Kapitel 95

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Es dauerte ein paar Tage, bis das Fieber endlich wieder sank und Shota sich nicht mehr so fühlte, als hätte man ihn runtergeschluckt, wieder ausgespuckt und anschließend überfahren. Inzwischen fühlte er sich nur noch, als hätte er gegen einen viel zu starken Gegner gekämpft und verloren. Sein Hals schmerzte noch immer, ebenso wie sein Kopf, doch er fühlte sich eindeutig besser als zuvor, und er wäre bereit dafür, wieder am Unterricht teilzunehmen und seine Strafarbeit abzuarbeiten. Yagi beharrte jedoch darauf, dass er erst wieder zurück ins Klassenzimmer durfte, wenn es ihm zu hundert Prozent besser ging. Auch seine Strafarbeit durfte er erst wieder aufnehmen, wenn er komplett gesund war.

Ein wenig fühlte es sich so an, als ob er Hausarrest hatte. Während seine Mitschüler gerade im Unterricht saßen, lag er im Bett und las ein Buch. Sogar Eri hatte eine Lehrstunde bei Nedzu, der sich vorgenommen hatte, dem Mädchen die einfachen Dinge des Allgemeinwissens beizubringen, während Aizawa im Moment verhindert war. Obwohl sich der dunkelhaarige Junge selbst beschäftigen konnte und für gewöhnlich ein Einzelgänger war, musste er doch zugeben, dass er sich alleine mittlerweile langweilte. Wenn Hizashi, seine neuen Freunde oder Yagi nicht in der Nähe waren, fühlte er sich ungewohnt einsam. Es war seltsam, wie sehr er sich doch in den letzten Wochen verändert hatte. Dabei hatte er sich damals bereits damit abgefunden, keine Freunde zu haben und war auch während seiner Anfangszeit an der UA vehement dagegen gewesen, sich mit jemanden anzufreunden. Oboro und Hizashi hatten seine Worte jedoch nie wirklich ernst genommen und ihn überallhin mitgeschleift. Durch die beiden hatte er gelernt, was es hieß beste Freunde zu haben, und die 1-A hat nun eine Menge oben draufgesetzt. Außerdem hatte er nun ebenso so etwas wie eine richtige Familie. Kein Wunder also, dass er es nicht mehr gewohnt war, allein zu sein.

Ein Hustenanfall durchbrach die Stille, die in seinem Zimmer vorherrschte, nachdem die Playlist, die HIzashi ihm zusammengestellt hatte, zuvor zu Ende gegangen war. Irgendwie war sein Husten in den letzten Tagen schlimmer geworden, zumindest hatte er das Gefühl, doch laut Recovery Girl war alles in Ordnung. Schließlich hatte er nun keinen trockenen Husten mehr und der Schleim, der sich in seinen Lungen gebildet hatte, wurde abtransportiert. Allein bei dem Gedanken daran, verzog er angeekelt seine Miene, während er nach der Tasse griff, die neben seinem Bett stand. Auch wenn ihm der Tee mittlerweile zum Hals raushing, musste er viel trinken. Leider war sie jedoch leer.

„Fuck", krächzte Shota, ehe er seufzend zur Bettkante rutschte und die Bettdecke um seine Schulter schlang. Eigentlich hatte ihm Hizashi eine große Kanne Tee vorbeigebracht, bevor er zur Schule los musste, doch diese hatte der Kranke längst ausgetrunken. Langsam trugen ihn seine Beine zur Küche, wo er den Wasserkocher befüllte und anschaltete.

Während er darauf wartete, dass das kleine Gerät seine Arbeit verrichtete, sah er sich in der Wohnheimküche etwas um. Auch wenn es nicht übermäßig unordentlich aussah, fand er doch ein zwei Dinge, die er erledigen könnte, während er darauf wartete, dass das Wasser kochte. Ein paar Tassen standen herum, und der Tisch war nach dem Frühstück eindeutig nicht sauber gemacht worden. Also machte er sich daran, das Geschirr zur Spülmaschine zu bringen und einen Lappen zu holen, um den Tisch zu wischen. Irgendwie kam er sich sonst nur dämlich vor, wenn er hier herumstand und darauf wartete, dass der Wasserkocher fertig wurde.

Versunken darin, die Tischoberfläche sauber zu machen, bekam er zunächst gar nicht mit, dass plötzlich jemand den Raum betrat. „Oi! Du solltest doch im Bett liegen und nicht heimlich Putzfee spielen, Sleeping Prince!" Obwohl der Jugendliche die Stimme seines Freundes sofort erkannte, zuckte er erschrocken zusammen und ließ den Lappen sofort fallen.

„Zashi hat recht. Du hast Glück, dass wir dich entdeckt haben und nicht Illusion!", scherzte Denki, der ebenso die Küche betreten hatte. Schnell griff er nach dem feuchten Tuch und zwinkerte Shota zu. „Eeeeigentlich war es ja heute meine Aufgabe, nach dem Frühstück sauber zu machen, aber ich hab das voll verschwitzt", gab er entschuldigend dreinblickend zu und begann dort weiter zu wischen, wo Shota soeben aufgehört hatte.

DeAged TroublesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt