitens hat nur er dich geschlagen", berichtigte sie ihn und zeigte auf Dabi, der seinen Kopf schief legte. „Erinnerst du dich denn nicht? Die da haben dich im Einkaufszentrum ausgesetzt. Wieso hängst du schon wieder mit diesen gemeinen Kindern rum?" Kopfschüttelnd verschränkte sie die Arme. „Komm schon. Wir wollten doch für eine Heldenfreie Welt sorgen, in der wir sein können, wer wir wollen", erinnerte sie ihn weiter und lächelte breit, streckte eine Hand aus, als würde sie erwarten, dass er nach ihr greifen würde und sich ihnen sofort aufgrund ihrer Worte anschloss.

Auch wenn langsam seine Erinnerungen an diesen Tag zurückkehrten, und er davon Kopfschmerzen bekam, schüttelte er den Kopf. „Sie haben mich nicht ausgesetzt." Katsuki hatte ihm alles erklärt. Es war keine Absicht gewesen. Er hatte Dabi gesehen und wollte ihm folgen, er hatte Shota sogar Bescheid gesagt, dass er warten sollte, doch der hatte ihn nicht gehört. Es war also gewiss nicht die Schuld der Schüler allein gewesen, dass das passiert war. „Außerdem versinkt die Welt im Chaos, wenn es keine Helden gibt!"

„Brr", machte Toga und ließ ihren Arm beleidigt sinken, „er wurde schon mit diesem Virus infiziert." Sie schauderte. „Gut, dass wir den Neuen mithaben, um euch alle jünger zu machen! Dann können wir euch davon befreien und neu erziehen!" Damit erklärte sich das neue Gesicht, dass niemand kannte, und denn nun jeder ansah.

„Das ist der Typ, der uns im Wald angegriffen hat!", entfuhr es Fumikage. Der Typ mit der Verjüngungsmacke, der für Aizawas jugendliches Auftreten verantwortlich war.

„Haben wir dann genug geplaudert?", wollte Dabi gelangweilt wissen und ließ eine Flamme in seinen Händen erscheinen, „ergebt euch einfach, dann ist die Sache schnell vorbei."

Um den dunkelhaarigen Jungen herum nahmen die Schüler ihre Kampfpositionen ein. Das war wohl ein klares Nein. Ihm war zwar nicht nach einem Kampf zumute, aber er würde auch nicht einfach davon laufen und die anderen alleine lassen. Also nahm er das Ende seines Fangtuchs in die Hand und machte sich ebenso bereit. „Niemals", verkündete er und löschte Dabis Macke. Sofort verschwanden die Flammen und es wurde wieder dunkel um sie herum.

„Ich hasse diesen Typen", murrte Dabi vor sich hin, ehe er auf Shota losstürmte, der mit einem Seitensprung auswich und schnell unter das Fangtuch griff, um seine Brille hervorzuziehen, damit seine Augen geschützt waren. Danach warf er das Fangtuch nach Dabi, der allerdings ebenso auswich und das Tuch griff, um Aizawa zu sich zu ziehen. „Deine Reaktionen und Angriffe waren also einmal ziemlich schlecht, was?", verhöhnte er den Jungen und wollte ihn mit einem Fausthieb im Gesicht treffen, doch plötzlich wurde Dabi von Eijiro zur Seite gestoßen.

„Hör nicht auf ihn. Konzentrier dich einfach auf deine Stärken", versicherte Kirishima dem Dunkelhaarigen und nickte ihm aufmunternd zu, ehe er weiter sprang und den Schurken in einen Kampf verwickelte.

Die Worte des Ligamitglieds hatten Aizawa wirklich hart getroffen und verunsichert, doch nachdem der Rotschopf ihm gesagt hatte, er sollte sich auf seine Stärken konzentrieren, fasste er neuen Mut. Er musste sich nur an das Training mit Shinsou erinnern. Kaum hatte er das gedacht, stand auch schon Twice vor ihm, nicht nur er, sondern auch ein zweiter Dabi. Zuerst wich Shota erschrocken zurück, doch als er merkte, dass die anderen Schüler ebenso kämpften, griff er erneut nach seinem Fangtuch und warf es auf den Dabidoppelgänger, löschte seine Macke, bevor er etwas unternehmen konnte, und zog ihn zu sich heran, während er mit einem Bein voraus auf ihn zu sprang und einen kräftigen Tritt in den Brustkorb verpasste. Kurz darauf zerfloss das Imitat, und Shota wandte sich Twice zu, der erschrocken dreinblickte und dann das Weite suchte.

Damit er nicht entkommen konnte, wollte Aizawa ihm folgen, doch stattdessen stellte sich ihm der Typ mit der Verjüngungsmacke in den Weg. Shota erinnerte sich nicht wirklich an den Kerl, nicht einmal mehr an den Tag, an dem er ihn verletzt und mit seiner Macke belegt hatte. Dennoch hatte er das Gefühl, ihm schon einmal begegnet zu sein. Vor allem als er ein Messer aufblitzen sah, zuckte er kurz zurück. Es dauerte einen Moment, bis er erkannte, dass es nicht einfach ein Messer war, sondern der Daumen des Mannes aussah wie ein Messer, und das an beiden Händen. „Man nennt mich Yearthief, weil ich die Jahre meiner Opfer stehle. Aber bisher konnte ich nie ausprobieren, was passiert, wenn ich noch einmal jemanden mein Gift einflösse, der schon einmal in den Genuss gekommen ist", erklärte er, „lass es mich ausprobieren!" Er hatte noch nicht einmal seinen Satz beendet, als er seine Hände nach vorne streckte und die beiden Waffen auf Shota zuschossen, der mit einem Hechtsprung auswich.

Sofort versuchte er die Macke des Angreifers zu löschen, aber da es sich um eine Mutation handelte, ließ es sich nicht beenden. Vermutlich würde nur die Wirkung ausbleiben, aber die Messer konnten dennoch verletzen, und waren noch immer ziemlich gefährlich.

Währenddessen hatte Dabi bemerkt, dass er seine Macke wiederhatte, und setzte sie dementsprechend ein, und schnitt Shota vom Rest der Gruppe ab. Yearthief setzte erneut zum Angriff gegen Aizawa an, als dieser bemerkte, dass die anderen in Schwierigkeiten waren, doch noch bevor er Dabis Macke erneut löschen konnte, musste er den Messern erneut ausweichen. Auch Spinner war plötzlich neben ihn und hieb mit seinem Schwert nach ihm. Es war ganz klar, dass sie Aizawa ablenken wollten, damit er den anderen nicht helfen konnte, die nicht nur von den Flammen bedroht wurden, sondern auch gegen Dabei, Toga und Twice kämpfen mussten. Letzterer sparte nicht mit seinen Kopien von anderen Schurken. „Scheiße", fluchte Shota leise und wich erneut den Angriffen aus. Er musste irgendetwas unternehmen. Doch was? Er war doch noch immer nur der nutzlose Junge, mit der nutzlosen Macken.

DeAged TroublesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt