Kapitel 16

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Nach dem Mittagessen fand zum Glück ein Kurs moderner Heldenkunstgeschichte statt, was für Shota bedeutete, dass er ein wenig Ruhe vor der Klasse hatte, die sich sehr darum bemühte, ihn zu integrieren. Irgendwie hatte er sich seit der Niederlage davor gefürchtet, sie würden ihn damit aufziehen, wie schwach er war, wo Bakugo sich schon während der Übung selbst nicht hatte zurückhalten können, doch er hörte davon kein Wort mehr. Stattdessen schien das für alle vergessen und seine Sorge, wegen der er schon früh Morgens das Wohnheim verlassen hatte, war tatsächlich unbegründet. Sie hatten ihm tatsächlich angeboten, mit zum Unterricht zu kommen, doch er hatte abgelehnt. Bei Nemuri wollte er nicht wirklich im Unterricht sitzen, zum einen konnte er sich die Dunkelhaarige nicht als Lehrerin vorstellen und zum anderen hatte er das Gefühl, dass sie ihn nicht in Ruhe lassen würde.

Dafür hatte Eri ihn gleich wieder in Beschlag genommen, nachdem sie ihn entdeckt hatte. Anfangs wirkte sie ein wenig böse darüber, dass er sie einfach alleine gelassen hatte, doch dieser Ärger legte sich schnell wieder, als er ihr von der Katze erzählte, die er gefunden hatte. Tatsächlich erzählte er ihr die Geschichte so, als ob Shinsou die Katze vom Baum gerettet hatte, nachdem Aizawa sie gefunden hatte. Es war immerhin nicht gelogen, schließlich würde er noch immer da oben sitzen, wenn der Schüler der allgemeinen Fakultät nicht vorbeigekommen wäre, um ihm zu helfen. Außerdem wollte er nicht zugeben, dass er eine Dummheit begangen hatte, und fast vom Baum gefallen wäre. Die gestrige Peinlichkeit reichte ihm vollkommen, und er wollte nicht noch eine Schippe oben drauf legen.

Nun wollten sie erneut nach dem Tier suchen. Da sie beide das Gelände nicht verlassen durften, damit sie Katzenfutter kaufen konnten, besuchten sie kurzerhand Lunch Rush in der Küche, um nach ein paar Resten zu fragen. „Hast du denn keine Katzenfutterdosen mehr? Dein Vorrat war doch immer riesig", kommentierte der kochende Held, bereitete jedoch einen kleinen Teller mit etwas Pastete vor. Aizawa hatte schließlich keine Ahnung, dass er ein Zimmer im Lehrerwohnheim hatte, in dem ein Schrank voll mit Katzenfutter stand. Auch Eri wusste davon nichts, weil er immer nur heimlich die Streuner fütterte.

Doch gerade weil er das oft tat, war es eigentlich keine Überraschung, dass sie, kaum als sie mit dem Teller Pastete auf dem Gelände der Schule herumliefen um nach dem Tier von vorhin zu suchen, plötzlich von einer Horde Katzen umringt waren, die allesamt etwas von der Leckerei abhaben wollten. „Jetzt haben wir zu wenig Futter dabei!", stellte Eri schockiert fest und Shota nickte. Er wagte es gar nicht, den Teller auf dem Boden abzustellen, weil er nicht wollte, dass die armen Vierbeiner einen Streit deswegen anfingen und übereinander herfielen. Alle sahen ziemlich hungrig aus und schienen zu allem bereit.

„Braucht ihr Hilfe?", erklang es plötzlich hinter ihnen. Ektoplasma stand hinter ihnen und sah auf das Katzenrudel, das die beiden Kinder umringte. Manche davon hatten sogar schon damit begonnen, an Aizawas Hosenbeinen hochzuklettern, um an den Teller zu kommen. „Du weißt, dass du einen ganzen Vorrat an Futter in deinem Zimmer hast, ja?", fragte er belustigt, als er die einzelne Pastete auf dem Teller des Jungen sah, den er so hochhielt wie möglich, während ein Kater schon seine Krallen in seinem Brustkorb vertiefte und er keine Hand frei hatte, um das Tier zu entfernen.

„Woher denn?", fragte er, „autsch! Eri Hilfe!" Doch das Mädchen schaffte es nicht, den Vierbeiner zu entfernen, weil sie um eine Spur zu klein war und das flinke Katzentier längst auf Shotas Schultern saß und sich streckte.

Sofort vervielfältigte sich Ektoplasma und schickte einen Doppelgänger los, um ein wenig mehr Futter zu holen, während er selbst dem Dunkelhaarigen zur Hand ging und ihn befreite. Er war einer der wenigen, der wusste, dass Shota heimlich die Streuner fütterte. „Irgendwie ist es witzig, dass ich dir schon einmal gesagt habe, dass es dir eines Tages zum Verhängnis wird und du nur meintest, es wäre ein schöner Tod von Katzen überrannt zu werden", scherzte der Mathematiklehrer und streichelte den Kater, der kaum stillhalten wollte, weil er die höhere Position gerne nutzen wollte, um an den Teller zu kommen.

„Hm ... klingt nach mir, ja", murmelte Shota verlegen und wich dem Blick des Profihelden aus. Irgendwie war es seltsam, dass der Erwachsene ihn kannte, aber er ihn nicht. Er war ohnehin oft verlegen, wenn er mit Fremden sprechen musste, aber diese Sache machte es noch unangenehmer. Glücklicherweise kam der Doppelgänger bald zurück und hatte eine Unmenge an Dosen dabei. Ein paar Minuten später hatten sie alle anwesenden Vierbeiner zufriedengestellt und Aizawa konnte erleichtert ausatmen. Es wäre wirklich schade gewesen, wenn sie nicht genug für alle gehabt hätten.

„Danke für die Hilfe!", meinte er an Ektoplasma gewandt, der ihn breit lächelnd ansah. Zumindest hielt Shota es für ein Lächeln, schließlich ließ sich das bei dem Gesichtsausdruck und dem Helm des Profihelden nicht wirklich sagen.

Dieser wuschelte kurz durch die dunklen Haare des Jungen. „Nicht dafür", winkte der Mann ab. Schließlich wusste er, wie wichtig dem erwachsenen Aizawa die Streuner waren. Zumindest hatte es bisher immer den Eindruck gemacht, auch wenn er nie eine große Sache daraus machte und ständig alles abstritt. Immerhin fütterte er sie auch ständig an irgendwelchen abgelegenen Ecken des Campus, damit ihn dabei niemand beobachtete. Ektoplasma hatte ihn einmal dabei erwischt, und seither wusste er davon.

Eri machte sich indes daran die kleinen Kätzchen zu streicheln, die bereits mit dem Essen fertig waren und nun spielen wollten. „Ich glaube wir brauchen mehr Hände, um alle glücklich zu machen", merkte sie lachend an, als sie von vier Kätzchen belagert wurde, die allesamt gestreichelt werden wollten. Irgendwie hatte Shota das Gefühl, dass er vielleicht gar nicht so unschuldig war an der Tatsache, dass hier am Campus fast 20 Katzen herumstreunten. Dafür, dass er damals nicht einmal fähig gewesen war, Sushi aus dem Regen zu retten, war es doch sehr paradox, dass er sich nun um eine Horde streunender Katzen zu kümmern schien. Doch da sie alle sehr vertraut auf ihn reagierten, musste er sich wohl um sie kümmern, sie füttern und auch ab und an streicheln, damit sie so zutraulich waren. Vielleicht war er auch nur deswegen auf den Campus gezogen. Um heimlich eine Katzenarmee aufbauen zu können, wenn es mit der Agentur schon nicht geklappt hatte. Der Gedanke brachte ihn zum Grinsen, während er Eri dabei half, die Katzen zu streicheln und mit ihnen zu spielen, was ziemlich viel Zeit in Anspruch nahm.

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